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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Charystra auf einem einsam gelegenen Steg am äußersten Ende von Kwanitupul an Land zu setzen. Der Zorn der Herbergsmutter wurde selbst von dem Beutel mit Münzen, den Isgrimnur auf die verwitterten Bretter zu ihren Füßen warf, nicht völlig besänftigt.
    »Gott wird euch dafür bestrafen, dass ihr eine gottesfürchtige Ädonitin so behandelt habt!«, zeterte sie. Sie stand am Rand des windschiefen Stegs, drohte ihnen mit der Faust und schrie ihnen unverständliche Worte nach, bis das dahingleitende Boot in einem von verkrüppelten Bäumen gesäumten Kanal verschwand und Charystra nicht mehr zu sehen war.
    Cadrach verzog das Gesicht. »Wenn das, was wir in letzter Zeit erlebt haben, Gottes Art ist, uns seine Gunst zu zeigen, dann wäre ich fast bereit, es einmal eine Weile mit seiner Strafe zu versuchen … nur zur Abwechslung.«
    »Keine Lästerungen«, knurrte Isgrimnur und stemmte sich fest gegen sein Ruder. »Gegen alle Vernunft sind wir immer noch am Leben und sogar frei. Das ist gewiss ein Geschenk.«
    Der Mönch zuckte ungerührt die Achseln, schwieg jedoch.
    Sie trieben jetzt auf eine offene Lagune hinaus, die so seicht war, dass Marschgrashalme über den Wasserspiegel wuchsen und sich im Wind wiegten. Miriamel sah zu, wie Kwanitupul hinter dem Horizont versank. Im Licht des Spätnachmittags erinnerte die niedrige graue Stadt an einen Haufen Treibgut, der sich an einer Sandbank verfangen hat, riesengroß, aber sinnlos. Miriamel sehnte sich von ganzer Seele nach einem Zuhause, nach den ödesten und langweiligsten Dingen eines normalen Alltags. Im Augenblick war die Aussicht auf weitere Abenteuer ohne den geringsten Reiz für sie.
    »Bisher ist noch niemand hinter uns«, bemerkte Isgrimnur mit einiger Befriedigung. »Wenn wir erst die Sümpfe erreicht haben, sind wir in Sicherheit.«
    Tiamak, der am Bug des Bootes saß, stieß ein merkwürdig ersticktes Lachen aus. »Sagt nicht so etwas.« Er zeigte nach rechts. »Da … steuert auf diesen kleinen Kanal zu, genau zwischen den beiden Baobab-Bäumen. Nein, führt nicht solche Reden. Ihr könntet Aufmerksamkeit erregen.«
    »Wessen Aufmerksamkeit?«, fragte der Herzog verärgert.
    »Von Ihnen-die-Dunkelheit-atmen. Sie lieben es, die tapferen Worte von Menschen zu hören und sie mit Furcht zu beantworten.«
    »Heidnische Unholde«, brummte Isgrimnur.
    Der kleine Mann lachte wieder, ein trauriges, hilfloses Kichern. Er schlug sich mit der Hand so hart auf den knochigen Schenkel, dass das Klatschen über das träge Wasser hallte. Dann erklärte er mit jäher Ernüchterung: »Ich schäme mich sehr. Ihr müsst mich für einen Narren halten. Ich habe bei den größten Gelehrten von Perdruin studiert und bin so zivilisiert wie nur irgendein Trockenländer! Aber jetzt fahren wir in meine Heimat zurück … und ich habe Angst. Plötzlich kommen mir die alten Götter meiner Kindheit so wirklich vor wie nie.«
    Cadrach, der neben Miriamel saß, nickte voll kalter Genugtuung.

    Die Bäume und ihre Gewänder aus wuchernden Ranken wurden im Lauf des Nachmittags immer dichter, und die Kanäle, in die Tiamak sie führte, wurden schmaler und waren immer schwerer zu finden. Üppiges Unkraut bedeckte das Wasser. Als die Sonne sich dem belaubten Horizont näherte, waren Camaris und Cadrach – Isgrimnur hielt eine wohlverdiente Ruhepause – kaum noch imstande, die Ruder durch das bemooste Nass zu ziehen.
    »Bald werden wir die Ruder sowieso nur noch zum Staken benutzen können.« Tiamak betrachtete den schlammigen Wasserlauf. »Hoffentlich ist das Boot nicht zu groß, um es dorthin mitzunehmen, wo wir es brauchen. Bestimmt werden wir uns bald etwas Flacheres suchen müssen, aber es wäre gut, wenn wir uns dann schon tiefer in den Sümpfen befänden, damit unsere Verfolger die Spur verloren haben.«
    »Ich habe kein einziges Cintis-Stück mehr.« Isgrimnur fächelte die Wolke winziger Insekten zur Seite, die seinen Kopf umschwärmte. »Womit wollen wir ein anderes Boot bezahlen?«
    »Mit diesem hier«, antwortete Tiamak. »Wir werden zwar nicht wieder etwas so Solides bekommen, aber wer immer mit uns tauscht, weiß, dass er dieses Boot in Kwanitupul für den Gegenwert von zwei oder drei Flachbooten verkaufen kann und noch ein Fass Palmwein obendrauf erhält.«
    »Da wir gerade von Booten sprechen«, warf Cadrach ein und lehnte sich einen Augenblick an sein Ruder. »Ich fühle mehr Wasser an meinen Zehen, als mir lieb ist. Sollten wir nicht bald das Rudern einstellen und dieses

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