Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
misstönenden Klang, als läuteten hundert geborstene Glocken.
Eine Gruppe von Thrithingsöldnern hatte Sludig und ein paar andere Verteidiger umzingelt. Der Rimmersmann stand mit einer Axt in jeder Hand da. Noch während er einen festen Halt auf dem Eis suchte, gelang es ihm, gleich zwei narbige Thrithingmänner in Schach zu halten. Simon und die Trolle näherten sich, so schnell der Untergrund es zuließ, um Sludigs Angreifer von hinten zu überfallen. Obwohl Simons steif gewordenem Arm kein sauberer Hieb gelingen wollte, traf seine Klinge das Pferd des einen Thrithingreiters in der Nähe des ungeschützten Schwanzes, sodass es sich unvermittelt aufbäumte. Der Reiter stürzte krachend auf das Eis, wo sich Sludigs Kameraden schnell und tödlich seiner annahmen. Der Rimmersmann benutzte das rutschende, reiterlose Pferd als Schild gegen den zweiten Feind, bis er es schaffte, den Fuß in den Bügel zu setzen und aufzusteigen. Gerade noch rechtzeitig, um den Schlag des Krummschwertes abzuwehren, den sein Gegner nach ihm führte, hob er eine seiner Äxte. Noch zweimal prallten die Waffen aufeinander, bis Sludig mit unartikuliertem Gebrüll dem Mann mit der einen Axt das Schwert aus der Hand hebelte und die andere Axt in seinem Kopf begrub. Sie durchschlug den steifen Lederhelm wie eine Eierschale. Sludig stemmte den Stiefel gegen die Brust des Gegners und riss seine Axt aus dessen Kopf. Der Söldner sackte über dem Hals seines Pferdes zusammen und rutschte schwer zu Boden.
Simon schrie Sludig etwas zu und fuhr dann hastig herum, als eine neue Welle des Kampfes ein reiterloses Pferd herantrieb, das hart gegen Heimfinders Schulter stieß und ihn fast aus dem Sattel warf. Er klammerte sich an die Zügel, richtete sich auf und trat nachdem völlig verängstigten Tier, das laut wiehernd Halt auf dem Eis suchte. Schließlich stolperte es weiter.
Der Rimmersmann starrte Simon einen Augenblick an, als wisse er nicht, wer er sei. Sein gelber Bart war voller Blutstropfen, der Kettenpanzer an mehreren Stellen gebrochen und zerrissen.
»Wo ist Deornoth?«
»Ich weiß nicht! Ich bin gerade erst gekommen!« Simon hielt sich mit den Knien fest und hob sich in Heimfinders Sattel, um in die Runde spähen zu können.
»Sie hatten ihn abgeschnitten.« Auch Sludig richtete sich in den Bügeln auf. »Dort! Ich sehe seinen Mantel!« Er deutete auf eine Ansammlung von Thrithingmännern in der Nähe, zwischen denen etwas Blaues aufleuchtete. »Los!« Er trieb das Söldnerpferd an. Das Tier, dessen Hufe nicht mit Eisendornen versehen waren, rutschte und schlingerte.
Simon rief nach Sisqi und ihren Freunden, die gelassen dabei waren, einigen verwundeten Thrithingkriegern mit ihren Speeren den Rest zu geben. Die Tochter des Hirten und der Jägerin bellte ihren Gefährten etwas zu, und alle setzten sich hinter Simon und Sludig in Trab.
Über ihnen hatte der Himmel sich dunkel verfärbt. Wolken verdeckten die Sonne. Plötzlich war die Luft voll wirbelnder kleiner Schneeflocken. Der Nebel schien auch wieder dichter zu werden. Simon kam es vor, als sehe er im dunklen Meer der kämpfenden Männer, nicht weit von Sludig, etwas Rotes aufblitzen.
War das etwa Fengbald? Hier, mitten im Getümmel? Simon konnte kaum glauben, dass der Herzog ein solches Risiko eingehen würde, wenn er die Übermacht auf seiner Seite wusste.
Nur einen kurzen Augenblick konnte Simon über diese unwahrscheinliche Möglichkeit nachdenken, bevor Sludig sich mitten unter die Thrithingmänner stürzte und wahllos mit beiden Äxten auf sie einhieb. Obwohl zwei Männer verwundet vor ihm zu Boden sanken und so eine Gasse für den Rimmersmann öffneten, sah Simon, dass andere die Lücke wieder dichtmachten, einige davon noch zu Pferde. Sludig würde umzingelt werden.
Simon kam das Ganze immer unwirklicher vor. Was tat er hier?Er war doch kein Soldat? Es war Wahnsinn. Aber was blieb ihm anderes übrig? Man verletzte und tötete seine Freunde. Er musste sie verteidigen. Er trieb das Pferd an und schlug auf die bärtigen Söldner ein. Jetzt spürte er jeden Hieb im ganzen Arm, ein Schmerz wie ein feuriges Messer, das durch die Schultern bis in den Schädel stach. Hinter sich hörte er die seltsam jappenden Schreie Sisqis und ihrer Qanuc, dann hatte er plötzlich die Reihe der Krieger durchbrochen.
Sludig war vom Pferd gestiegen und kniete neben einem Mann, dessen Mantel die Farbe des frühen Abendhimmels zeigte. Es war Deornoth. Sein Gesicht war sehr blass. Neben Josuas
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