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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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doch alles auf sie. Elaine Fortescue und Percivals Frau. Sie waren beim Frühstück und beim Tee. Jede von ihnen hätte es tun können. Zeigt keine von ihnen Zeichen von Geisteskrankheit? Nun, das erkennt man nicht immer auf den ersten Blick. Vielleicht findet sich etwas in ihren Krankengeschichten.«
    Inspektor Neele antwortete nicht. Er dachte an Mary Dove. Er hatte keinen bestimmten Grund, sie zu verdächtigen, aber so liefen nun einmal seine Gedanken. Sie hatte etwas Unbefriedigendes, Geheimnisvolles an sich. Eine schwache, amüsierte Feindseligkeit. Das war ihre Haltung nach dem Tod von Rex Fortescue gewesen. Doch wie verhielt sie sich jetzt? Ihr Benehmen und ihre Manieren waren wie immer beispielhaft. Aber amüsiert war sie nicht mehr, dachte er, vielleicht nicht einmal mehr feindselig. Er fragte sich, ob er nicht ein- oder zweimal eine Spur von Angst in ihren Augen gesehen hatte. Im Fall von Gladys Martin musste er sich einen schweren Vorwurf machen. Leichtfertig hatte er ihre schuldbewusste Verwirrung auf eine natürliche Nervosität angesichts der Polizei zurückgeführt. Er war dieser Art von Nervosität so oft begegnet. Aber in diesem Falle war es mehr gewesen. Gladys hatte etwas gesehen oder gehört, das ihr verdächtig vorgekommen war. Vermutlich eine Kleinigkeit, dachte er, etwas Unbestimmtes, das sie erst gar nicht erwähnenswert fand. Und nun würde dieser verängstigte Hase nie mehr zu Wort kommen.
     
    Interessiert sah Inspektor Neele in das sanfte, ernste Gesicht der alten Dame, die ihm jetzt im Haus Zur Eibe gegenübertrat. Er hatte erst nicht gewusst, was er mit ihr anfangen sollte, hatte sich aber rasch entschlossen, sie anzuhören. Miss Marple konnte ihm nur nützlich sein. Sie strahlte eine unerschütterliche Rechtschaffenheit aus und hatte wie die meisten alten Damen viel Zeit und eine Jungfernnase für Klatsch. Sie würde von den Dienstboten und vielleicht auch von den Frauen der Familie Dinge erfahren, die ihm und seinen Polizisten nie zu Ohren kommen würden. Gespräche, Vermutungen, Erinnerungen, Wiederholungen von Dingen, die gesagt oder getan worden waren – Miss Marple würde aus all dem die entscheidenden Tatsachen herausfiltern. Deshalb zeigte sich Inspektor Neele zuvorkommend.
    »Es ist außerordentlich freundlich von Ihnen, herzukommen, Miss Marple.«
    »Es war meine Pflicht, Inspektor Neele. Das Mädchen hat in meinem Haus gelebt, ich fühle mich für sie verantwortlich. Sie war ein sehr törichtes Mädchen, wissen Sie.«
    »Das stimmt wohl.« Inspektor Neele sah sie wohlwollend an.
    Diese alte Dame machte keine Umschweife.
    »Sie hätte nicht gewusst, was zu tun war. Wenn etwas Ungewöhnliches vorfiel, meine ich. Oje, ich drücke mich wohl sehr ungeschickt aus.«
    Inspektor Neele sagte, er verstehe durchaus.
    »Sie hatte kein gutes Urteilsvermögen, wusste nicht, was wichtig ist und was nicht, das wollten Sie doch sagen.«
    »Oh ja, genau das, Inspektor.«
    »Wenn Sie sagen, sie war töricht – « Inspektor Neele brach ab.
    Miss Marple nahm das Thema auf.
    »Sie war gutgläubig. Die Art Mädchen, die ihre Ersparnisse einem Schwindler geben würde, wenn sie Ersparnisse hätte. Aber natürlich hatte sie keine. Sie gab ihr Geld immer gleich für die unpassendsten Kleider aus.«
    »Und mit Männern?«, fragte der Inspektor.
    »Sie hätte sehr gern einen jungen Mann gehabt«, sagte Miss Marple. »Ich glaube sogar, dass sie St. Mary Mead deshalb verlassen hat. Die Konkurrenz war zu groß. Und zu wenig Männer. Sie hatte ein Auge auf den jungen Mann geworfen, der den Fisch ausliefert. Der junge Fred hat für jedes Mädchen ein freundliches Wort, aber selbstverständlich meint er es nicht ernst. Die arme Gladys war sehr enttäuscht. Trotzdem, ich höre, sie hat am Ende jemanden gefunden.«
    Der Inspektor nickte.
    »Sieht so aus. Albert Evans soll er heißen. Sie hat ihn in einem Ferienlager kennen gelernt. Er hat ihr aber keinen Ring oder so etwas gegeben, vielleicht hat sie es also auch bloß erfunden. Sie hat der Köchin erzählt, er sei Bergwerksingenieur.«
    »Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor«, sagte Miss Marple, »aber ich nehme an, das ist, was er ihr erzählt hat. Wie ich schon sagte, sie war leichtgläubig. Bringen Sie ihn mit der Sache hier in Verbindung?«
    Inspektor Neele schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht an Verwicklungen dieser Art. Er hat sie nicht einmal besucht. Er schickte ihr ab und zu eine Postkarte, meist von einer Hafenstadt. Vermutlich ein

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