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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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unterzogen.«
    »Konnte Isis denn die ersten Prüfungen bestehen?«
    »Die schwierigsten kommen erst noch, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es gelingt.«
    »Nenne mir alle Einzelheiten und beschreibe genau, was deine Schwester Isis zu tun hat.«
    »Sie macht das meistens allein und…«
    »Du musst mir alles sagen, mein Herz, alles.« Shab war kurz davor einzugreifen. Mit der Spitze seines Silexmessers würde er ins Fleisch dieses Weibs bohren und sie zum Reden bringen. Ehe er zum äußersten Mittel griff, versuchte es der Prophet noch einmal anders. Seiner Verführungskunst gewiss umarmte er die schöne Nephthys und küsste sie erst zärtlich, dann mit der Gewalt eines Mannes, der sich seiner Beute sicher ist. Bina hockte zusammengekauert, nur wenige Schritte von ihnen entfernt, hinter einem der Opfertische versteckt und hatte jedes einzelne Wort gehört. Jetzt konnte sie nicht länger untätig zusehen.
    Vor ihren Augen wurde ihr ganzes Leben zerstört. Niemals würde sie es zulassen, dass sich diese Schlampe die Gunst ihres Herrn erschlich.
    Außer sich vor Eifersucht sprang Bina auf, packte einen Stein und schrie: »Ich schlag dir den Schädel ein!«
    Shab dachte, der Prophet sei in Gefahr, und nützte die Gelegenheit, endlich diese gefährliche Verrückte loszuwerden. Sein Messer bohrte sich in Binas Nacken, als sich deren Arm gerade über Nephthys senkte.
    Der Prophet schob die Ägypterin zur Seite und betrachtete enttäuscht seine Dienerin mit ihrem hasserfüllten Gesicht.
    »Ich habe dich geliebt… Ich liebe dich… Das durftest du nicht tun…«
    Dann brach sie tot zusammen.
    Nephthys nutzte die Verwirrung und flüchtete.
    »Hol sie zurück«, befahl ihm der Prophet, was dem Krummen auch keine Schwierigkeiten gemacht hätte. Aber ein Schlag traf ihn mit voller Gewalt.
    In vollem Lauf stieß er gegen die Spitze der Lanze, die Sekari schwang, der aus einer der Kapellen gestürzt war.
    »Du hier? Ich habe dich gar nicht bemerkt. Wie kann das sein?«
    Die Lanze durchbohrte seinen Rumpf, Shab der Krumme spuckte in hohem Bogen Blut, schwankte und fiel mit dem Gesicht auf den Boden.
    Weil er Nephthys in Sicherheit wusste, machte sich Sekari an die Verfolgung des Propheten, der eine Hand voll Salz auf den Weg warf, den Shab geebnet hatte.
    Sofort stand der Boden in Flammen, die eine schützende Mauer bildeten, hinter der sich der Prophet in die Wüste flüchten und das Große Land verlassen konnte.
    Die Bogenschützen waren darauf nicht vorbereitet und verschossen viele Pfeile umsonst.
    Kaum hatte sich das Feuer ein wenig beruhigt, untersuchte Sekari den Weg, der von rauchender Asche bedeckt war. Aber er konnte keinen Leichnam entdecken.
    »Ich weiß jetzt, wer der Verräter ist«, sagte Nephthys zu ihm, die noch immer am ganzen Körper zitterte.
    Eine Frage quälte Sekari jetzt besonders: Was hatte der Prophet wohl vor?

    MONAT KHOIAK
    Vierzehnter Tag (2. November)
    ABYDOS

    Beladen mit dem Osiris-Sarkophag aus Byblos betrat der Pharao im Morgengrauen das Goldene Haus.
    »Hier bringe ich dir die Provinzen und Städte, die alle von göttlicher Macht bewohnt sind«, sagte er zu dem dreifachen Osiris. »Sie vereinigen sich für deine Wiederherstellung.«
    Dann nahm er aus dem Sarkophag vierzehn Schalen, die den Körperteilen des Osiris entsprachen.
    Für den Kopf, die Wirbelsäule, das Herz, die Hände und Füße waren es silberne Gefäße; für die Augen, den Nacken, die Arme, die Finger, die Beine und den Phallus Gefäße aus Gold; für die Ohren, die Brust mit Luftröhre und Speiseröhre und für die Lenden Gefäße aus schwarzer Bronze.
    Der König goss aus jeder Schale Wasser über Ikers Mumie. Diese belebende Flüssigkeit ließ das Organ des osirischen Wesens neu erstehen, dessen Embryo sie in sich trug. Nun stellte der Pharao eine Mischung aus Gold und Silber, Lapislazuli, Türkis, rotem Jaspis, Granaten, Karneol, Bleiglanz, Weihrauch und verschiedenen stark duftenden pflanzlichen Mitteln her. Nachdem er diese Mischung gemahlen und gesiebt hatte, erhielt er einen Puder, der die Nervenbahnen öffnen sollte, die Ikers Mumie durchzogen –
    und die von den Provinzen mit den Lymphen, mit Wasser und Blut, mit den Lungen, den Bronchien, dem Sonnengeflecht des Bauches, dem Magen, den Eingeweiden, den Rippen und der Haut versorgt wurden.
    »Das ganze Land ist dein ka«, sagte der Pharao, »jeder deiner Körperteile das geheime Abbild einer Provinz. Alles verschlingt sich und löst sich wieder, alles vermischt

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