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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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alles wissen, Inspektor.«
    »Es kam aber nicht zur Strafanzeige. Ihr Vater wollte das nicht.«
    »Nein. Er hat mich nur rausgeworfen.«
    Inspektor Neele musterte ihn abschätzend. Doch er dachte nicht über Lance Fortescue nach, sondern über Percival. Den ehrlichen, fleißigen, sparsamen Percival. Wohin er sich auch wandte, rannte er in diesem Fall immer wieder gegen die Fassade von Percival Fortescue an. Dem Mann, dessen oberflächliche Eigenschaften alle kannten, der aber im Innern viel schwerer einzuschätzen war. Man konnte ihn leicht für farblos und unbedeutend halten, für einen Mann, der zeitlebens unter der Fuchtel seines Vaters gestanden hatte. Percy Förmlich eben, wie ihn der Kommissar einmal genannt hatte. Neele versuchte nun durch Lance eine genauere Einschätzung von Percivals Persönlichkeit zu bekommen. Er sagte in vorsichtigem Ton: »Ihr Bruder hat wohl immer – wie soll ich es sagen – unter der Fuchtel Ihres Vaters gestanden.«
    »Das frage ich mich eben.« Lance erwog diesen Punkt eingehender. »Es sieht bestimmt danach aus. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es auch der Wahrheit entspricht. Es ist erstaunlich, wissen Sie, wenn ich zurückblicke, hat Percy immer genau das bekommen, was er wollte, scheinbar, ohne etwas dafür zu tun. Wissen Sie, was ich meine?«
    Ja, dachte Neele, das war in der Tat erstaunlich. Er ging die Akten durch, die vor ihm lagen, fischte einen Brief heraus und schob ihn Lance über den Tisch hinweg zu.
    »Ist das der Brief, den Sie Ihrem Vater Ende August geschrieben haben?«
    Lance nahm ihn, überflog ihn und gab ihn zurück. »Ja, das habe ich letzten Sommer nach meiner Rückkehr nach Kenia geschrieben. Vater hat ihn also aufbewahrt. War er hier im Büro?«
    »Nein, Mr Fortescue, er war bei den persönlichen Papieren Ihres Vaters im Haus Zur Eibe.«
    Der Inspektor schaute beiläufig auf das Blatt Papier, das vor ihm lag. Es war kein langer Brief.
     
    »Lieber Vater,
    ich habe dein Angebot mit Pat diskutiert und nehme es gerne an. Ich werde etwas Zeit brauchen, um meine Geschäfte hier abz u schließen, sagen wir bis Ende Oktober oder Anfang November. Ich werde dir das genaue Datum später mitteilen. Ich hoffe, wir werden besser zusammenarbeiten, als wir das in der Vergange n heit getan haben. Ich werde jedenfalls mein Bestes tun. Mehr kann ich nicht sagen. Pass auf dich auf!
    Dein Lance.«
     
    »Haben Sie diesen Brief an das Haus Zur Eibe adressiert, Mr Fortescue, oder an die Firma?«
    Lance runzelte die Stirn, während er in seiner Erinnerung forschte. »Schwer zu sagen, ich weiß es nicht mehr. Es ist beinahe drei Monate her. An die Firma, würde ich sagen. Ja, ich bin mir fast sicher. An die Firma.« Er wartete einen Moment und fragte dann mit offener Neugier: »Warum?«
    »Ich wunderte mich nur – Ihr Vater hat den Brief nicht hier bei seinen Privatpapieren abgelegt, sondern er hat ihn mit nach Hause genommen, wo ich ihn in seinem Schreibtisch gefunden habe. Ich fragte mich, warum er so etwas tun würde.«
    Lance lachte. »Damit Percy ihn nicht in die Finger kriegt.«
    »Ja«, sagte Inspektor Neele, »sieht ganz so aus. Hatte Ihr Bruder denn Zugang zu den privaten Papieren Ihres Vaters?«
    »Nun…« Lance zögerte. »Nicht wirklich. Ich meine, er konnte sie jederzeit durchsehen, nehme ich an, aber er…«
    Inspektor Neele beendete den Satz für ihn:»… hätte es nicht offen tun können.«
    Lance grinste breit.
    »Stimmt. Er hätte geschnüffelt. Aber Percy war immer schon ein Schnüffler.«
    Inspektor Neele nickte. Er konnte sich gut vorstellen, dass Percival Fortescue schnüffelte. Es passte zu dem Bild, das der Inspektor sich von seinem Charakter zu bilden begann.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Lance, denn in diesem Augenblick ging die Tür auf und Percival Fortescue kam herein. Als er den Inspektor ansprechen wollte, entdeckte er Lance und unterbrach sich mit gerunzelter Stirn.
    »Hallo«, sagte er. »Du hier? Du hast mir nicht gesagt, dass du heute herkommst.«
    »Der Arbeitseifer überkam mich einfach«, sagte Lance. »Hier bin ich also und will mich nützlich machen. Was soll ich tun?«
    Gereizt antwortete Percival: »Im Moment nichts. Gar nichts. Wir müssen erst zu einer Einigung finden, welche Aspekte der Geschäftsleitung du übernehmen sollst. Und wir müssen dir ein Büro einrichten.«
    Grinsend erkundigte sich Lance: »Warum hast du denn die prächtige Grosvenor weggeschickt und sie durch das Pferdegesicht ersetzt?«
    »Wirklich,

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