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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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das biegsame Metall hart.
    In die Schale legte Isis einen Leinenschleier, zur Erinnerung an die Sonnenbarke, mit der der Auferstandene durch das Universum fahren konnte.
    Dann vermischte sie Sand mit Gerste, wobei sie mit dem Auge des Osiris Maß nahm, und formte daraus eine Mumie mit einem Menschenkopf, dem Kopf des Iker, mit der weißen Krone.
    Isis wurde das Herz schwer.
    Konnte ihr Gatte die Last der Königswürde ertragen, die auf seiner Seele lag?
    Aber die Schale brach nicht.
    Osiris hatte das Kunstwerk aus Gold angenommen und war bereit, Iker als Sammelbecken zu dienen. Der Osten vereinte sich mit dem Westen.
    Nun legte Isis die Schale in eine Wanne aus schwarzer Bronze mit zwei Löchern und in der Form zweier Vierecke, die eine Elle und zwei Spannen breit und drei Spannen und drei Zoll lang waren. Vier Säulen aus Wunderstein, der aus dem Wadi Hammamat stammte, sollten die vier
    Himmelspfeiler darstellen.
    Unter dieser Wanne befand sich ein Becken aus rosa Granit. Isis nahm jetzt den Stein der Verwandlung, das heißt Keim und Mark von Gerstenkörnern, die im Schutz ihrer Hülle die Vereinigung des männlichen und weiblichen Urwesens begingen. Im Schein der Flamme verwandelten die Körner ihre Beschaffenheit. Die Flamme verschmolz das fruchtbare männliche Feuer mit dem nährenden weiblichen, die beiden sich ergänzenden und untrennbaren Bestandteile, die der Wiedergeburt vorausgingen.
    An den Ecken der Wanne bildeten Geier und Uräusschlangen eine unüberwindliche magische Schranke. Nichts Unreines konnte sie beschmutzen.
    Nun folgte ein besonders schwieriger Schritt: Die Feuer mussten so brennen, dass sie keine tödliche Hitze verbreiteten. Ganz allmählich und behutsam sollten sie ihre Wärme an Ikers Mumie weitergeben.
    Isis verwendete dazu die Schalen, die ihr der Ibis aus der fünfzehnten Provinz Unterägyptens gebracht hatte. Sie waren aus mit Feingold beschlagenem Alabaster und verschickten zarte Strahlen.
    Bei jedem neuen Eingriff vergoss die Priesterin eine winzige Menge Wasser aus dem Nun, das gegen jede Art von Entweihung gefestigt war und sich von selbst neu belebte. Als es Morgen wurde, flossen die Lymphen des Osiris, die alle stofflichen Schwingungen – im Sichtbaren und im Unsichtbaren – enthielten.
    Der pflanzliche Osiris war schwarz geworden – Beweis für eine ganze Reihe erfolgreich vonstatten gegangener Wandlungen.
    Isis hob das Granitbecken hoch, das die Flüssigkeit aufgenommen hatte, mit der sie Ikers Mumie befeuchten wollte. Aber sie zögerte noch.
    War sie zu ätzend, zerstörte das schwarze Werk die Mumie. War sie zu schwach, gab sie ihr nur den Anschein von Leben wieder und löste stattdessen ihren Verfall aus. Und dann gab es kein Zurück.
    Wie die Schwemme und wie das reinigende Wasser aus dem heiligen See sollte diese osirische Flüssigkeit den Tod von Ikers Mumie waschen.
    »Möge dich die Himmelsgöttin zur Welt bringen«, sagte Isis leise, »die Mischung aus Gerste und Sand soll dein Körper werden, den der lichte Geist wiedergebären soll, der durch das Himmelsgewölbe reist.«
    Diesen flüchtigen Geist musste sie in Mineralien und Pflanzen festhalten, die die Zeit des Todes in sich aufnehmen und nach ihrem scheinbaren Verschwinden wiedererstehen konnten.
    Es gab keine Verbrennungen, keine verdächtigen Flecken, kein Anzeichen für Verfall.
    Die Mumie des Königlichen Sohnes war unversehrt und nährte sich von der belebenden Flüssigkeit.
    Bis zum Einundzwanzigsten des Monats Khoiak wollte Isis Tag für Tag ohne Unterlass diese Kräfteübertragung vollziehen.

    MONAT KHOIAK
    Dreizehnter Tag (1. November)
    ABYDOS

    »Ich möchte dich ungestört sprechen«, sagte der Prophet zu Nephthys. »Schließlich haben wir schwere Entscheidungen zu treffen.«
    Endlich war sie gekommen – schön, vornehm, lächelnd!
    Mit Hilfe seiner Verführungskunst und seiner betörenden Stimme wollte er sie zu seiner Sklavin machen.
    Das Paar nahm den Prozessionsweg, der zur Treppe des Großen Gottes führte.
    »Diesen einsamen, ruhigen Ort mag ich sehr«, gestand ihr der Prophet. »Hier begegnet man kaum einem Menschen – nur Gräber, Stelen, Opfertische und Statuen zum Ruhme von Osiris. Und hier gibt es keine Zeit. Und keinen Unterschied zwischen den Großen und den Kleinen, die alle in der Ewigkeit des ermordeten und auferstandenen Gottes vereint sind. Glaubst du, dass so ein Wunder noch einmal geschehen kann?«
    »Während der Mysterien des Monats Khoiak erlebt Osiris dieses Unglück und

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