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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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erleichtert. »Karten! Sehr schlau, Herrin, sehr schlau. Vielleicht kann er das ja wirklich.«
    Der unbekannte Wranna schlief den ganzen restlichen Nachmittag und rührte sich selbst dann nicht, als sie das Boot wieder scharrend vom schlammigen Ufer herunterzogen und zu Wasser ließen. Vor der Abfahrt hatte Miriamel seine Haut abgewaschen und erleichtert festgestellt, dass die meisten Wunden nicht schwer waren, zumindest soweit sie sehen konnte. Sie wusste nicht, was sie sonst noch für ihn tun konnte.
    Isgrimnurs undankbare Aufgabe, eine sichere Durchfahrt durch das trügerische, unbekannte Land zu finden, wurde dadurch etwas erleichtert, dass der vor ihnen liegende Abschnitt des Wasserlaufs verhältnismäßig gerade verlief. Weil es wenig Nebenflüsse und Abzweigungen gab, hatten sie es für das Einfachste gehalten, sich in der Strömungsmitte zu halten, sodass ihre Fahrt bislang problemlos verlaufen war. Zwar waren sie auf einige Einmündungen gestoßen, bei denen Isgrimnur einen anderen Weg hätte wählen können, aber da sie noch immer gelegentlich Häuser sahen, schien kein Grund zur Sorge zu bestehen.
    Einige Zeit, nachdem die Sonne den Scheitelpunkt des Himmels überschritten hatte, wachte der fremde Wranna plötzlich auf. Miriamel, die seine Stirn abtupfte und ihm dabei mit einem breiten Blatt die Augen beschattete, erschrak heftig. Die braunen Augen des Mannes wurden bei ihrem Anblick groß vor Furcht, und sein Blick huschte nach allen Seiten, als fühle er sich von Feinden umringt. Nach kurzer Zeit milderte sich der gehetzte Ausdruck und er wurde ruhiger, sprach jedoch noch immer kein Wort. Lange Zeit lag er stumm da und starrte hinauf in den Baldachin der über ihm vorbeiziehenden Äste. Er atmete flach, als erfordere es alle Kraft, die er noch besaß, nur die Augen offenzuhalten und zu beobachten. Miriamel fuhr fort, sanft auf ihn einzureden und seine Stirn zu befeuchten. Sie war überzeugt, dass Cadrach mit seiner Annahme, der Mann werde ihre Sprache nicht verstehen, recht hatte, aber sie wollte ihm ja auch nichts Wichtiges mitteilen, sondern hoffte nur,dass eine ruhige und freundliche Stimme ihm half, sich besser zu fühlen, auch wenn er die Worte nicht verstand.
    Ungefähr eine Stunde später hatte sich der Mann endlich so weit erholt, dass er sich etwas aufrichten und ein wenig Wasser trinken konnte. Noch immer machte er einen recht verwirrten und kranken Eindruck, und niemand wunderte sich, dass die ersten Laute, die er von sich gab, ein schmerzliches Stöhnen waren. Aber die Laute des Kummers hörten auch nicht auf, als Miriamel ihm nochmals zu trinken gab. Der Wranna schob den Lederschlauch von sich und deutete mit allen Anzeichen äußerster Unruhe flussaufwärts.
    »Ist er verrückt?« Isgrimnur musterte ihn misstrauisch. »Das hat uns noch gefehlt – ein verrückter Sumpfkerl.«
    »Ich glaube, er will uns sagen, dass wir umkehren sollen«, sagte Miriamel und begriff ganz plötzlich, was der Wranna meinte. Ihr wurde übel. »Er sagt uns, dass es … schlecht ist, wenn wir weiterfahren.«
    Der Wranna fand endlich Worte. »Mualum nohoa!«, stammelte er mit sichtlicher Todesangst. »Sanbidub nohoa yia ghanta!«
    Nachdem er die Worte mehrfach wiederholt hatte, versuchte er, sich über Bord ins Wasser zu stürzen. Er war jedoch so schwach und verstört, dass es Miriamel nicht schwerfiel, ihn daran zu hindern. Zu ihrem Entsetzen brach er in Tränen aus, das runde braune Gesicht so wehrlos und ohne Scham wie das eines Kindes.
    »Was kann er nur haben?«, fragte sie erschrocken. »Was immer es ist, er hält es für gefährlich.«
    Isgrimnur schüttelte den Kopf und half Cadrach, das Boot vom Ufergestrüpp fernzuhalten, während sie um eine Flussbiegung stakten. »Wer weiß? Vielleicht ein Tier, oder andere Marschbewohner, die mit diesen hier im Krieg liegen. Oder ein heidnischer Aberglaube – ein Teich, an dem es spukt, oder sonst etwas Unheimliches.«
    »Oder das, was Tiamaks Dorf entvölkert hat«, sagte Cadrach. »Seht!« Der Wranna fuhr auf und versuchte krampfhaft, sich aus Miriamels Griff zu befreien. »Yia ghanta!«, gurgelte er.
    »Ghanta«, flüsterte Miriamel und starrte über das Wasser.
    »Ghants! Aber Tiamak hat doch gesagt …«
    »Tiamak hat vielleicht inzwischen gemerkt, dass er sich im Irrtum befand.« Cadrachs Stimme war nur noch ein Hauch.
    Jetzt, während das Flachboot die Biegung passierte, sahen sie es am anderen Ufer liegen – ein riesiges, absonderliches, weit ausgedehntes

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