Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
strähnigem Haar hielt Simon einen Napf mit einer dampfenden Flüssigkeit hin. Er wollte ihm danken, brachte aber vor Schwäche kein Wort heraus.
Obwohl die Sonne eben erst den westlichen Horizont berührte und der Tag noch recht hell war, hatte Simon kaum die dünne Suppe getrunken, als er sich auch schon auf dem schlammigen Boden wiederfand. Mit Ausnahme des Helms hatte er noch seine ganze Rüstung an. Der Kopf ruhte auf dem Kissen seines Mantels. Heimfinder stand in der Nähe und knabberte an ein paar dünnen Grashalmen, die das allgemeine Getrampel überstanden hatten. Simon merkte, dass er einschlief. Die Welt schien unter ihm zu schaukeln, als läge er auf dem Deck eines großen, gemächlich dahintreibenden Schiffs. Schnell zog Schwärze herauf, nicht das Schwarz der Nacht, sondern eine tiefe, erstickende Schwärze, die aus seinem Inneren kam. Wenn er heute träumte, würden keine Türme oder riesigen Räder darin vorkommen. Er würde schreiende Pferde sehen und eine Ratte, die im Regenfass ertrank.
Isaak, der junge Page, beugte sich dicht über das Kohlenbecken, um etwas Wärme in sich aufzusaugen. Er war völlig durchfroren. Draußen summte der Wind in den Tauen und riss an den wogenden Wänden von Herzog Fengbalds riesigem Zelt, als wollte er es entwurzeln und in die Nacht hineintragen.
Isaak wünschte von Herzen, er hätte auf dem Hochhorst bleiben können.
»Junge!«, rief Fengbald mit kaum verhüllter Brutalität in der Stimme. »Wo bleibt mein Wein?«
»Er wird gerade gewärmt, Herr«, antwortete Isaak, nahm das Eisen aus dem Krug und beeilte sich, den Pokal des Herzogs wieder aufzufüllen.
Beim Eingießen wurde er von Fengbald schon nicht mehr beachtet. Dieser hatte seine Aufmerksamkeit Lesdraka zugewandt, der finster vor ihm stand und immer noch seine blutverkrustete Lederrüstung trug.
Im Gegensatz zu ihm hatte der Herzog gebadet – Isaak hatte dafür unzählige Töpfe mit Wasser über dem einzigen kleinen Kohlenbecken erhitzen müssen – und ein Hausgewand aus scharlachroter Seide angezogen. An den Füßen trug er Rehlederpantoffeln. Das lange, schwarze Haar hing ihm in feuchten Locken um die Schultern. »Ich werde mir diesen Unsinn nicht länger anhören«, erklärte er.
»Unsinn?«, fauchte Lesdraka. »Das sagt Ihr zu mir? Ich habe das Zaubervolk mit eigenen Augen gesehen, Steinhäusler!«
Fengbalds Augen wurden schmal. »Du solltest lernen, mit mehr Respekt zu sprechen, Mann aus den Ebenen.«
Lesdraka ballte die Fäuste, hielt aber die Arme am Körper. »Trotzdem habe ich sie gesehen, und Ihr habt es auch.«
Der Herzog grunzte angewidert. »Ich habe einen Haufen Zwerge erblickt, Missgeburten, wie man sie vor den meisten Thronen von Osten Ard Purzelbäume schlagen und Bocksprünge machen sieht. Das waren nicht die Sithi, was immer Josua und diese alte Kräuterhexe Geloë behaupten mögen.«
»Ob Zwergen- oder Feenvolk, das kann ich nicht beweisen. Aber diese Frau ist kein gewöhnliches Weib«, versetzte Lesdraka düster. »Ihr Name ist wohlbekannt im Grasland – wohlbekannt und gefürchtet. Männer, die sich in ihren Wald wagen, kommen nicht zurück.«
»Lächerlich.« Fengbald leerte seinen Becher. »Ich bin niemand, der sich leichtfertig über die dunklen Mächte lustig macht …«
Er verstummte, als dränge sich ihm eine unangenehme Erinnerung auf. »Ich spotte nicht, aber ich lasse mich auch nicht verspotten. Und ich lasse mich nicht von Zauberkunststücken einschüchtern, selbst wenn sie abergläubischen Wilden Angst einjagen.«
Der Thrithingmann betrachtete ihn kalt. »Nach dem, was Ihr mir früher erzählt habt, beschäftigt sich Euer Herr nicht wenig mit diesem Aberglauben.«
Auch Fengbalds Blick war eisig. »Ich nenne keinen Mann meinen Herrn. Elias ist der König, weiter nichts.« Seine gebieterische Miene verschwand rasch. »Isaak!«, rief er schmollend. »Mehr Wein, verdammt!«
Der Page huschte herbei, um ihn zu bedienen. Fengbald schüttelte den Kopf. »Schluss mit dem Gezänk. Lesdraka, es gibt Schwierigkeiten. Ich brauche eine Lösung.«
Der Söldnerführer verschränkte die Arme. »Meinen Männern gefällt es nicht, dass Josua Verbündete mit Zauberkräften hat«, brummte er, »aber habt keine Sorge. Sie sind keine Weiber und werden trotzdem kämpfen. Schon lange wissen wir aus unseren Legenden, dass Feenblut genauso leicht vergossen wird wie Menschenblut. Und heute haben wir es gesehen.«
Fengbald machte eine ungeduldige Handbewegung. »Aber wir können es uns
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