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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sie haben unsere Herzen doch schon, Herrin!«, rief eine Frau, und eine andere Stimme schrie: »Warum haben sie uns dann nicht früher geholfen? Wir haben sie stets geehrt.«
    Maegwin wartete, bis der Tumult sich gelegt hatte. »Ja, wir haben sie stets geehrt – so, wie man einem alten Verwandten Ehre erweist, ungern und nur aus Gewohnheit. Nie haben wir sie so angebetet, wie es ihrer Macht und Schönheit gebührte und wie sie es nach allem, was sie unserem Volk geschenkt haben, verdienen!«
    Ihre Stimme hob sich. Wieder konnte sie die Nähe der Götter fühlen. Die Gewissheit ihrer Gegenwart stieg in ihr auf wie ein klarer Quell. Es war ein so eigentümlich berauschendes Gefühl, dass sie laut auflachte. Die Menschen um sie her schnitten erstaunte Gesichter. »Nein!«, rief sie. »Wir haben die Rituale vollzogen, die Schnitzereien poliert und die heiligen Feuer entzündet. Aber kaum einer von uns hat sich je gefragt, welche Beweise die Götter sich dafür wünschen, dass wir ihrer Hilfe würdig sind.«
    Craobhan räusperte sich. »Und was wünschen sie Eurer Meinung nach, Maegwin?« Die Art seiner Anrede war allzu vertraulich, aber Maegwin lachte nochmals.
    »Sie wollen, dass wir ihnen unser Vertrauen zeigen! Unsere Ergebenheit! Unsere Bereitwilligkeit, unser Leben in ihre Hände zu legen – wo es in Wirklichkeit schon immer lag. Die Götter wollen uns helfen, das habe ich selbst gesehen, jedoch nur, wenn wir uns ihrer würdig erweisen. Warum gab Bagba den Menschen damals Rinder? Weil sie im Kampf für die Götter ihre Pferde verloren hatten, in der Stunde der größten Not der Götter.«
    Noch während sie sprach, wurde Maegwin plötzlich alles glasklar. Wie recht Diawen gehabt hatte! Die Unterirdischen, die Sitha, die so angstvoll durch den Scherben gesprochen hatte, der grausam endlose Winter – es war alles so klar!
    »Denn seht«, schrie sie, »die Götter führen selber Krieg! Was glaubt ihr, warum dieser Schnee gefallen und dieser Winter gekommen ist, der niemals fortgeht, obwohl der Mond mehr als ein Dutzend Mal gewechselt hat? Warum geht nachts das Grauen in der Frostmark um – Wesen, die seit Herns Tagen nicht mehr gesehen wurden? Weil die Götter Krieg führen, genau wie wir. Und wie das Soldatenspiel der Kinder die Schlacht der Krieger nachahmt, so ist unser kleiner Streit hier unten ein Abbild des gewaltigen Kriegs, der im Himmel tobt.« Sie holte Luft und fühlte den Quell des Göttlichen in sich sprudeln. Er erfüllte sie mit freudiger Kraft. Sie war jetzt sicher, dass sie die Wahrheit erkannt hatte, leuchtend wie Sonnenlicht in den Augen eines frisch erwachten Schläfers. »Doch so wie das, was wir als Kinder lernen, unsere Kriege als Erwachsene beeinflusst, so hat unser Zwist hier auf der grünen Erde Einfluss auf die Kriege des Himmels. Wenn wir also die Hilfe der Götter begehren, müssen auch wir ihnen helfen. Wir müssen kühn sein und ihnen vertrauen. Wir müssen den größten Zauber gegen die Dunkelheit einsetzen, über den wir verfügen.«
    »Zauber?«, rief eine neue Stimme, das misstrauische Krächzen eines alten Mannes. »Hat Euch das die Seherfrau gelehrt?«
    Maegwin hörte, wie Diawen zischend den Atem einsog, aber sie fühlte sich zu zuversichtlich, um zornig zu sein. »Unsinn!«, rief sie. »Ich meine nicht die törichten Kunststücke vorgeblicher Hexenmeister. Ich meine die Art von Zauber, die im Himmel so deutlich spricht wie auf der Erde: den Zauber unserer Liebe zu Hernystir undden Göttern. Wollt ihr unsere Feinde geschlagen sehen? Wollt ihr wieder durch euer grünes Land gehen?«
    »Sagt uns, was wir tun müssen!«, schrie eine Frau in ihrer Nähe.
    »Das will ich.« Ein Gefühl tiefen Friedens und großer Stärke überkam Maegwin. In der Höhle war es still geworden. Mehrere Hundert Gesichter blickten gespannt zu ihr auf. Unmittelbar vor sich erkannte sie die tiefgefurchte, misstrauische Stirn des alten Craobhan, in dessen Zügen Zorn und Sorge zu lesen waren. In dieser Sekunde liebte ihn Maegwin, denn im Ausdruck der Niederlage auf seinem Gesicht fand sie Entschädigung für ihr Leiden und den Beweis für die Macht ihrer Träume. »Ich will es euch allen sagen«, wiederholte sie noch einmal lauter, und ihre Stimme erfüllte die große Höhle und hallte darin wider, so stark, so voll triumphierender Gewissheit, dass kaum jemand daran zweifeln konnte, er höre wirklich die auserkorene Botin der Götter.

    Miriamel und ihre Gefährten hielten nur wenige Minuten an, um

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