Das Geheimnis der Goldmine
Eindruck von der Familie hören.«
»Wenn es Ihnen recht ist.«
»Sie sind wirklich alle ziemlich unangenehm. Der verstorbene Mr Fortescue war ein Gauner, aber schlau genug, um kein Risiko einzugehen. Ständig prahlte er mit seinen gerissenen Geschäftspraktiken. Er war grob und rücksichtslos, und definitiv gewalttätig. Mrs Fortescue, Adele – sie ist seine zweite Frau und gut dreißig Jahre jünger als er. Er hat sie in Brighton aufgegabelt, wo sie als Maniküre arbeitete und auf einen Goldesel wartete. Sie sieht sehr gut aus, unglaublich sexy, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Wenn Inspektor Neele schockiert war, ließ er es sich nicht anmerken. Er war allerdings der Meinung, dass eine junge Frau wie Miss Dove solche Dinge nicht aussprechen sollte.
»Adele hat ihn natürlich nur des Geldes wegen geheiratet«, fuhr sie ruhig fort. »Sein Sohn, Percival, und seine Tochter, Elaine, waren außer sich. Sie sind richtig hässlich zu ihr, aber sie ist klug genug, sich nicht darum zu scheren. Sie weiß, dass sie den Alten genau da hat, wo sie ihn haben will. Oje, schon wieder die falsche Zeitform, ich habe wohl noch nicht richtig verinnerlicht, dass er tot ist…«
»Was ist mit dem Sohn?«
»Dem lieben Percival? Seine Frau nennt ihn Val. Percival ist ein glattzüngiger Schmeichler. Er ist steif, clever und gerissen. Vor seinem Vater hat er Angst, er lässt sich alles von ihm gefallen. Aber er hat gelernt, sich hintenherum durchzusetzen. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er ziemlich geizig. Sparsamkeit ist eine seiner Leidenschaften. Deshalb hat er so lange gebraucht, um ein passendes Haus zu finden. Dass er hier wohnt, schont natürlich seinen Geldbeutel.«
»Und seine Frau?«
»Jennifer ist schwach und wirkt ziemlich dumm. Aber ich bin mir da nicht sicher. Vor der Heirat war sie Krankenschwester – sie hat Percival nach einer Lungenentzündung gesund und zum Happy End gepflegt. Der Alte war sehr enttäuscht. Er war ein Snob, er wollte, dass Percival eine ›gute Partie‹, machte. Er verachtete die arme Mrs Val und ließ sie das auch spüren. Sie kann – konnte ihn nicht leiden, glaube ich. Ihre Hauptinteressen sind Einkaufen und Kinobesuche, und ihr Hauptproblem, dass ihr Gatte sie so kurz hält.«
»Und was ist mit der Tochter?«
»Elaine? Eigentlich tut sie mir Leid. Sie ist ganz in Ordnung. Eines dieser sportlichen Schulmädchen, die nie erwachsen werden. Sie leitet Pfadfindergruppen und dergleichen. Vor einiger Zeit hatte sie eine Geschichte mit einem unzufriedenen jungen Lehrer, aber ihr Vater fand heraus, dass der junge Mann kommunistische Ideale pflegte, und machte der Liebe ein brutales Ende.«
»Hatte sie nicht genug Mumm, zu ihm zu stehen?«
»Sie schon. Es war der junge Mann – wieder eine Frage der Finanzen, denke ich. Elaine ist nicht besonders attraktiv, die Ärmste.«
»Und der zweite Sohn?«
»Ich habe ihn nie kennen gelernt. Er soll sehr charmant sein, aber einen schlechten Charakter haben. Das schwarze Schaf der Familie – etwas mit einem gefälschten Scheck. Er lebt in Ostafrika.«
»Und ist mit seinem Vater zerstritten.«
»Ja, das heißt, Mr Fortescue konnte ihn nicht enterben, da er ihn bereits zum Teilhaber der Firma gemacht hatte, aber er hat jeden Kontakt mit ihm abgebrochen. Wenn Lances Name fiel, pflegte er zu sagen: ›Sprich mir nicht von diesem Gauner. Er ist nicht mein Sohn.‹ Allerdings – «
»Ja, Miss Dove?«
Miss Dove sagte langsam: »Allerdings wäre ich nicht überrascht, wenn sich herausstellte, dass der alte Fortescue ihn zurückholen wollte.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Vor ungefähr einem Monat hatte der alte Fortescue einen furchtbaren Krach mit Percival – er war dahinter gekommen, dass Percival hinter seinem Rücken gehandelt hatte. Worum es ging, weiß ich nicht genau – auf jeden Fall war er absolut außer sich. Plötzlich war Percival nicht mehr der gute Junge. Und er hat sich seither auch verändert.«
»Mr Fortescue hatte sich verändert?«
»Nein, ich meine Percival. Er wirkt immer so besorgt.«
»Nun zum Personal – die Crumps haben Sie mir bereits beschrieben. Wen haben wir noch?«
»Gladys Martin ist das Zimmermädchen. Sie kümmert sich um die Zimmer im Erdgeschoss, deckt den Tisch, räumt ab und hilft Crump beim Servieren. Ein anständiges Mädchen, aber nicht besonders helle.«
Neele nickte.
»Die Haushalthilfe heißt Ellen Curtis. Eine alte Nörglerin und ziemlich bösartig, aber eine erstklassige Angestellte, die in sehr
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