Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
nicht leisten, einfach weiterzumachen. Sie sind stärker, als ich dachte. Wie kann ich Elias unter die Augen treten, wenn der größte Teil seiner Erkynwache im Kampf gegen ein paar in die Enge getriebene Bauern gefallen ist?« Er klopfte mit den Fingern gegen den Rand seines Pokals. »Nein, es muss noch einen anderen Weg geben. Ich will im Triumph nach Erkynland zurückkehren.«
Lesdraka schnaubte. »Es gibt keinen anderen Weg. Meint Ihr den geheimen Pfad, die verborgene Straße, von der Ihr früher schon geredet habt? Eure Spione sind nicht wiedergekommen. Nein, der einzige Weg ist der, den wir eingeschlagen haben. Wir werden sie niedermetzeln, bis keiner mehr übrig ist.«
Fengbald hörte nicht mehr zu. Sein Blick war auf die Türklappe des Zelts und einen Soldaten gerichtet, der dort stand und nicht recht wusste, ob er eintreten sollte. »Ah«, sagte der Herzog. »Ja?«
Der Soldat ließ sich auf ein Knie nieder. »Der Hauptmann der Wache schickt mich, Herr.«
»Gut.« Fengbald lehnte sich im Stuhl zurück. »Und du hast jemanden mitgebracht?«
»Ja, Herr.«
»Führ ihn herein und warte dann draußen, bis ich dich rufe.«
Der Soldat versuchte einen ärgerlichen Blick zu unterdrücken, weil der Herzog ihn im scharfen Wind warten ließ, und verließ das Zelt.
Fengbald sah Lesdraka spöttisch an. »Einer meiner Spione ist anscheinend doch wieder da.«
Gleich darauf öffnete sich erneut die Zeltklappe, und ein alter Mann stolperte herein. Seine zerlumpte Kleidung war mit Schneeflocken bedeckt.
Fengbald grinste breit. »Ah, da bist du ja wieder! Helfgrim, nicht wahr?« Die gute Laune des Herzogs kehrte bei dem kleinen Schauspiel, das er jetzt aufführte, schnell zurück. »Du erinnerst dich doch an den Oberbürgermeister von Gadrinsett, Lesdraka? Er verließ uns vor einer Weile, um sich den Widerständlern anzuschließen, ist aber nun zurückgekehrt.« Seine Stimme wurde hart. »Bist du ungesehen entkommen?«
Helfgrim nickte bekümmert. »Es herrscht große Verwirrung. Seit Beginn der Schlacht habe ich mich nicht mehr sehen lassen. Es fehlen auch andere, und manche liegen noch auf dem Eis und im Wald am Fuß des Berges.«
»Gut.« Fengbald schnippte zufrieden mit den Fingern. »Und natürlich hast du deinen Auftrag ausgeführt?«
Der Alte senkte den Kopf.
»Da ist nichts, Herr.«
Fengbald starrte ihn einen Augenblick an. Sein Gesicht färbte sich dunkel, und er wollte schon aufspringen, setzte sich dann aber wieder hin und ballte die Fäuste. »So. Du scheinst vergessen zu haben, was ich dir sagte.«
»Was soll das alles?«, mischte Lesdraka sich gereizt ein.
Der Herzog achtete nicht auf ihn. »Isaak!«, befahl er. »Hol den Posten.«
Als der vor Kälte zitternde Soldat hereingekommen war, rief Fengbald ihn an seine Seite und flüsterte ihm ein paar Worte ins Ohr, worauf der Mann das Zelt wieder verließ.
»Wir wollen es noch einmal versuchen«, sagte Fengbald zu dem einstigen Oberbürgermeister. »Was hast du herausgefunden?«
Helfgrim schien ihm nicht in die Augen sehen zu können. Das gerötete Gesicht des alten Mannes und sein schwaches Kinn zitterten. »Nichts, was Euch nützen könnte, Herr«, antwortete er endlich.
Anscheinend hatte Fengbald seinen Zorn überwunden, denn er lächelte nur schmal und schwieg.
Wenig später wölbte sich von neuem die Zeltklappe, und der Posten kam herein, diesmal von zwei weiteren Wachsoldaten begleitet. Sie führten zwei Frauen mit sich, beide in mittleren Jahren und mit grauen Strähnen im dunklen Haar, schmuddlig und in abgeschabte Mäntel gehüllt. Ihre fahle Gesichtsfarbe und verschüchterte Miene verwandelte sich beim Anblick des alten Mannes, der sich vor Fengbald krümmte, in Entsetzen.
»Vater!«, rief die eine.
»Oh, barmherziger Usires«, flüsterte die andere und schlug das Zeichen des Baumes.
Fengbald musterte sie mit kühlem Blick. »Mir scheint, du hattest vergessen, wessen Hand hier die Peitsche schwingt, Helfgrim. Ich will es noch einmal versuchen. Wenn du mich anlügst, werde ich deinen Töchtern Schmerzen verursachen müssen, so sehr das auch mein ädonitisches Gewissen belastet. Aber es wird dein Gewissen sein, das am meisten darunter leidet, denn dich trifft die alleinige Schuld.« Er grinste. »Sprich.«
Der alte Mann sah seine Töchter an und erkannte die Angst in ihren Gesichtern. »Möge Gott mir vergeben«, rief er, »möge er mir vergeben, wenn ich zum Verräter werde!«
»Nicht, Vater!«, schrie eine der Frauen.
Die andere
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