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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schatten über die Wände springen.
    »Na los, ins Bett, wie der Prinz es befiehlt«, lächelte Binabik. Qantaqa kam zu ihm und schob ihren Kopf in seine Hand. »Dies wird ein Tag für langes Erinnern sein, nicht wahr, Simon?«
    Simon konnte nur nicken.

2
In Ketten

    rinzessin Miriamel betrachtete das Meer.
    Als sie noch klein gewesen war, hatte ihr eine ihrer Kinderfrauen erzählt, die See sei die Mutter der Berge und alles Land sei aus ihr entstanden und werde eines Tages zu ihr zurückkehren, so wie das versunkene Khandia der Überlieferung nach in der alles erstickenden Tiefe verschwunden war. Und ganz sicher hatte es so ausgesehen, als sei der Ozean, der unter der Heimat ihrer Kindertage, Meremund, gegen die Klippen brandete, begierig gewesen, den felsigen Uferrand von neuem in Besitz zu nehmen.
    Andere hatten das Meer die Mutter der Ungeheuer genannt, der Kilpa und Kraken, Oruks und Wasserwichte. Miriamel wusste, dass es in den schwarzen Tiefen von unheimlichen Wesen nur so wimmelte. Mehr als einmal waren riesige, formlose Rümpfe an die Felsstrände von Meremund gespült worden und lagen dann unter den furchtsamen, gebannten Blicken der Einwohner faulend in der Sonne, bis die Flut sie wieder in die geheimnisvollen Abgründe zurücktrug. Daran, dass die See Ungeheuer gebar, bestand kein Zweifel.
    Und als Miriamels eigene Mutter sie eines Tages verließ und nicht wiederkam und ihr Vater Elias in dumpfem Zorn über den Tod seiner Gemahlin dahinbrütete, da wurde ihr das Meer eine Art Ersatz für Vater und Mutter. Trotz seiner Stimmungen, so wechselnd wie die Stunden von Sonnenschein und Mondlicht, so launenhaft wie die Stürme, die seine Oberfläche zum Brodeln brachten, hatte der Ozean ihrer Kinderzeit Stetigkeit verliehen. Nachts hatten die Brecher sie in den Schlaf gewiegt, und jeden Morgen war sie mit dem Geschrei der Möwen und dem Blick auf hohe Segel im Hafen unter demväterlichen Schloss aufgewacht, Segel, die auf und ab wogten wie Blumen mit riesigen Blütenblättern, wenn sie vom Fenster zu ihnen hinabschaute.
    Das Meer hatte ihr vieles gegeben und viel bedeutet. Aber bis zu diesem Augenblick, als sie an der Achterdeckreling der Eadne-Wolke stand und sich die weißen Schaumkronen des Großen Grüns nach allen Seiten dehnten, hatte sie nie gemerkt, dass es auch ein Gefängnis sein konnte, ein Kerker, ausbruchssicherer als jedes Bauwerk aus Stein und Eisen.
    Jetzt, während Graf Aspitis’ Schiff südöstlich von Vinitta kreuzte, mit Kurs auf die Bucht von Firannos und die verstreut darin liegenden Inseln, hatte Miriamel zum ersten Mal das Gefühl, dass das Meer sich gegen sie stellte, sie fester hielt, als es der Hof ihres Vaters mit all seinen Zeremonien oder die Soldaten des Hochkönigs mit ihrem scharfen Stahl getan hatten. Ja, sie war diesen Bewachern entkommen. Wie aber sollte sie über hundert Meilen leerer See fliehen? Nein, es war besser, sich nicht mehr zu wehren. Miriamel hatte das Kämpfen satt, war es müde, die Starke zu spielen. Auch steinerne Klippen ragten viele Menschenalter lang stolz empor und versanken am Ende doch im Ozean. Statt sich aufzulehnen, würde sie besser daran tun, mit den Gezeiten dahinzuschwimmen wie Treibholz, abgeschliffen von der vielen Strömung, aber in Bewegung, rastlos in Bewegung. Graf Aspitis war kein schlechter Mensch. Gewiss, er behandelte sie nicht mehr ganz so zuvorkommend wie noch vor zwei Wochen, aber seine Worte waren nach wie vor freundlich – das heißt, wenn sie tat, was er wollte. Also würde sie genau das tun. Sie würde dahintreiben wie eine verlassene Schiffsplanke, widerstandslos, bis die Zeit und die Ereignisse sie zurück an Land spülten …
    Eine Hand berührte den Ärmel ihres Kleids. Miriamel zuckte überrascht zusammen und fuhr herum. Neben ihr stand Gan Itai. Das faltenreiche Gesicht der Niskie war ausdruckslos, aber ihre goldgefleckten Augen, obwohl sie im Schatten lagen, schienen zu glitzern. »Ich wollte dich nicht erschrecken, Mädchen.« Sie trat neben Miriamel an die Reling, und beide schauten hinaus auf das ruhelose Wasser.
    »Wenn man kein Land mehr sieht«, sagte Miriamel nach einerWeile, »könnte man genauso gut über den Rand der Welt segeln. Ich meine, es kommt einem vor, als gäbe es überhaupt nirgends mehr Land.«
    Die Niskie nickte. Das feine weiße Haar umflatterte ihr Gesicht. »Manchmal, wenn ich nachts allein an Deck sitze und singe, ist mir zumute, als überquerte ich den Unendlichen und Ewigen Ozean, über den

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