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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sich, ob in der ganzen weitläufigen Burg überhaupt ein Wandteppich hing, hinter dem es keinen versteckten Eingang gab. Sie zog an dem uralten Türgriff.
    O Ädon am Baum , betete sie lautlos – bestimmt würden die Angeln quietschen! Aber die Angeln gaben keinen Ton von sich, und die Tür öffnete sich stumm im selben Moment, als oben an der Treppe die andere Tür über den Steinboden scharrte. Das Klappern der Stiefelabsätze wurde lauter und kam die Stufen herunter. Rachel zwängte sich durch die Tür und wollte sie hinter sich zuziehen. Als noch ein knapp handbreiter Spalt offenstand, blieb die Tür jedoch stecken und ließ sich nicht weiterbewegen.
    Rachel blickte auf. Sie hätte gern ihre Laterne aufgeblendet, wagte es jedoch nicht. Dankbar bemerkte sie, dass draußen im Treppenhaus wenigstens eine Fackel flackerte. Sie zwang sich dazu, alles genau zu untersuchen, obwohl ihr schwarze Flecke vor den Augen tanzten und ihr Herz hastig pochte. Dort! Der obere Teil des Wandbehangs hatte sich in der Tür verfangen, so weit oben, dass sie nicht herankam. Sie packte den dicken, staubstarren Samt, um ihn freizuschütteln. Aber die Schritte waren schon fast auf dem Treppenabsatz. Rachel wich von dem offenen Türspalt zurück und hielt den Atem an. Mit dem Geräusch näherte sich auch eine eisige Kälte, die bis in die Knochen drang, als trete man aus einem heißen Zimmer hinaus in Mittwinterwinde. Rachel merkte, dass sie unwillkürlich anfing zu zittern. Durch den Türspalt wurden zwei schwarzgekleidete Gestalten sichtbar. Die leisen Töne ihres Gesprächs, eben erst hörbar geworden, verstummten jäh. Die eine Gestalt drehte sich so, dass Rachel in ihrem Versteck für einen Augenblick ihr bleiches Gesicht sehen konnte. Das Herz der Obersten der Kammerfrauen tat einen Satz. Das da draußen war eines von diesen Hexenwesen – ein Weißfuchs! Nun wandte es sich wieder ab, sagte mit leiser, aber seltsam melodischer Stimme etwas zu seinem Gefährten und schaute die Stufen hinauf, die die beiden gerade heruntergekommen waren. Neue Schritte hallten im Treppenhaus.
    Noch mehr!
    Obwohl es Rachel davor grauste, sich zu rühren oder überhaupt irgendetwas zu tun, das ein Geräusch verursachen konnte, begann sie sich zurückzuziehen. Sie starrte auf die nicht ganz geschlossene Tür und betete, die Ungeheuer davor möchten nicht bemerken, dass sie nur angelehnt war. Immer wieder tastete sie nach der Hinterwand des Raums. Sie ging so weit zurück, dass der Türspalt nur noch ein heller, dünner Strich war, aber noch immer stieß ihre Hand auf keinen Widerstand. Schließlich blieb sie stehen und drehte sich um, voller Entsetzen, weil ihr plötzlich eingefallen war, sie könnte über einen in diesem Raum aufbewahrten Gegenstand stolpern, der dann krachend zu Boden fiel.
    Aber es war gar kein Raum. Rachel stand in der Mündung eines Ganges, der ins Dunkel hineinführte.
    Sie hielt inne und zwang sich zum Nachdenken. Es war sinnlos, einfach stehen zu bleiben, vor allem, wenn hinter der Tür eine Rotte dieser Hexenwesen lauerte. In der kahlen Steinmauer gab es keinerlei Versteck, und sie wusste, dass sie jeden Augenblick irgendein Geräusch machen oder, noch schlimmer, mit viel Getöse ohnmächtig umfallen konnte. Und wer wusste, wie lange diese Schreckgespenster dort noch herumstehen und miteinander krächzen würden wie Aasvögel auf einem Ast? Vielleicht war ja, wenn sie erst alle versammelt waren, gerade dieser Gang ihr Ziel? Wenn Rachel jetzt weiterging, fand sich vielleicht doch ein besseres Versteck oder ein anderer Ausgang.
    Sie wankte den Gang hinunter. Mit einer Hand streifte sie an der Wand entlang – und was für grässliche schleimige Dinge sie unter ihren Fingern fühlte! –, mit der anderen hielt sie die abgeblendete Laterne vor sich und achtete darauf, nicht gegen den Stein zu stoßen. Der dünne Lichtstreifen der Tür verschwand schon hinter der ersten Biegung und ließ sie in tiefer Finsternis zurück. Vorsichtig schob sie den Blendschirm der Laterne ein ganz kleines Stück zurSeite, sodass ein einzelner Strahl auf die Steinplatten vor ihren Füßen fiel. Dann marschierte sie eilig weiter.
    Rachel hob die Lampe und spähte durch den einförmigen Gang in die unerforschte Dunkelheit. Hatte denn dieser Irrgarten unter der Burg überhaupt kein Ende? Sie hatte den Hochhorst so gut zu kennen geglaubt wie kaum ein anderer, aber die letzten Wochen waren in dieser Hinsicht eine Offenbarung für sie gewesen. Unter den

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