Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Ritter lag, halb vom blauen Mantel bedeckt, ein ungewöhnlich muskulöser Thrithingmann auf dem Rücken und starrte mit leerem Blick und blutverkrusteten Lippen hinauf zum Wolkenhimmel. Mit der geschärften Klarheit eines Menschen, der kurz vor dem Wahnsinn steht, beobachtete Simon eine Schneeflocke, die herabschwebte und auf dem geöffneten Auge des Söldners liegen blieb.
»Es ist ihr Anführer«, schrie Sludig durch den Lärm. »Deornoth hat ihn getötet.«
»Aber was ist mit Deornoth? Lebt er?«
Sludig bemühte sich bereits, den Ritter vom Eis zu heben. Simon schaute sich um, ob ihnen von irgendwoher Gefahr drohe. Aber die Söldner waren schon an eine andere Stelle des sich ständig wandelnden Chaos gelockt worden. Simon stieg sofort ab und half Sludig, Deornoth in den Sattel zu heben. Dann kletterte der Rimmersmann auf das Pferd und hielt den Ritter, der hin- und herbaumelte wie eine schlecht gestopfte Puppe, mit den Armen vor sich fest.
»Übel«, sagte Sludig. »Es geht ihm übel. Wir müssen ihn hinter die Barrikade schaffen.«
Er trabte voran. Sisqi und die beiden anderen Trolle folgten ihm. Der Rimmersmann lenkte sein Pferd in einem weiten Bogen um das Kampfgeschehen herum.
Simon konnte nur, an Heimfinders Flanke gelehnt, keuchend stehen bleiben. Er sah auf Sludigs Rücken und Deornoths schlaffes Gesicht, das an der Schulter des Rimmersmanns scheuerte. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Jiriki und seine Sithi ließen sie imStich. Gott hatte sich dafür entschieden, die Gerechten nicht zu retten. Wenn man nur diesen ganzen alptraumhaften Tag fortwünschen könnte! Simon schauderte. Fast kam es ihm vor, als brauchte er nur die Augen zu schließen, und alles wäre verschwunden. Er würde in seinem Bett im Dienstbotenflügel des Hochhorsts aufwachen und sehen, wie draußen die Frühjahrssonne über die steinernen Bodenplatten wanderte …
Er schüttelte den Kopf und zog sich mühselig wieder in den Sattel. Seine Beine zitterten. Er trieb Heimfinder an. Zu müßigen Gedanken war jetzt keine Zeit. Keine Zeit.
Wieder blitzte es rot auf, gerade rechts von ihm. Er drehte sich um und sah einen Mann im Scharlachmantel, der auf einem weißen Ross saß. Der Helm des Reiters trug silberne Schwingen.
Fengbald!
Langsam, als sei das Eis unter den Hufen seines Pferdes zu klebrigem Honig geronnen, zügelte Simon Heimfinder und lenkte sie auf den Gepanzerten zu. Das musste doch ein Traum sein? Der Herzog hielt hinter einer kleinen Gruppe seiner Erkynwachen, aber seine ganze Aufmerksamkeit schien einem Kampf zu gelten, der sich unmittelbar vor ihm abspielte. Simon, der ganz außen stand, hatte freie Bahn. Er gab Heimfinder die Sporen.
Als er näher kam, jetzt immer schneller, schien der Silberhelm vor seinen Augen größer zu werden und blendete ihn selbst im trüben Licht. Scharlachmantel und blanker Kettenpanzer hoben sich wie eine Wunde von der verschwommenen Dunkelheit der fernen Bäume ab.
Simon schrie, aber der Mann drehte sich nicht um. Er rammte Heimfinder die Stiefeleisen in die Seiten. Das Pferd schnaubte und trabte schneller. Schaum flockte von seinen Lippen. »Fengbald!«, schrie Simon noch einmal, und jetzt endlich schien der Herzog ihn zu hören. Der geschlossene Helm drehte sich nach Simon um, der Augenschlitz war leer und verriet nichts. Mit einer Hand hob der Herzog das Schwert und zerrte an den Zügeln, um sein Pferd auf den Angreifer zuzuwenden. Er kam Simon langsam vor, so langsam, als bewege er sich unter Wasser, als sei auch er in einem Alptraum gefangen.
Unter seinem Helm fletschte Simon die Zähne. Ein Alptraum, nun gut. Diesmal wollte er Fengbalds Alptraum sein. Weit holte er mit dem Schwert aus und fühlte, wie seine Schultermuskeln hervortraten und sich spannten. Heimfinder machte einen Satz auf den Herzog zu. Simon schwang das Schwert mit beiden Händen. Mit bebendem Aufprall, der Simon fast rückwärts aus dem Sattel warf, traf es die Klinge des Herzogs. Etwas gab nach. Als Simon an seinem Gegner vorbei war und sich wieder im Sattel zurechtgesetzt hatte, schwenkte er Heimfinder in vorsichtigem Halbkreis herum. Fengbald war vom Pferd gefallen, Simon hatte ihm das Schwert aus der Hand geprellt. Der Herzog lag auf dem Rücken und versuchte mühsam aufzustehen.
Simon sprang aus dem Sattel, rutschte sofort aus und fiel nach vorn. Er landete schmerzhaft auf Ellenbogen und Knien, kroch jedoch weiter zu der Stelle, an der der Herzog noch immer um sein Gleichgewicht rang. Simon richtete
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