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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lustigeres Leben. Das kann gut sein, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ich habe sie nicht einmal kennen gelernt«, sagte Pat. »War sie ein hübsches Mädchen?«
    »Oh nein, ganz und gar nicht. Sie hatte Polypen und schlechte Haut. Sie war leider auch ziemlich dumm. Ich glaube nicht«, fuhr Miss Marple nachdenklich fort, »dass sie irgendwo Freunde gefunden hat. Sie war ganz versessen auf Männer, das arme Ding. Aber Männer nahmen sie kaum zur Kenntnis, und die anderen Mädchen nützten sie höchstens aus.«
    »Das klingt grausam«, sagte Pat.
    »Ja, meine Liebe«, sagte Miss Marple. »Das Leben ist grausam. Leider. Man weiß nicht wohin mit den Gladyssen dieser Welt. Sie gehen gern ins Kino und erwarten dann immer das Unmögliche vom Leben. Vielleicht ist das auch eine Art von Glück. Aber sie werden enttäuscht. Ich glaube, Gladys war vom Leben als Serviererin in einem Café enttäuscht. Sie erlebte nichts Aufregendes oder Glamouröses – und abends taten ihr die Füße weh. Deshalb wollte sie wohl wieder in einen Privathaushalt. Wissen Sie, wie lange sie hier war?«
    Pat schüttelte den Kopf.
    »Nicht allzu lange, glaube ich. Vielleicht einen Monat, oder zwei.« Pat machte eine Pause und fuhr fort: »Es ist so schrecklich und so sinnlos, dass sie da hineingezogen wurde. Ich nehme an, sie hat etwas gesehen oder bemerkt.«
    »Die Wäscheklammer hat mich beunruhigt«, sagte Miss Marple in ihrer weichen Stimme.
    »Die Wäscheklammer?«
    »Ja, das habe ich in der Zeitung gelesen. Ich nehme an, es ist wahr? Dass man sie mit einer Wäscheklammer auf der Nase gefunden hat.«
    Pat nickte. Miss Marples rosa Wangen wurden dunkel. »Das hat mich so empört, das verstehen Sie doch, meine Liebe. So eine grausame, verächtliche Geste. Sie gab mir eine Art Bild vom Mörder. So etwas zu tun! Es ist schon schlimm, wissen Sie, die menschliche Würde so zu verletzen. Vor allem, nachdem man schon getötet hat.«
    Langsam sagte Pat: »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.« Sie stand auf. »Sie sollten besser mit Inspektor Neele sprechen. Er ist mit dem Fall beauftragt, und er ist gerade hier. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Er ist sehr menschlich.« Plötzlich erschauerte sie. »Die ganze Sache ist ein furchtbarer Albtraum. Sinnlos. Verrückt. Man kann sich keinen Reim darauf machen.«
    »Das würde ich nun nicht sagen«, sagte Miss Marple. »Nein, das würde ich nun wirklich nicht sagen.«
     
    Inspektor Neele sah abgekämpft und müde aus. Drei Leichen und die Pressevertreter des ganzen Landes auf seiner Spur. Dieser Fall, der als Routinefall begonnen hatte, war plötzlich völlig aus der Bahn gelaufen. Adele Fortescue, die offensichtliche Hauptverdächtige, war nun das zweite Opfer in einem unbegreiflichen Mordfall. Am Ende dieses verhängnisvollen Tages hatte der Kommissar ihn zu sich bestellt. Die beiden Männer hatten bis spät in die Nacht diskutiert.
    Trotz seines Verdrusses empfand Neele auch eine leise innere Befriedigung. Das Muster von der Ehefrau und dem Liebhaber. Es war zu glatt gewesen, zu einfach. Er hatte der Sache nie ganz getraut. Und dieses Misstrauen stellte sich nun als berechtigt heraus.
    »Die Sache hat einen völlig anderen Aspekt angenommen«, hatte der Kommissar gesagt, der mit gerunzelter Stirn in seinem Büro auf und ab tigerte. »Es sieht mir ganz so aus, Neele, als hätten wir es mit einem Geisteskranken zu tun. Erst den Mann, dann die Frau. Aber die Umstände deuten ganz auf ein Familienmitglied. Jemand, der mit Fortescue gefrühstückt hat, muss ihm das Taxin in den Kaffee getan haben oder in sein Essen. Jemand, der mit der Familie Tee getrunken hat, hat das Zyankali in Adele Fortescues Tasse getan. Jemand, dem sie vertrauen oder den sie nicht bemerken. Wer ist es, Neele?«
    Trocken antwortete Neele: »Percival war nicht da, das schließt ihn wieder aus. Das schließt ihn wieder aus«, wiederholte Neele.
    Der Kommissar warf ihm einen scharfen Blick zu. Etwas in der Wiederholung hatte seine Aufmerksamkeit erregt: »Was denken Sie, Neele? Raus damit, Mann.«
    Inspektor Neele blieb reserviert. »Nichts, Sir. Ich denke nichts. Ich sage nur, es sieht sehr gut aus für ihn.«
    »Ein bisschen zu gut, eh?« Der Kommissar überlegte und schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, er hätte es bewerkstelligen können? Ich sehe nicht, wie, Neele.« Er fügte hinzu: »Und er ist sehr vorsichtig.«
    »Aber auch intelligent, Sir.«
    »Die Frauen scheinen Sie ja gar nicht zu interessieren. Ist das so? Dabei deutet

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