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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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ihr
Verlobter ist.«
    Tarzan nickte. »Auf mich hat
sie zwar einen ehrlichen und biederen Eindruck gemacht. Aber lassen wir uns von
ihrem schlichten Gemüt nicht täuschen! Es hat schon Ganoven gegeben, die wie
Seelsorger aussahen und sich auch so ähnlich benahmen. Vielleicht ist die Hübner
mit Schaudig zusammen, weil sie heimlich spielt. Vielleicht ist sie
roulettesüchtig! Vielleicht veruntreut sie Geld! Vielleicht fährt sie jeden
Abend nach Bad Zockerhausen. Ja, zum Henker, mich würde sehr interessieren, was
sie nach Feierabend treibt. Mensch, Karl! Ist ja Klasse, dass man sie von hier
aus so gut beobachten kann. Du bist auf dem richtigen Posten. Aber ich wäre
gern dabei.«
    »Kannst dich ja wieder mal bei
ihm einquartieren«, meinte Gaby.
    »Das ist ne Idee, Pfote.«
    Tarzan boxte in die Luft, dass
sich einige aufdringliche Mücken entsetzt in Sicherheit brachten.
    »Wenn du deine verehrte Mutter
bittest, Karl, dass sie mich einlädt und im Internat anruft und dem EvD
Bescheid sagt, dann... Du, ich habe das Gefühl, dann können wir die nächste
Schufterei verhindern.«
    »Gemacht«, sagte Karl.

10. Verhängisvolles Tränengas
     
    Am Montag war Klößchen noch
krank.
    Während der großen Pause
besuchten ihn seine Freunde.
    Rosig und schokoladensatt lag
er im Bett, mit leicht erhöhter Temperatur. Endlich, sagte er, hätte er mal
Zeit, sich vom Schulstress zu erholen.
    In der ganzen Schule war
inzwischen bekannt, wie Tarzan die Kidnapper um das Lösegeld gebracht hatte.
Die kleineren Schüler bestaunten ihn auf dem Schulhof. Die Beinahe-Abiturienten
aus der letzten Klasse klopften ihm gönnerhaft auf die Schulter und meinten, er
wäre ein toller Kerl. Dieter Kisch, der Chefredakteur, sagte, er solle
unbedingt darüber schreiben.
    Bei so viel Ruhm verging der
Vormittag wie im Flug. Nach dem Mittagessen packte Tarzan seine Siebensachen
zusammen und radelte stadtwärts, zur Lindenhof-Allee.
    Nachmittags kam auch Gaby. Die
drei machten sich im Garten nützlich, wo das Unkraut sich vor Beginn der kalten
Jahreszeit nochmal besonders anstrengte.
    Später saßen sie in Karls
Zimmer und Frau Vierstein brachte belegte Brote und Limonade.
    Als sie wieder allein waren,
sagte Gaby kopfschüttelnd: »Dass ausgerechnet dieser Schaudig Croupier ist! Ein
Halunke als Croupier! Bei Spielbanken muss es doch ehrlich zugehen.«
    »Wie bitte?« Karl richtete sich
steil auf. »Pfote, da könnte dir bestimmt der Kommissar Glockner was anderes
erzählen. Betrug gehört zum Spiel wie die Henne zum Ei.«
    Jetzt kommt’s, dachte Tarzan.
Er hat schon seit Tagen keinen Vortrag gehalten.
    Für seine Vorträge nämlich, die
er in seinem Computer-Gehirn bereithielt, war Karl berühmt und berüchtigt.
    »Beim Roulette, Pfote, betrügt
jeder jeden.« Karls Augen leuchteten. Offenbar war er bestens informiert,
obwohl er garantiert noch kein Spielkasino von innen gesehen hatte. »Die
Spieler, weißt du, betrügen sich gegenseitig, die Croupiers die Spielbanken,
die Kasino-Inhaber ihre Partner und die Spielbanken die Spieler. Aber das
letztere ist erlaubt, sozusagen Geschäftsprinzip. Denn die Spielbanken gewinnen
immer. In ganz Europa gibt es Falschspielerbanden: Syndikate. Die sorgen dafür,
dass an den Roulettetischen technische Fehler auftreten. Zum Beispiel, indem
sich nachts heimlich ein Fachmann an den Tischen zu schaffen macht. Das hat zur
Folge, dass gewisse Zahlen öfter kommen als andere. Freilich nicht so, dass
gleich ein Dummer merkt, wo das Glück winkt. Aber immerhin doch so, dass ein
Spieltisch sich ausrechnen lässt. In Schweden arbeitete der Direktor eines
Spielkasinos mit einem Syndikat zusammen. Er ließ die Tische manipulieren (handhaben,
deichseln) und war mit 50 Prozent an diesem illegalen (ungesetzlichen) Gewinn beteiligt. Man kann sagen: Durch Kesselfehler betrügen Berufsspieler die
Kasinos. Die Croupiers tun das durch Jeton-Diebstahl. Und mit anderen, zum Teil
amüsanten Tricks. Freilich gilt das nicht — oder nur in geringem Maße — für
deutsche Spielbanken. Die sind geradezu klösterlich rein. Aber im europäischen
Ausland... O weh! Den miesesten Ruf hat Belgien. Wenn dich da einer im
Spielkasino links anpufft, schau ganz schnell nach rechts — und du kannst
miterleben, wie einer deinen Jeton vom Tisch klaut. Die Falschspieler in diesen
Raubritterburgen arbeiten mit Klebstoff, Zigarettenschachteln und modischen
Krawatten. In einer deutschen Spielbank fiel zum Beispiel auf, dass immer dann
größere Jetons —
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