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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Lichts zugehen, als sie plötzlich aus der anderen Richtung, der rechten Seite des neuen Tunnels, ein Geräusch vernahm. Sofort huschte sie zurück durch die Tür, die jedoch noch immer klemmte und sich nicht schließen ließ. Der Drache drückte sich tief in den Schatten und versuchte den Atem anzuhalten.
    Von wem das Geräusch auch stammte – er bewegte sich nicht sehr schnell. Als das leise Scharren näher kam, duckte sich Rachel, aber in ihre Furcht mischte sich heftiger Zorn. Der Gedanke, dass sie, die Oberste der Kammerfrauen, gezwungen war, sich in ihrem eigenen Heim in Ecken herumzudrücken, weil sich dort … Unholde … herumtrieben! Um ihr jagendes Herz zu beruhigen, stellte sie sich noch einmal den Augenblick vor, in dem sie auf Pryrates eingestochen hatte – ihre wahnsinnige Erregung dabei, die eigentümliche Befriedigung, nach den vielen öden, leidvollen Monaten endlich einmal etwas tun zu können. Aber jetzt? Ihr kräftiger Stoß hatte dem roten Priester anscheinend in keiner Weise geschadet. Was konnte sie da gegen eine ganze Horde von Dämonen auszurichten? Nein, es war besser, sich zu verstecken und den Zorn für eine bessere Gelegenheit aufzusparen.
    Als die Gestalt an der verklemmten Tür vorbeikam, stellte Rachel mit großer Erleichterung fest, dass es doch nur ein Mensch war, ein dunkelhaariger Mann, im roten Schein der Felswände nur undeutlich zu erkennen. Sofort war Rachels Neugier wieder da, so heftig wie der Zorn, den sie gerade noch empfunden hatte. Wer lief so selbstverständlich in diesen dunklen Gängen herum?
    Sie steckte den Kopf durch die Tür und sah der sich entfernenden Gestalt nach. Der Mann ging sehr langsam und ließ die eine Hand nicht von der Wand. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und bewegte ihn langsam von links nach rechts, als versuche er an der dunklen Decke des Tunnels etwas zu lesen.
    Barmherzigkeit, er ist blind! , begriff Rachel jäh. Das Zögern, die tastenden Hände, es gab keinen Zweifel. Gleich darauf wurde ihr klar, dass sie den Mann kannte. Sie warf sich zurück in die Schatten der Tür. Guthwulf! Das Ungeheuer! Was tut er hier? Für einen schrecklichen Moment dachte sie, dass Elias’ Schergen noch immer nach ihr suchten und die Burg mit äußerster Gründlichkeit nach ihr abkämmten. Aber warum schickten sie einen Blinden? Und seit wann war Guthwulf blind?
    Bruchstückhaft fiel ihr etwas ein. Das war doch damals Guthwulf gewesen, der mit dem König und Pryrates auf dem Balkon stand? Der Graf von Utanyeat hatte mit dem Alchimisten gerungen, als dieser sich, Rachels Dolch im Rücken, auf sie stürzen wollte. Aber warum hatte Guthwulf das getan? Jeder wusste, dass Utanyeat, der hartherzigste von Elias’ Gefolgsleuten, die Hand des Hochkönigs war.
    Hatte er ihr tatsächlich das Leben gerettet?
    In Rachels Kopf drehte sich alles. Wieder spähte sie durch den Türspalt, aber Graf Guthwulf war hinter einer Biegung des Tunnels verschwunden. Er strebte auf das rote Glühen zu. Aus der tieferen Schwärze löste sich ein winziger Schatten, huschte an ihren Füßen vorbei und folgte ihm in die Dunkelheit. Eine Katze?
    Die Welt unter der Burg wurde für Rachel immer mehr zum verwirrenden Traum. Sie blendete ihre Laterne auf und kehrte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. Im Augenblick wünschte sie ihre Bekanntschaft mit Guthwulf nicht zu erneuern, blind oder sehend. Die Tür zu dem Gang mit den rauhen Wänden ließ sie angelehnt. Sie würde ihren eigenen, sorgfältigen Wegzeichen bis zum Treppenabsatz folgen und darum beten, dass die Weißfüchse sich entfernt hatten, um ihren unheiligen Geschäften nachzugehen. Es gab vieles, über das sie nachdenken musste, zu viel. Rachel hatte nur den einen Wunsch, sich an ihrem Zufluchtsort einzuschließen und zu schlafen.Im Gehen war Guthwulfs Kopf voll verführerischer, giftiger Musik – eine Musik, die zu ihm sprach, ihn anlockte und ihm zugleich mehr Angst einjagte als alles andere in seinem Leben.
    Lange hatte er in der endlosen Finsternis seiner Tage und Nächte das Lied nur in seinen Träumen vernommen. Heute aber war die Musik endlich auch in den wachen Stunden zu hören gewesen, hatte ihn aus den Tiefen hier heraufgetrieben und selbst die flüsternden Stimmen, die seine ständigen Begleiter waren, aus seinem Kopf verscheucht. Es war die Stimme des grauen Schwertes, und es musste hier irgendwo in der Nähe sein.
    Ein Teil des Grafen von Utanyeat wusste ganz genau, dass das Schwert nur ein Gegenstand

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