Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
»Aber sie fügten uns keinen Schaden zu und brachten uns sogar an ihre geheimen Orte, wo wir taten, was die Prinzessin uns geboten hatte.«
Maegwin winkte ihm, sich wieder hinzusetzen. »Die Götter zeigten mir die Stadt, und wir fanden dort Dinge, die das Schlachtenglück gegen Skali und seinen Herrn, Elias von Erkynland, wenden werden. Eolair bringt diese Geschenke zu unseren Verbündeten – ihr alle saht ihn fortreiten.«
Überall in der Menge nickten Köpfe. Für Menschen, die so einsam lebten, wie es bei diesen Erdbewohnern inzwischen der Fall war, hatte der Aufbruch des Grafen von Nad Mullach zu einer geheimnisvollen Mission Gesprächsstoff für mehrere Wochen bedeutet.
»Zweimal also haben die Götter zu mir gesprochen. Zweimal haben sie recht behalten.«
Noch während sie das sagte, kamen Maegwin plötzlich Bedenken. Stimmte es denn wirklich? Hatte sie sich nicht selbst verflucht, weil sie ihre Träume falsch ausgelegt hatte – hatte sie den Göttern nicht Vorwürfe gemacht, weil sie ihr grausame, falsche Zeichen geschickt hatten? Von jähem Zweifel erfüllt, schwieg sie. Diawen legte die Hand auf ihre Schulter, als hätte die Seherin ihre verstörten Gedanken gehört. Maegwin fasste Mut und sprach weiter.
»Jetzt haben die Götter wieder zu mir geredet, zum dritten Malund mit den mächtigsten Worten von allen. Ich sah Brynioch selbst!« Denn er musste es gewesen sein. Das fremdartige Gesicht und die goldenen Augen hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt wie die Sonne in die Schwärze geschlossener Lider. »Und Brynioch verkündete mir, dass die Götter Hernystir Hilfe senden würden.«
Einige Zuhörer, von Maegwins Begeisterung mitgerissen, brachen in Jubelrufe aus. Andere, unsicher, aber voller Hoffnung, tauschten Blicke mit ihren Nachbarn.
»Craobhan«, befahl Maegwin. »Erhebt Euch und berichtet unserem Volk, wie man mich fand.«
Der alte Ratgeber stand mit sichtlichem Widerwillen auf. Sein Gesichtsausdruck sagte alles: Er war ein Staatsmann, ein nüchterner Mensch, der von hochtrabendem Unfug wie Prophezeiungen und Göttern, die mit Prinzessinnen redeten, wenig hielt.
Die in der Höhle Versammelten wussten das sehr wohl. Gerade darum war die Bestätigung durch ihn Maegwins Meisterstreich.
Craobhan blickte sich in der Höhle um. »Wir fanden Prinzessin Maegwin auf dem Bradach Tor«, sagte er. Trotz seines Alters hatte er noch immer eine klangvolle Stimme. Er hatte sie im Dienst von Maegwins Vater und Großvater höchst wirkungsvoll eingesetzt. »Ich selbst war zwar nicht dabei, aber die Männer, die die Prinzessin ins Tal brachten, sind mir wohlbekannt und … vertrauenswürdig. Die Prinzessin hatte sich drei Tage auf dem Berg aufgehalten, ohne dass ihr die Kälte etwas anhaben konnte. Als man sie fand, war sie …«, er sah Maegwin ratlos an, »war sie in einen tiefen, tiefen Traum versunken.«
Die Versammlung summte. Bradach Tor war ein Berg, um den sich allerlei Gerüchte rankten, und noch sonderbarer war, dass ihn mitten im eisigen Winter eine Frau ganz allein bestiegen hatte.
»War es nur ein Traum?«, fragte Diawen hinter Maegwins Rücken scharf. Craobhan warf ihr einen erbosten Blick zu, zuckte dann aber die Achseln. »Die Männer sagten, es sei wie kein anderer Traum gewesen, den sie je gesehen hätten. Ihre Augen waren offen, und sie sprach, als stünde jemand vor ihr … doch es war nichts da als leere Luft.«
»Mit wem sprach sie?«, fragte Diawen.
Wieder hob der alte Craobhan die Schultern. »Sie … sie sprach, als rede sie mit … den Göttern, und manchmal lauschte sie, als ob … als ob sie ihr antworteten.«
»Danke, Craobhan«, sagte Maegwin sanft. »Ihr seid ein treuer und ehrlicher Mann. Es ist kein Wunder, dass mein Vater Euch so hochschätzte.« Der alte Ratgeber nahm wieder Platz. Er sah nicht sehr glücklich aus. »Ich weiß, dass die Götter zu mir gesprochen haben«, fuhr Maegwin fort. »Ich durfte einen Blick auf ihre Wohnstätte werfen und auch auf die Götter selbst in ihrer unwiderstehlichen Schönheit, gerüstet zum Krieg.«
»Zum Krieg?«, rief einer der Männer. »Zum Krieg gegen wen, Herrin? Gegen wen kämpfen die Götter?«
»Nicht ›gegen wen‹«, erwiderte Maegwin und hob mahnend den Finger, »sondern ›für wen‹. Die Götter kämpfen für uns.«
Sie beugte sich vor und brachte das aus der Menge aufsteigende Gemurmel zum Verstummen. »Sie wollen unsere Feinde vernichten – aber nur wenn wir ihnen wirklich unsere Herzen weihen.«
»Aber
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