Das Geheimnis der Götter
halben Sachen und wollte sich auf keinen Fall irgendeiner Gefahr aussetzen.
»Wir werden ihr eine kleine Überraschung bereiten«, beschloss er, »schließlich haben wir in Heliopolis einen Spitzel.«
»Und zwar den besten von ganz Unterägypten.«
»Ja, und nachdem diese Priesterin so gern reist, werden wir sie auf eine lange Reise schicken – auf eine Reise ohne Wiederkehr.«
Nesmontu konnte es nicht mehr ertragen. Nie zuvor im Leben hatte man ihn so lange von seinem Beruf fern gehalten. Ohne seine Generalsunterkunft, die Kaserne und die Soldaten fühlte er sich einfach überflüssig. Und die Behaglichkeiten in Sehoteps stattlichem Haus wurden ihm immer unerträglicher. Seine einzige Ablenkung bestand darin, mehrmals täglich seinen Körper auf eine Weise zu ertüchtigen, die ein junger Soldat bei bester Gesundheit kaum ausgehalten hätte. Der frühere Träger des Königlichen Siegels las derweil immer wieder die Schriften der Weisen. Die tiefe Freundschaft, die die beiden Brüder aus dem Goldenen Kreis von Abydos verband, erlaubte es ihnen, diese quälende Wartezeit zu überstehen.
Da kam endlich Sobek!
»Der Anführer der Aufständischen verhält sich über die Maßen geschickt«, berichtete der Wesir. »Gerissen und misstrauisch wie er ist, traut er der Sache nicht, die Lage erscheint ihm zu günstig.«
»Wahrscheinlich hat es ihn verunsichert, dass wir nichts unternommen haben«, meinte Nesmontu, »und er glaubt nicht, dass das Land im Zerfall begriffen ist! Mit anderen Worten –
unser Plan geht schief.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach der Beschützer und berichtete von den jüngsten Ereignissen.
»Auch du gehst sehr geschickt vor«, fand Sehotep. »Hältst du es für möglich, dieses Spiel zu gewinnen?«
»Ich weiß es nicht. Soweit mir bekannt ist, haben wir keinen Fehler gemacht. Die Frage ist nur, ob wir den Feind an den Haken kriegen.«
»Wie sieht es mit unserem Gegenschlag aus?«, fragte Nesmontu besorgt.
»Alles zur Stelle«, versicherte der Wesir. »Die Einzelheiten folgen.«
Sein Bericht dauerte eine gute Stunde, und der General merkte sich alle Maßnahmen.
»Es bleiben noch etwa ein Dutzend Schwachstellen«, erläuterte er dann. »Kein einziges Viertel in Memphis darf von unserer Besetzung ausgenommen werden. Wenn die Widerständler endlich ihre Rattenlöcher verlassen, müssen sie entweder sofort in die Zange genommen werden oder gegen unüberwindliche Mauern laufen.«
Sobek schrieb sich die Verbesserungsvorschläge für seinen Plan auf.
»Mein lieber General, diese Zwangspause hat deiner Hellsichtigkeit nicht geschadet!«
»Das fehlte gerade noch! Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich nach diesem feindlichen Großangriff sehne… Endlich bekommen wir die Gesichter dieser Mörder zu sehen und können auf offenem Gelände gegen diese Armee der Finsternis kämpfen.«
»Mir scheint, die Gefahr wächst immer noch«, urteilte der Wesir. »Wir wissen weder, über wie viele Leute genau der Prophet verfügt, noch kennen wir ihre Ziele.«
»Das sind der Königspalast, das Wesirenamt und die Hauptkaserne!«, meinte der General. »Wenn sie diese wichtigen Punkte eingenommen haben, kommt es
zwangsläufig zum vollkommenen Durcheinander. Deshalb sollen sich meine Truppen im Umkreis dieser Gebäude versteckt halten. Vor allem aber dürfen die sichtbaren Wachen nicht verstärkt werden!«
Nesmontu hatte bereits wieder die Fäden in der Hand. Dann wandte sich der Wesir an Sehotep.
»Das Verfahren nimmt seinen Gang.«
»Mich zu belasten, nehme ich an?«
»Ich habe mich in keiner Weise eingemischt«, versicherte ihm Sobek. »Das Gericht wird dich sicher bald vorladen und sein Urteil verkünden.«
37
Nach Athribis zu segeln, der Hauptstadt der zehnten Provinz Unterägyptens, des Gaus des schwarzen Stieres, bereitete dem Kapitän keinerlei Schwierigkeiten. Trotzdem war er erleichtert, dass er anlegen konnte, ehe der Sturm losbrach. Dicke schwarze Wolken kamen von Westen und türmten sich vor ihnen auf, der heftige Wind wurde immer stärker, und große Wellen machten den Nil gefährlich.
»Hier ruht das Herz des Osiris«, erklärte Isis Sekari. »Es ist der letzte Teil seines Körpers, den ich holen muss.«
Blitze zuckten über den Himmel, und der Donner grollte.
»Das ist Seths Stimme«, meinte Sekari. »Er will dir deine Aufgabe anscheinend nicht erleichtern.«
Da die Mannschaft aus erfahrenen Männern bestand, die keine Gefahr scheuten, ließen sie sich so leicht nicht
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