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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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mit dem Schlimmsten und war deshalb so wachsam, dass ihm nichts entgehen konnte. Zum Glück hatten aber bisher weder Wachen noch Soldaten die friedliche Abgeschiedenheit dieses Gräberdorfes gestört, in dem lebendige Steine mit Osiris in Verbindung traten. Shab schob die Zweige der Weide auseinander, die den Eingang zu seinem Versteck verdeckten, und sah die hohe Gestalt des Propheten in Begleitung seiner Dienerin. Er verließ seinen Unterschlupf und verneigte sich.
    »Es tut mir sehr Leid, Herr, aber das Haus des Lebens ist noch immer unzugänglich. Die Wachen werden dauernd ausgewechselt – Tag und Nacht –, und nachts brennen so viele Lampen, dass es keine einzige unbeleuchtete Stelle gibt. Sich dem Gebäude auch nur in gehörigem Abstand zu nähern, wäre bereits gefährlich.«
    »Gibt es überhaupt irgendetwas, das zu gefährlich wäre, wenn man damit dem Propheten dienen kann?«, fragte Bina. Shab hasste dieses aufbrausende Weib. Früher oder später würde sein Herr ihrer überdrüssig werden. Wenn ihn Bina nicht vorher schon irgendwie verriet. Dann konnte sein Messer sie zum Schweigen bringen.
    »Ich weiß Gefahr sehr wohl zu schätzen«, gab er nur trocken zurück.
    »Nephthys wird uns den Schlüssel zum Haus des Lebens geben«, kündigte der Prophet an. »Hier, vor diesem Grab, wird sie meine Frau und kann mir nichts mehr verweigern. Sollte sie auf den unglücklichen Gedanken kommen, mir widerstehen zu wollen, kümmerst du dich um sie, mein Freund. Die Spitze deiner Waffe wird sie schon gesprächig machen.«
    »Warum foltern wir sie nicht einfach, Herr?«, flehte Bina. Der Prophet strich seiner Gefährtin zärtlich über die Wange.
    »Leider hast du die Fähigkeit verloren, dich in die schreckliche Löwin zu verwandeln. Aus Nephthys werde ich eine neue Waffe gegen Abydos formen.«
    »Wie könnt Ihr nur diese Ägypterin heiraten, diese…«
    »Genug, Bina! Erinnere dich an die göttlichen Befehle: Der Mann hat ein Recht auf mehrere Ehefrauen.«
    Der Krumme pflichtete ihm bei. Trotzdem machte ihm Binas Verhalten Sorgen. Besitz ergreifend und eifersüchtig, wie sie war, wollte sie sich da nicht vielleicht an ihrem Herrn rächen?
    »Verstreue dieses Salz bis zum Anfang der Wüste, Shab. So legst du eine Spur, auf der wir die Absperrungen überwinden können.«
    »Wohin gehen wir denn?«
    »Nach Memphis.«
    »Dann haben wir also gesiegt!«
    »Noch nicht, mein Freund. Unser Feind glaubt noch, dass ihn seine militärische Überlegenheit vor dem endgültigen Untergang bewahren kann. Da irrt er sich aber gewaltig.«

    Am Morgen des zwölften Tages des Monats Khoiak stand Isis erneut ein entscheidender Schritt bevor. Sollte sie scheitern, wäre sie verantwortlich für den zweiten, nicht mehr rückgängig zu machenden Tod des Iker.
    War es überhaupt richtig, dass sie das Schicksal herausforderte, sich vor dem Unabwendbaren sträubte und das übliche Verfahren der Mumifizierung ablehnte, um das Unmögliche zu versuchen? Aber konnte sie als Eingeweihte in den Weg des Feuers sich denn wie eine ganz gewöhnliche Gattin benehmen?
    Zweifel überkamen sie. Dabei ließen sich ihre Gedanken und Taten nur von Liebe leiten. Von der Liebe zur Erkenntnis, der Liebe zum lichten Jenseits des Todes, der Liebe zu den Mysterien, die ihren Weg säumten, der Liebe zum göttlichen Kunstwerk und der Liebe zu einem ganz besonderen Wesen, das sie von seinen ungerechten Qualen befreien wollte. Als der Pharao die Pforten zum Himmel öffnete und das Haus des Lebens in das Goldene Haus verwandelte, hatte er die Daseinsformen der drei Osiris miteinander verwoben. Nun mussten die wandlungsfähigen Kräfte des Weltalls in Gang gebracht werden, indem man den Ewigkeitsanspruch des Zusammenhalts von mineralischem, metallischen,
    pflanzlichen, tierischen und menschlichen Leben freisetzte. Isis zündete eine Lampe an und legte ihre Kleider ab, um sich dem Unsichtbaren nackt zu stellen. Dann begann sie mit der geheimnisvollen Aufgabe der Wiederbelebung ihres Bruders.
    »Ich bringe dir die Teile des göttlichen Körpers, die ich gesammelt habe, und setze sie zu einem Hilfskörper für deine Auferstehung zusammen«, erzählte sie ihm.
    Zunächst kam die Arbeit der Biene, Wahrzeichen des Pharaonentums und Erzeugerin des pflanzlichen Goldes, das in metallisches Gold verwandelt werden musste.
    Isis verwendete das grüne Gold aus Punt, um daraus eine zwei Ellen breite Schale zu formen, die den Rumpf des Osiris aufnehmen sollte. Unter ihren Händen wurde

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