Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Heeres an, dass dieses den bereits erreichten Vorteil nicht voll ausnutzen konnte.
Die von Freosel und anderen Verteidigern nachts eingesammelten Pfeile flogen vom Hang auf die Angreifer herunter, und die Erkynwache in ihren grünen Uniformen musste sich außer Schussweite zurückziehen und warten, bis die Geschosse verbraucht waren. Auf einem freien Stück Eisfläche mitten auf dem See ritt Herzog Fengbald hin und her, schwang sein Schwert und fuchtelte mit der freien Hand.
Wieder griffen seine Truppen an, aber die Verteidiger waren darauf vorbereitet, und die Welle der berittenen Erkynwachen brach sich an den großen Baumstammwällen. Vom Hang herunter machte ein Trupp einen Ausfall, durchbrach die grüne Linie und stieß tief in die Mitte von Fengbalds Kriegern vor. Der Trupp war nicht stark genug, das Heer des Herzogs zu spalten, aber selbst nachdem man ihn unter schweren Verlusten zurückgeschlagen hatte, war deutlich zu erkennen, dass Deornoths bäuerliche Kämpen Auftrieb bekommen hatten. Sie wussten jetzt, dass sie als fast Gleichwertige auf diesem Feld kämpften, und zeigten unmissverständlich, dass sie den Schwertern des Königs ihre Heimat nicht ohne schweren Blutzoll ausliefern würden.
Die Sonne erreichte die Spitzen der Baumgrenze. Das Morgenlicht hatte die andere Talseite gerade erst erhellt. Über dem Eis lag bereits wieder dichter Nebel. Im trüben Licht wurde der Kampf immer verzweifelter, als sich die Männer nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen den trügerischen Untergrund zur Wehr setzen mussten. Beide Seiten schienen entschlossen, bis zum Ende dieses Tages die Entscheidung zu erzwingen. Nach der Anzahl der reglosen Körper zu urteilen, die schon jetzt kreuz und quer über den gefrorenen See verstreut lagen, gab es keinen Zweifel, dass bis zum Nachmittag nur noch wenige Verteidiger des Sesuad’ra übrig sein würden, um den Widerstand aufrechtzuerhalten.Was Simon betraf, so hatte er schon in der ersten Stunde nach dem Heraufdämmern des Morgens Camaris, Priester Johan und sogar Gott vollständig vergessen. Er fühlte sich wie ein Boot in schwerem Sturm, nur dass die Wellen, die ihn zu verschlingen drohten, Gesichter und scharfe Klingen trugen. Heute versuchten sie nicht mehr, die Trolle zunächst in Reserve zu halten. Josua war überzeugt, Fengbald würde seine Männer so lange gegen die Verteidiger des Sesuad’ra vorrücken lassen, bis die Verteidigung zusammenbrach. Darum hatte es wenig Sinn, den Gegner überraschen zu wollen. Es gab keine geordneten Schlachtreihen mehr, nur noch Reste von Einsatzbefehlen, zerfetzten Bannern und dem Klang ferner Hörner. Die feindlichen Heere stürmten aufeinander los, prallten zusammen und klammerten sich aneinander wie Ertrinkende, nur um loszulassen und sich kurze Zeit auszuruhen, bevor der nächste Ansturm erfolgte. Die Leichen der Gefallenen ließen sie auf dem dunstigen See liegen.
Als der Angriff der Erkynländer die Verteidiger gegen ihre Barrikaden zurückdrängte, hatte Simon gesehen, wie der Trollhirte Snenneq von der Lanze einer Erkynwache aufgespießt worden war. Der Mann hob den Troll aus dem Sattel seines Widders und nagelte ihn an einen der Baumstämme der Barrikade. Obwohl nicht zu übersehen war, dass der Troll tot war oder zumindest im Sterben lag, riss der gepanzerte Wachsoldat seine Waffe heraus und durchbohrte den kleinen, vom Wall herabgleitenden Körper ein zweites Mal, wobei er die Lanze drehte, als töte er ein Insekt. Simon, außer sich vor Wut, spornte Heimfinder durch eine Lücke im Getümmel und schwang mit aller Kraft sein Schwert. Er schlug dem Wachsoldaten den Kopf fast gänzlich ab. Der Mann stürzte vom Pferd und fiel auf das Eis des Sees. Aus seinem Hals schoss eine blutige Fontäne. Simon bückte sich und griff nach Snenneqs Felljacke. Er hob den Troll mit einer Hand vom Boden auf, ohne das Gewicht auch nur zu spüren. Der Kopf des Trolls wackelte, die braunen Augen starrten blicklos. Simon drückte die kleine, stämmige Gestalt an sich, ohne auf das Blut zu achten, das seine Hose und den Sattel tränkte.
Irgendwann später fand er sich am Rand der Schlacht wieder. Snenneqs Körper war verschwunden. Simon wusste nicht, ob er ihnhingelegt oder fallen gelassen hatte. Er sah nur das verblüffte, ängstliche Gesicht des toten Trolls vor sich. Auf den Lippen und zwischen den Zähnen des kleinen Mannes war Blut gewesen.
Simon merkte, dass es leicht war zu hassen, wenn man nicht nachdachte. Wenn er die Gesichter der
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