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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Akkorde, die er mehrmals durchspielte, damit die erstarrten Finger warm wurden. Dann begann er von neuem und spielte so laut, dass die hinter ihm Gehenden ihn gut hören konnten. Seine Stimme übertönte den Wind, der über den Hang strich und die Bäume zauste, und erst einzeln, dann in Gruppen fielen andere von Maegwins Schar in die Verse des bekannten Liedes ein.
    Die Rose von Hernysadharc war schön,
    so rot wie Blut, so weiß wie Schnee,
    die lasse ungepflückt ich stehn,
    ein andres Ziel ich vor mir seh.
    Am Inniscrich die Veilchen sind
    so dunkel wie die frühe Nacht;
    ich lass sie wehn im schwarzen Wind,
    ich lieb die helle, lichte Pracht.
    Bei Abaingeat Maßliebchen blühn
    wie Sternenglanz am Himmelszelt.
    Blüht nur auf dunklem Weidengrün!
    Ich bleib nicht hier, mich ruft die Welt.
    Die allerschönste Blume blüht,
    wo sanft der Fluss vorüberzieht,
    und ihr allein folgt stets mein Lied:
    der Lilie vom Cuimnhe.
    Und ob der Winterwind auch weht,
    der Baum verdorrt und blattlos steht,
    ich weiß, dass meine Liebe glüht
    zur Lilie vom Cuimnhe …«
    Bis zum Kehrreim hatten Dutzende eingestimmt. Der Schritt der marschierenden Füße schien schneller zu werden und sich dem Rhythmus des alten Liedes anzupassen. Die Stimmen von Maegwins Volk wurden lauter, bis sie stärker waren als der Wind – und seltsam, der Wind ließ nach, als gestehe er seine Niederlage ein.
    Die Letzten von Hernystir hatten ihre Zuflucht im Gebirge verlassen. Singend zogen sie hinunter ins Tal.
    Auf einer schneeverwehten Felsenplatte rasteten sie und verzehrten unter der trüben, mühsam scheinenden Sonne ihr Mittagsmahl. Maegwin ging von einem zum andern und widmete sich besonders den Kindern. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich glücklich und erfüllt. Lluths Tochter tat endlich, was ihre Aufgabe war. Und weil sie zufrieden war, spürte sie, wie die Liebe zu ihren Hernystiri in ihr aufwallte, und ihr Volk spürte es auch. Vielleicht hatten einige der Älteren noch immer Bedenken, aber für die Kinder war es einRiesenspaß. Lachend und kreischend folgten sie Maegwin über den Lagerplatz, bis selbst die besorgten Eltern für eine Weile die Gefahr vergaßen, die ihnen bevorstand, und ihre Zweifel beiseiteschoben. Wie hätte auch die Prinzessin so voller Licht und Wahrheit sein können, stünden die Götter nicht hinter ihr?
    Was Maegwin selbst betraf, so hatte sie fast alle ihre früheren Zweifel auf dem Bradach Tor zurückgelassen. Noch ehe die Mittagsstunde vorbei war, schaffte sie es, dass alle sich wieder singend auf den Weg machten.
    Endlich kamen sie am Fuß des Berges an. Die Menschen schienen neue Hoffnung zu fassen. Fast alle betraten zum ersten Mal, nachdem die Truppen von Rimmersgard sie vor einem halben Jahr hinauf auf die Höhen getrieben hatten, wieder die Wiesen von Hernystir. Es war eine Rückkehr nach Hause.
    Skalis erste Vorposten kamen eilig herangesprengt, als sie das kleine Heer vom Grianspog herabsteigen sahen. So überrascht zügelten sie ihre Pferde, dass die Hufe große Pulverschneewolken aufwirbelten, als sie merkten, dass dieses Heer waffenlos war und nichts Gefährlicheres auf den Armen trug als Wickelkinder. Die Rimmersmänner, allesamt erfahrene Krieger, die Schlachtenlärm und Kampfgetümmel nicht einschüchtern konnten, starrten bestürzt auf Maegwin und ihre Schar und wussten nicht, wie sie ihnen entgegentreten sollten.
    »Halt!«, rief der Anführer, der unter Helm und pelzgefüttertem Mantel kaum zu erkennen war und einen Moment lang an einen aufgeschreckten Dachs erinnerte, der aus dem Eingang zu seinem Bau blinzelt. »Wohin gehen?«
    Als Maegwin hörte, wie schlecht er die Westerlingsprache beherrschte, wurde ihr Gesicht hochmütig. »Wir gehen zu deinem Herrn, Skali von Kaldskryke.«
    Die Soldaten sahen, soweit das möglich war, noch verblüffter aus. »So viele nicht nötig für ergeben«, erklärte der Anführer. »Sag Frauen und Kindern, hier warten. Männer mit uns kommen.«
    Maegwin musterte ihn finster. »Narr. Wir kommen nicht, um uns zu ergeben. Wir kommen, um unser Land wieder in Besitz zu nehmen.«
    Sie winkte. Ihr Gefolge, das angehalten hatte, während sie mit den Soldaten sprach, setzte sich wieder in Bewegung. Die Rimmersmänner schlossen sich ihnen an wie Hunde, die eine Herde störrischer Schafe zu treiben versuchen.
    So wanderten sie durch die verschneite Wiesenlandschaft zwischen den Vorbergen und Hernysadharc. Von neuem stieg in Maegwin Zorn auf, ein Zorn, den das

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