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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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klagte der Wanderer, »ich kann sie einfach nicht verjagen.«
    »Dann greifen wir eben zu einer anderen Waffe«, schlug Sekari vor und nahm seine Flöte.
    Kaum hatte er die ersten Töne eines ernsten, andächtigen Lieds gespielt, als die Tiere auch schon mit dem Plündern aufhörten, so etwas wie Tanzschritte andeuteten und den geweihten Ort verließen.
    Am Fuß einer mehrere hundert Jahre alten Akazie spross die goldene Pflanze des Osiris aus dem Boden.
    Aber der Vogel des Lichts zeigte sich nicht!
    »Wurde das Heiligtum vielleicht entweiht?«, fragte Isis.
    »Möge ihn die Oberpriesterin von Abydos durchschreiten und den Einklang wiederherstellen.«
    Mit seinem Angriff auf Djedu, Osiris’ Stadt im Delta, schwächte der Prophet gleichzeitig auch Abydos. War es ihm etwa gelungen, die Reliquie zu beschädigen?
    Isis schritt durch das große Eingangstor, betrat das Reich der Stille und ging eine Treppe zu einer Gruft hinunter, die von Anubis bewacht wurde. Der Schakal ließ sie vorbei, und sie stand vor dem Sarkophag, in dem der Körper vom Gott der Auferstehung ruhte.
    Jemand hatte die Blumen, aus denen die Krone des Herrn über den Westen war, überall verstreut.
    Isis sammelte sie auf, setzte sie wieder zur Krone zusammen und legte sie auf den Sarkophag.
    Als sie das Heiligtum verließ, zog ein prachtvoller Ibis mit rotem Schnabel, roten Füßen und leuchtend grünen Federn seine Kreise über dem heiligen Hügel.
    »Jetzt können die Seelen von Re und Osiris wieder Verbindung zueinander aufnehmen«, sagte der Wanderer. Der Vogel akh kannte die Pläne der Götter und brachte eine Erleuchtung zum Vorschein, die den Menschen nicht von Natur aus gegeben war, sondern die sie sich erobern mussten. Und ohne diese Erleuchtung konnte Iker nicht aus dem Tod zurückkehren.
    Der schöne Ibis setzte sich auf den höchsten Punkt der Anhöhe. Dort fand Isis dann auch die Reliquie – die Wirbelsäule des Osiris.
    Der Wanderer schenkte ihr außerdem die zwei Federn der Maat und sagte: »Ihr seid die Einzige, die damit umgehen und ihre Kräfte wirken lassen kann.«

    Der Türwächter des Libanesen machte einen zufriedenen Eindruck.
    »Drei Viertel unserer Leute wurden bereits verständigt, und alle sind froh, dass es endlich losgeht.«
    »Wurden alle Sicherheitsmaßnahmen strengstens befolgt?«
    »Ja, unsere Männer verhalten sich äußerst vorsichtig.«
    »Irgendwelche bedrohlichen Anzeichen?«
    »Nein, nichts. Einige Streifen, Durchsuchungen, Verhöre, gelegentlich marschieren Soldaten auf… Die Behörden treten nach wie vor auf der Stelle.«
    »Ich hoffe, unsere Verbindungsleute machen keinen Fehler!
    Ein falscher Schritt, und die ganze Sache ist in Frage gestellt.«
    »Eure Forderungen sind bekannt, und alle halten sich daran. Kann ich jetzt Euren Besuch hereinlassen?«
    »Habt ihr ihn durchsucht?«
    »Er nannte das richtige Passwort und trägt keine Waffe.«
    Bei dem Besucher handelte es sich um einen jungen, lebhaften, kräftig gebauten Landsmann des Libanesen, der schon seit langem für ihn arbeitete.
    »Bringst du gute Neuigkeiten?«
    »Leider nein.«
    »Ist diese Priesterin etwa noch immer auf ihrer unglaublichen Reise?«
    »Ja, schon bald wird sie in Athribis, der Hauptstadt der zehnten Provinz Unterägyptens, eintreffen, und kurz darauf in Heliopolis, der alten heiligen Stadt der göttlichen Sonne. Danach wird sie gefährlich mächtig sein.«
    »Gefährlich, gefährlich – wir wollen doch nicht übertreiben!
    Diese Isis ist auch nur eine Frau, und ihre Reise ähnelt eher den kopflosen Wegen einer Verrückten, die sich nicht mit dem Tod ihres Gatten abfinden kann.«
    »Hört man sich an, was so geredet wird, stößt sie bei der Priesterschaft auf große Begeisterung«, beharrte der junge Mann. »Anscheinend kann sie böse Flüche aufheben und sämtlichen Fallen entgehen. Genaueres weiß ich allerdings nicht, weil sie von Soldaten begleitet wird und ich deshalb nicht in ihre Nähe kann.«
    Diese Einzelheit beunruhigte den Libanesen zutiefst. Dann erfüllte Isis also doch einen ganz bestimmten Auftrag, und das unter strengster Bewachung. Sollte sie vielleicht versuchen, das Pflichtgefühl der Oberpriester und Oberpriesterinnen zu stärken? Oder überbrachte sie ihnen eine vertrauliche Botschaft des Pharaos? Sollte sie sie vor möglichen Überfällen von Anhängern des Propheten warnen?
    Angenommen, sie war nicht dem Wahnsinn verfallen, war das Betätigungsfeld von Isis dennoch begrenzt. Aber der Libanese machte keine

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