Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
sich auf die Knie auf und schlug mit der flachen Klinge, so hart er konnte, auf den glänzenden Helm des anderen. Der Herzog sank zurück, die Arme so weit ausgebreitet wie die Flügel des silbernen Falken auf seinem Waffenrock. Simon warf sich über ihn und setzte sich auf seine Brust. Er, Simon, hatte Herzog Fengbald niedergeworfen! Hatten sie nun gesiegt? Keuchend warf er einen raschen Blick in die Runde, aber niemand schien etwas bemerkt zu haben. Genauso wenig gab es Anzeichen dafür, dass der Kampf beendet war – noch immer schlugen auf dem ganzen See Männer aufeinander ein. Hatte er etwa die Schlacht gewonnen, ohne dass es einer Menschenseele aufgefallen war?
Simon zog sein Qanucmesser aus der Scheide und presste es Fengbald an den Hals. Dann griff er nach dem Helm des Herzogs und schaffte es endlich auch, ihn herunterzuziehen, wobei er sich wenig darum kümmerte, ob er ihn dabei verletzte. Er warf den Helm beiseite. Die Silberschwingen drehten sich auf dem Eis. Simon beugte sich vor.
Sein Gefangener war ein Mann in mittleren Jahren, kahl, wo er nicht grau war. Dem blutigen Mund fehlte ein Großteil der Zähne. Es war nicht Fengbald.
»Bei Gottes blutigem Baum !«, fluchte Simon. Die Welt um ihn her brach zusammen. Nichts war so, wie es schien. Er starrte auf den Waffenrock und den nur wenige Zoll entfernt liegenden Helm mit den Falkenschwingen. Kein Zweifel, sie gehörten Fengbald. Aber der Mann war nicht der Herzog.
»Überlistet!«, stöhnte Simon. »Bei Gott, man hat uns hereingelegt wie Kinder.« In seinem Magen bildete sich ein kalter Klumpen. »Bei Ädons Mutter – wo ist Fengbald?«
Weit im Westen von Osten Ard, fern von den Sorgen der Verteidiger des Sesuad’ra, strömte aus einer Öffnung in den Hängen des Grianspog-Gebirges ein kleiner Zug von Menschen wie eine Schar aus dem Käfig gelassener Mäuse. Wer aus den düsteren Tunneln ins Freie trat, blieb stehen und blinzelte mit kleinen Augen ins Gleißen des Schnees.
Verwirrt drängten sich die Hernystiri, insgesamt nur wenige Hundert, die meisten davon Frauen, Kinder und alte Männer, auf dem Felsplateau vor der Höhle zusammen. Maegwin spürte, dass ihnen der geringste Anlass genügen würde, sofort in die Sicherheit des Berginneren zurückzukehren. Es war ein Augenblick der Entscheidung. Maegwin hatte viel Mühe und ihre ganze Überredungskunst darauf verwendet, ihr Volk zu dieser Reise, diesem verzweifelten Unternehmen, zu bewegen.
Ihr Götter unserer Vorfahren, dachte sie, Brynioch und Rhynn, wo ist unser Rückgrat geblieben? Allein Diawen, die die Arme wie bei einer rituellen Handlung erhoben, tief die kalte Luft einsog, schien zu verstehen, wie ruhmvoll dieser Marsch war. Der Ausdruck im gefurchten Gesicht des alten Craobhan ließ keinen Zweifel daran, was er von solcher Torheit hielt.
Der Rest ihrer Untertanen schien vor allem Angst zu haben und nach einem Vorzeichen, irgendeinem Vorwand, Ausschau zu halten, um schnellstens den Rückweg anzutreten.
Sie brauchten einen Ansporn, das war alles. Die Menschen fürchteten sich, so zu leben, wie ihre Gottheiten es von ihnen wünschten –die Verantwortung war mehr, als die meisten auf sich nehmen wollten. Maegwin holte tief Atem.
»Große Tage liegen vor uns, Volk von Hernystir!«, rief sie laut. »Die Götter wollen, dass wir die Berge verlassen und uns unseren Feinden stellen – den Feinden, die uns Haus und Hof, Rinder, Schweine und Schafe genommen haben. Vergesst nicht, wer ihr seid! Kommt mit mir!«
Als Erste betrat sie den Pfad. Langsam und unwillig schlossen ihre Leute sich an. Sie schnatterten vor Kälte, obwohl sie ihre wärmsten Kleidungsstücke trugen. Viele Kinder weinten.
»Arnoran!«, rief Maegwin. Der Harfner, der ein kleines Stück zurückgeblieben war – vielleicht in der Hoffnung, so weit hinter ihr gehen zu können, dass man es nicht bemerkte, wenn er schließlich fehlte –, stemmte sich gegen den Druck des Windes und kam auf sie zu. »Ja, Herrin?«
»Geht an meiner Seite«, befahl Maegwin. Arnoran warf einen Blick auf die schneeglatte Bergwand, die lotrecht neben dem schmalen Pfad abfiel, und wandte eilig die Augen ab. »Ich möchte, dass Ihr ein Lied für uns spielt«, erklärte Maegwin.
»Was für ein Lied, Prinzessin?«
»Etwas, das jeder kennt. Etwas, das Mut macht.« Sie ging weiter und überlegte dabei. Arnoran schaute unruhig auf seine Füße. »Spielt uns ›Die Lilie vom Cuimnhe‹.«
»Ja, Herrin.« Arnoran hob die Harfe und suchte die ersten
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