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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Feinde nur als blasse Flecken unter den Helmen sah, ihre aufgerissenen Münder nur als grausige schwarze Löcher, fiel es ihm nicht schwer, auf sie zuzureiten und aus Leibeskräften auf sie einzuschlagen, um die knotigen Köpfe und fuchtelnden Glieder vom Körper zu trennen, bis die verhassten Ungeheuer tot waren. Er entdeckte auch, dass das Überleben leicht war, wenn man keine Angst vor dem Sterben hatte. Es war, als sei alle seine Furcht zu Asche verbrannt. Zudem schien es, als hätten die Männer, gegen die er ritt, obwohl sie im Gegensatz zu ihm in zahlreichen Schlachten erprobte Krieger waren, Angst vor seinen hartnäckigen Angriffen. Er schwang sein Schwert ohne Pause, und jeder Schlag kam so hart wie der vorhergehende oder noch härter. Wenn die anderen ihre Waffen hoben, schlug er auf ihre Arme und Hände.
    Wichen sie zurück, damit er zu weit ausholte und das Gleichgewicht verlor, trieb er Heimfinder voll in ihre Flanken und drosch auf sie ein, wie Ruben der Bär einst in den Ställen des Hochhorsts auf das rotglühende Metall eingehämmert hatte. Und früher oder später, das sah Simon, trat Furcht in ihre Augen, die weiß in den Tiefen ihrer Helme blitzten. Früher oder später begannen sie sich zurückzuziehen, aber Simon ließ nicht von ihnen ab, stach und hieb, bis sie flohen oder fielen. Dann holte er tief Luft, hörte kaum etwas anderes als den unbegreiflich schnellen Trommelschlag seines Herzens und wartete, bis die Wut ihm neue Kraft schenkte und er weiterritt, um ein neues Opfer zu suchen, auf das er einhacken konnte.
    Blut spritzte und schwebte wie roter Nebel um ihn her. Pferde stürzten mit krampfhaft zuckenden Beinen. Das Tosen der Schlacht war so laut, dass man es fast schon nicht mehr hörte. Während er sich seinen Weg durch das Gemetzel bahnte, spürte Simon, wie seine Arme zu Eisen wurden, starr und hart wie die Klinge in seiner Hand. Er hatte kein Pferd mehr, sondern nur noch vier starke Beine, die ihn hinbrachten, wohin er wollte. Er war rot besprüht, zum Teil von seinem eigenen Blut, aber in seiner Brust fühlte er nur Feuer und einenkrampfhaften Drang, die Ungeheuer zu vernichten, die ihm seine neue Heimat rauben und seine Freunde abschlachten wollten.
    Er wusste es nicht, aber sein Gesicht unter dem Helm war tränennass.
    Endlich war es, als hebe sich ein Vorhang und lasse Licht in die dunkle Zelle von Simons bestialischen Gedanken. Reglos hielt er irgendwo mitten auf dem See an, und jemand rief seinen Namen.
    »Simon!« Die Stimme war hoch und klang fremd. Einen Moment lang wusste er nicht recht, wo er sich befand. »Simon!«, rief es wieder.
    Er sah nach unten und suchte die Stimme, aber der Fußsoldat, der zusammengekrümmt vor ihm lag, würde nie mehr jemanden rufen. Simons grausige Stumpfheit löste sich ein wenig. Die Leiche war einer von Fengbalds Soldaten. Simon wandte sich ab, um das schlaffe Gesicht des Mannes nicht länger betrachten zu müssen.
    »Simon, komm!« Es war Sisqi, die mit zwei anderen Trollen auf ihn zukam. Als er Heimfinder herumschwenkte, um den Ankömmlingen entgegenzureiten, begegnete sein Blick unwillkürlich den gelben Augen der Reitwidder mit ihren senkrecht stehenden Pupillen. Was mochten sie denken? Was mussten Tiere von solchen Dingen halten?
    »Sisqi.« Er blinzelte. »Was ist?«
    »Komm, komm schnell!« Sie wies mit dem Speer auf eine Stelle neben den Barrikaden. Noch immer tobte der Kampf, und obwohl Simon seine Augen anstrengte, war ihm klar, dass es höchstens Jarnauga gelungen wäre, in dem Chaos Einzelheiten auszumachen.
    »Was gibt es?«
    »Hilf deinem Freund! Dem Crohuck! Komm!«
    Simon stieß Heimfinder die Absätze in die Rippen und folgte den Trollen, die geschickt ihre Widder wendeten. Mit unsicheren Schritten trottete Heimfinder über die schlüpfrige Eisdecke. Simon wusste, dass das Pferd müde war, todmüde. Er sollte anhalten und ihr Wasser geben … sie schlafen lassen … schlafen … In seinem Kopf hämmerte es, und sein rechter Arm fühlte sich an wie von Keulen zerschlagen.
    Bei Ädons Barmherzigkeit, was habe ich getan? Was habe ich heute getan?
    Die Trolle führten ihn dorthin zurück, wo die Schlacht am dichtesten war. Überall waren die Männer erschöpft bis zur Gleichgültigkeit, Sklaven von den südlichen Inseln ähnlich, wie man sie früher zum Kampf in die Arenen des alten Nabban geschickt hatte. Feinde schienen einander zu stützen, während sie zuschlugen, und das Waffengeklirr hatte einen schmerzvollen,

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