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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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doch überall dieselbe, nicht wahr?«
    »Sie verbringen viel Zeit mit Miss Ramsbottom, habe ich gehört. Sie macht mir wirklich Angst!«
    »Angst? Warum?«
    »Ich glaube, sie ist verrückt. Ich meine, sie hat einen religiösen Wahn. Oder glauben Sie, sie könnte wirklich verrückt sein?«
    »Wie meinen Sie das, wirklich verrückt?«
    »Ach, Sie wissen sehr gut, was ich meine, Miss Marple. Sie sitzt allein da oben, geht nie aus und brütet den ganzen Tag über Sünden nach. Vielleicht glaubt sie am Ende, es sei ihre Mission, das göttliche Urteil zu vollstrecken.«
    »Denkt das Ihr Mann?«
    »Ich weiß nicht, was Lance denkt. Er sagt es mir nicht. Aber eines weiß ich – er glaubt, dass ein Verrückter im Haus lebt, ein Mitglied der Familie. Nun, Percival ist normal genug, Jennifer ist nur dumm und eher bemitleidenswert. Vielleicht ein bisschen nervös. Und Elaine ist eines dieser seltsamen, angespannten, impulsiven Mädchen. Sie ist hoffnungslos in diesen jungen Mann verliebt und würde sich nie eingestehen, dass er sie nur des Geldes wegen heiratet.«
    »Sie denken also, er heiratet sie nur des Geldes wegen?«
    »Allerdings, Sie etwa nicht?«
    »Doch, doch, bestimmt denke ich das. Wie der junge Ellis, der Marion Bates geheiratet hat, die Tochter des reichen Eisenschmiedes. Sie war nicht besonders hübsch und ihm ganz verfallen. Es ist aber recht gut herausgekommen. Männer wie Ellis und Gerald Wright werden erst wirklich unangenehm, wenn sie aus Liebe ein armes Mädchen heiraten. Sie bereuen es irgendwann und lassen ihre Frustration an dem Mädchen aus. Aber wenn sie ein reiches Mädchen heiraten, respektieren sie es.«
    »Ich sehe einfach nicht, wie es ein Außenstehender getan haben könnte.« Pat runzelte die Stirn. »Das erklärt die Stimmung hier. Jeder beobachtet jeden. Es wird bald etwas geschehen müssen – «
    »Es wird keine weiteren Toten mehr geben«, sagte Miss Marple. »Wenigstens glaube ich das nicht.«
    »Aber ganz sicher sind Sie nicht.«
    »Nun, ich bin mir tatsächlich so gut wie ganz sicher. Der Mörder hat sein Ziel erreicht, sehen Sie.«
    »Sein?«
    »Sein oder ihr. Man sagt der Einfachheit halber sein.«
    »Sie sagten sein oder ihr Ziel. Was für ein Ziel?«
    Miss Marple schüttelte den Kopf. Das wusste sie selber noch nicht genau.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
     
    W ieder einmal hatte Miss Somers den Tee gemacht, und wieder einmal hatte das Wasser noch nicht ganz gekocht, als sie den Tee aufgoss. Geschichte wiederholt sich. Miss Griffith nahm ihre Tasse und dachte: Ich muss wirklich mit Mr Percival über Somers sprechen. Wir könnten bestimmt jemand Besseren finden. Aber nach all den schrecklichen Ereignissen mag man ihn nicht mit Kleinigkeiten aus dem Schreibzimmer belästigen.
    Wie so oft zuvor sagte Miss Griffith scharf: »Das Wasser hat schon wieder nicht gekocht, Somers.«
    Miss Somers lief rosa an und antwortete wie üblich: »Herrje, und dabei war ich mir dieses Mal doch wirklich sicher.«
    Dieser Austausch wurde durch das Eintreten von Lance Fortescue unterbrochen. Erwartungsvoll sah er sich um. Miss Griffith sprang auf, um ihn zu begrüßen.
    »Mr Lance!«, rief sie. Er fuhr herum, und sein Gesicht wurde von einem breiten Lächeln erhellt. »Hallo, schau an, ist das nicht Miss Griffith?«
    Miss Griffith war entzückt. Elf Jahre hatten sie sich nicht gesehen, und er wusste noch ihren Namen! In geschmeicheltem Ton sagte sie: »Dass Sie sich noch erinnern.«
    Leichthin und mit seinem ganzen Charme antwortete Lance: »Natürlich erinnere ich mich.«
    Aufregung breitete sich im Schreibzimmer aus. Miss Somers’ Probleme mit dem Tee waren vergessen. Sie starrte Lance mit halb offenem Mund an. Miss Bell schielte über den Rand ihrer Schreibmaschine und Miss Chase nahm unauffällig ihre Puderdose hervor und tupfte sich die Nase ab. Lance Fortescue schaute sich um.
    »Hier ist, wie ich sehe, alles noch beim Alten.«
    »Ja, es hat sich nicht viel geändert, Mr Lance. Sie sind ja so braun gebrannt! Und so gesund. Sie haben im Ausland sicher ein sehr interessantes Leben geführt.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Lance. »Aber vielleicht versuche ich jetzt zur Abwechslung mal in London ein interessantes Leben zu führen.«
    »Heißt das, Sie kommen wieder in die Firma?«
    »Vielleicht.«
    »Oh, das wäre wunderbar!«
    »Ach, ich bin ganz eingerostet«, sagte Lance. »Sie müssen mich wieder einarbeiten, Miss Griffith.«
    Miss Griffith lachte entzückt. »Es wäre wunderbar, Sie wieder hier

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