Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
uns lebendig und in Sicherheit an diesem Ort der Zuflucht befinden, umgeben von Wasser, geschützt vor unseren Feinden. Zweitens sind wir hier, um den Vorabend des Sankt-Granis-Tages zu feiern, eines heiligen Tages, den man fastend und in stillem Gebet verbringt – den Vorabend aber feiert man mit gutem Essen und Wein!« Er hob unter den begeisterten Zurufen der Menge den Becher. »Außerdem ehren wir den Ritterschlag unseres jungen Simon, der jetzt Herr Seoman heißt.«
Wieder ein Chor von Hochrufen. Simon errötete und nickte. »Ihr alle habt gesehen, wie er ein Ritter wurde, sein Schwert empfing und den Eid schwor. Aber was ihr noch nicht gesehen habt, ist – sein Banner!«
Unter heftigem Getuschel bückten sich Gutrun und Vara undzogen ein zusammengerolltes Stück Stoff unter dem Tisch hervor, das direkt vor Simons Füßen gelegen hatte. Isorn trat zu ihnen und half. Gemeinsam hoben sie den Stoff hoch und entrollten ihn.
»Das Wappen Herrn Seomans von Neu-Gadrinsett«, verkündete der Prinz.
Das Feld aus grauen und roten, schrägen Streifen – Josuas Farben – zeigte den Umriss eines schwarzen Schwertes. Um das Schwert herum wand sich wie ein Schlinggewächs ein geschmeidiger, weißer Drache, dessen Augen, Zähne und Schuppen mit purpurrotem Faden auf das feinste ausgestickt waren. Die Menge johlte und jubelte.
»Hurra für den Drachentöter!«, rief ein Mann, und mehrere andere fielen ein. Simon senkte den Kopf und errötete erneut. Schnell leerte er seinen Weinbecher. Der stolz lächelnde Jeremias füllte ihn sofort, und Simon trank ihn aus. Es war natürlich alles wunderbar, aber trotzdem … irgendwo tief im Herzen konnte er das Gefühl nicht loswerden, dass irgendetwas Wichtiges nicht stimmte. Es hatte nichts mit dem Drachen zu tun, obwohl er ihn ja möglicherweise gar nicht getötet hatte. Auch nicht mit Dorn, obwohl es gewiss nicht Simons Schwert war und vielleicht nicht einmal Josua etwas nützen würde. Nein, irgendetwas anderes war nicht so, wie es sein sollte …
Bei Gottes Baum, dachte er angewidert, hast du denn an allem etwas auszusetzen, Mondkalb?
Wieder ließ Josua den Becher auf die Tischplatte krachen. »Das ist noch nicht alles! Nicht alles!« Der Prinz schien sich gut zu unterhalten.
Es muss schön für ihn sein, einmal einer fröhlichen Runde vorzusitzen.
»Noch etwas!«, rief Josua. »Noch ein Geschenk für dich, Simon!« Er winkte, und Deornoth verließ die Tafel und ging in den Hintergrund der Halle. Das Summen der Gespräche nahm wieder zu. Simon trank noch mehr von dem Wein. Er dankte Vara und Gutrun für ihre Mühe mit seinem Banner und lobte die Vorzüglichkeit der Stickerei so eindringlich, bis die beiden Frauen lachen mussten. Erst als ein paar Leute weiter hinten anfingen, laut zu rufen und zu klatschen, blickte Simon auf und sah Deornoth zurückkommen. Der Ritter führte ein braunes Pferd am Zügel.
Simons Augen wurden groß. »Ist das …?« Er sprang auf, stieß sich das Knie an der Tafel und hinkte hastig durch den dichtgefüllten Saal. »Heimfinder!«, schrie er und warf der Stute die Arme um den Hals; sie, weniger überwältigt als er, stupste ihn sanft mit der Nase an der Schulter. »Aber Binabik hat doch gesagt, er hätte sie verloren!«
»Das stimmte auch«, erwiderte Deornoth lächelnd. »Als Binabik und Sludig in der Falle der Riesen saßen, mussten sie die Pferde laufen lassen. Einer unserer Spähtrupps fand sie später bei den Ruinen der Sithistadt auf der anderen Talseite. Vielleicht hat sie gespürt, dass dort einmal Sithi waren, und fühlte sich in Sicherheit. Du hast ja erzählt, dass sie eine Zeitlang mit Sithi zusammen war.«
Zu seinem Verdruss merkte Simon, dass er weinte. Er war fest überzeugt gewesen, dass die Stute ein weiterer Name auf der Liste der Freunde und Bekannten geworden war, die er in diesem furchtbaren Jahr verloren hatte. Deornoth wartete, bis er sich die Augen getrocknet hatte, und sagte dann: »Ich bringe sie wieder zu den anderen Pferden, Simon. Ich habe sie vom Fressen weggeholt. Du kannst sie morgen früh besuchen.«
»Danke, Deornoth. Danke.« Simon stolperte zur Hohen Tafel zurück.
Während er sich wieder hinsetzte und Binabiks Glückwünsche zu dem freudigen Wiedersehen entgegennahm, bat der Prinz Sangfugol vorzutreten.
»Wir feiern Simons Ritterschlag, wie Prinz Josua gesagt hat.« Der Harfner verbeugte sich nach der Hohen Tafel. »Aber er war nicht allein auf seiner Reise. Und nicht nur er hat großen Mut und
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