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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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König. In seinem Geldhaus. Und Mrs Fortescue, die Königin, im Büchersaal, isst Brot mit Honig drauf. Und natürlich musste der Mörder dann der armen Gladys diese Klammer auf die Nase setzen.«
    »Sie meinen also, das Ganze ist verrückt?«
    »Nun, wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen – aber es ist bestimmt sehr eigenartig. Sie müssen sich unbedingt nach den Amseln erkundigen. Es muss einfach einen Zwischenfall mit Amseln gegeben haben.«
    In diesem Augenblick kam Sergeant Hay herein und sagte in dringlichem Ton: »Sir.«
    Beim Anblick von Miss Marple unterbrach er sich. Inspektor Neele nahm sich zusammen und sagte: »Danke, Miss Marple. Ich werde der Sache nachgehen. Da Sie sich für das Mädchen interessieren, möchten Sie vielleicht ihre Sachen durchgehen. Sergeant Hay wird sie Ihnen gleich zeigen.«
    Miss Marple verstand diesen Wink und verließ den Raum geradezu beschwingt.
    »Amseln!«, sagte Neele zu sich selbst. Hay starrte ihn an. »Ja, Hay, was gibt es?«
    »Sir«, wiederholte Hay drängend, »schauen Sie sich das an!«
    Er zog einen Gegenstand hervor, den er in ein Taschentuch von zweifelhafter Sauberkeit gewickelt hatte. »Hab ich in den Büschen gefunden. Könnte leicht aus einem der hinteren Fenster geworfen worden sein.«
    Vorsichtig wickelte er den Gegenstand aus und stellte ihn vor Inspektor Neele, der sich mit wachsender Neugier vorbeugte, auf den Tisch. Es handelte sich um ein fast volles Glas Orangenmarmelade.
    Sprachlos starrte der Inspektor auf das Glas. Sein Gesicht hatte einen eigenartig hölzernen, beinahe dümmlichen Ausdruck angenommen. Das bedeutete in Wirklichkeit, dass Inspektor Neeles Verstand wieder einmal einer imaginären Spur nachraste. Vor seinem geistigen Auge lief ein kleiner Film ab. Er sah ein frisches Glas Orangenmarmelade, er sah Hände vorsichtig den Deckel entfernen und einen Löffel Marmelade entnehmen, er sah, wie die Marmelade mit Taxin vermischt und wieder eingefüllt, wie die Oberfläche glatt gestrichen und der Deckel wieder aufgeschraubt wurde.
    An diesem Punkt unterbrach er die Privatvorführung und fragte Hay: »Wird denn die Marmelade nicht üblicherweise aus dem Glas in kleinere Schälchen umgefüllt?«
    »Nein, Sir. Während dem Krieg, als Knappheit herrschte, hat man angefangen, sie direkt im Glas auf den Tisch zu stellen, und das ist so geblieben.«
    »Das machte es natürlich sehr viel einfacher«, murmelte Neele.
    »Und außerdem«, sagte Hay, »war Mr Fortescue der Einzige, der Orangenmarmelade zum Frühstück aß. Abgesehen von Mr Percival, wenn er zu Hause war. Die anderen nahmen Honig oder Erdbeermarmelade.«
    Neele nickte.
    »Ja, das machte es sehr viel einfacher.«
    Nach einer kurzen Pause begann der Film in seinem Kopf wieder zu laufen. Nun zeigte er den Frühstückstisch. Rex Fortescue, der seine Hand nach dem Glas Orangenmarmelade ausstreckte, sich einen Löffel voll nahm und auf seinen gebutterten Toast strich. Ja, das war doch viel besser, viel einfacher, als das Gift in seinen Kaffee zu tun. Eine narrensichere Methode. Und dann? Ein weiterer Zeitsprung, und der Film wurde etwas unscharf. Das Glas wurde durch ein anderes ersetzt, dem dieselbe Menge Marmelade entnommen worden war. Ein offenes Fenster. Ein Arm, eine Hand, die das Glas in die Büsche warf. Doch wessen Arm, wessen Hand?
    In nüchternem Ton sagte Inspektor Neele: »Nun, wir werden den Inhalt analysieren lassen. Auf Spuren von Taxin. Wir können keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    »Nein, Sir. Und vielleicht sind ja Fingerabdrücke drauf.«
    »Bestimmt nicht die, die wir brauchen«, sagte Inspektor Neele düster. »Die von Gladys werden wir finden, die von Crump und Fortescue selber. Vielleicht die von Mrs Crump, vom Lieferburschen und weiß Gott wem. Doch die Person, die das Taxin beigemischt hat, wird wohl aufgepasst und das Glas nicht überall angefasst haben. Nun, wie ich bereits sagte, wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wie wird die Marmelade besorgt, und wo wird sie aufbewahrt?«
    Der gewissenhafte Sergeant Hay hatte auch auf diese Fragen eine Antwort bereit: »Von den verschiedenen Marmeladen werden immer sechs Gläser auf einmal bestellt. Ein neues Glas wird in die Anrichte gestellt, wenn das alte fast leer ist.«
    »Das heißt also«, sagte Neele, »dass man das Gift auch ein paar Tage, bevor das Glas auf den Tisch kam, beigefügt haben könnte. Und jeder, der im Haus war oder Zutritt zum Haus hatte, konnte es getan haben.«
    Der Ausdruck »Zutritt

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