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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Skarabäus aus Jaspis.
    »Du, Herr der Töpfer, der die neue Sonne geformt hat, lebe für immer und sei so standhaft wie der Pfeiler der Auferstehung. Zeige mir das himmlische Gold, den Weg ins ewige Leben. Gestern, heute und morgen sollen die Zeit von Osiris vollenden und die Verwandlungen jenseits des Todes neu gestalten.«

    Als Isis den Tempel verließ, stand die Sonne im Zenit. Die Einwohner von Athribis waren zurückgekehrt und sahen zu, wie die Oberpriesterin von Abydos die Reliquie auf den Rücken des gewaltigen schwarzen Stiers legte. Das Tier erfreute sich offensichtlich bester Gesundheit und führte die Menschen in einer Prozession zum Hafen.
    Bei seinem Anblick war der Kapitän starr vor Schreck. Sollte der Stier einen Wutanfall bekommen, konnte er mit seinen gewaltigen Hörnern sein Schiff schwer beschädigen!
    Als er sah, wie gelassen Isis war, beruhigte er sich jedoch wieder. Trotzdem machte er gern die Seile los, um Richtung Heliopolis zu segeln, der Sonnenstadt und Hauptstadt der dreizehnten Provinz Unterägyptens, ganz im Süden des Deltas und nördlich von Memphis gelegen.
    Voller Bewunderung und Rührung betrachtete Sekari Isis.
    »Jetzt hast du alle Teile von Osiris’ Körper eingesammelt und bist am Ziel deiner Suche angelangt.«
    »Der letzte Schritt fehlt noch.«
    »Das dürfte doch keine Schwierigkeit sein!«
    »Glaubst du etwa, das hohe Ansehen von Heliopolis könnte den Propheten abschrecken?«
    »Nein, vermutlich nicht… Aber er ist gescheitert! All seinen Fallen und Angriffen zum Trotz konnte er deine Reise nicht aufhalten.«
    »Ihn zu unterschätzen, wäre ein tödlicher Irrtum.«
    Sekari durchsuchte das Schiff von vorn bis hinten. Vielleicht hatte sich einer aus der Mannschaft mit dem Propheten verbündet? Sekari kannte sie zwar alle, aber vielleicht war ja doch einer von ihnen den verlockenden Versprechungen einer glänzenden Zukunft oder eines leicht verdienten Vermögens erlegen.
    Weder Nordwind noch Fang schienen irgendetwas
    Verdächtiges zu wittern. Die Soldaten, die Sobek aufs Härteste ausgebildet hatte, waren wohl vertrauenswürdig. Welche Art von Gefahr hielt Heliopolis dann für sie bereit?

    Der Flusslauf glitzerte in der Sonne, eine üppig grüne Landschaft, ausgedehnte Palmenhaine, eine friedliche, heitere Tempelstadt… Hier stand der einzigartige Obelisk, der Stein gewordene Sonnenstrahl. Hier herrschten Atum, der Schöpfergott, und Re, der Sonnengott. Und hier waren auch die Pyramidentexte verfasst worden, eine Schriftensammlung, mit deren Hilfe die Seele des Pharaos den Tod besiegen und ihre vielfältigen Verwandlungen in der anderen Welt vollziehen kann. Die großen Pyramiden des Alten Reichs, die nach der geistigen Wahrnehmung der Erleuchteten von Heliopolis erbaut worden waren, belegten auf eindrucksvolle Weise die Ewigkeit des Osiris.
    Im Herzen der Stadt gab es mehrere Heiligtümer, die teilweise voneinander unabhängig, teilweise zusammengehörig waren und in denen eine kleine Zahl von Fachleuten arbeitete. Nichts schien den Frieden in diesem heiligen Reich zu stören. Im Hafen empfingen Isis mehrere Priester mit kahl geschorenem Schädel.
    »Wir sind hocherfreut über Euren Besuch, Oberpriesterin von Abydos«, sagte ihr Wortführer. »Wir haben viel von den Großtaten gehört, die Ihr auf Eurer Reise vollbracht habt. Unsere Hilfe ist Euch sicher.«
    Derartige Erklärungen hätten Sekari eigentlich beruhigen müssen, stattdessen machten sie ihn nur noch misstrauischer. Das war ihm alles zu einfach, zu leicht, zu offensichtlich…
    Was verbarg sich hinter dieser salbungsvollen Haltung?
    »Ich möchte Euren Oberpriester sprechen«, sagte Isis.
    »Das ist leider nicht möglich. Er hatte vor kurzem einen Ohnmachtsanfall und kann seither nicht mehr sprechen.«
    »Wer vertritt ihn?«
    »Einer seiner Mitarbeiter. Falls er sterben sollte, werden die ständigen Priester Seiner Majestät den Namen seines Nachfolgers vorschlagen.«
    »Dann möchte ich diesen Stellvertreter sprechen.«
    »Wir unterrichten ihn umgehend von Eurer Ankunft. Während Ihr auf ihn wartet, könnt Ihr Euch ein wenig erfrischen und ausruhen.«
    Ein zeitweiliger Priester führte Isis, Sekari, Nordwind und Fang in einen Palast, der für hochrangigen Besuch gedacht war. Hund und Esel ließen sich ein Festmahl schmecken und schliefen dann nebeneinander ein.
    Vor lauter Besorgnis trank Sekari nur etwas Wasser und ging dann durch sämtliche Räume des Palastes, die mit Bildern von Blumen und Tieren

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