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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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als ich schon wusste, was für ein reißendes Tier er ist. Ich fügte mich seinem Wunsch, weil ich schwach war und Angst hatte. In einem Leben voller bitterer Fehler war das der ärgste.
    Glaubt meinen Worten, Herrin. Zu meinem Leidwesen kenne ich unseren Feind nur zu gut. Ich hoffe, Ihr werdet mir auch glauben, wenn ich Euch versichere, dass Aspitis nicht nur die Befehle seines Herrn Benigaris ausführt, sondern auch dem roten Priester gehorcht. Jedermann auf Vinitta wusste das.
    Ihr müsst fliehen. Vielleicht kann Gan Itai Euch helfen. Traurig ist, dass Ihr wohl nie wieder so leicht bewacht sein werdet wie auf Vinitta; dafür hat mein feiger Fluchtversuch gesorgt. Ich weiß nicht, wie oder wann Ihr eine Möglichkeit findet, aber ich flehe Euch an, sucht das Weite, so schnell Ihr könnt. Flieht nach der Herberge in Kwanitupul, die man Pelippas Schüssel nennt. Soweit ich weiß, hat Dinivan auch andere dorthin geschickt, die Euch vielleicht helfen können, zu Eurem Onkel Josua zurückzugelangen.
    Ich muss aufhören. Die Schmerzen sind zu groß. Ich bitte Euch nicht, mir zu verzeihen. Ich habe es nicht verdient.
    Ein Blutfleck rötete den Rand des Pergaments. Miriamel starrte tränenblind darauf, bis es scharf an der Tür klopfte, und ihr Herz fing wie rasend zu hämmern an. Sie zerknüllte das Schreiben in der Hand. Im selben Moment ging die Tür auf.
    »Meine süße Herrin«, begrüßte Aspitis sie grinsend, »warum versteckt Ihr Euch hier unten im Dunkeln? Kommt, wir wollen an Deck spazieren gehen.«
    Das Pergament schien sie zu versengen, als halte sie eine glühende Kohle in den Fingern.
    »Ich … ich fühle mich nicht wohl, edler Herr.« Sie schüttelte den Kopf, um ihre Atemlosigkeit zu verbergen. »Ich werde ein anderes Mal mit Euch gehen.«
    »Marya«, schalt der Graf. »Sagte ich Euch nicht, dass es Euer ländlicher Freimut war, der mich bezauberte? Wollt Ihr Euch jetzt wie ein launenhaftes Hoffräulein betragen?« Mit einem langen Schritt war er an ihrer Seite. Seine Hand glitt über ihren Hals.
    »Kommt! Es ist kein Wunder, wenn Ihr Euch schlecht fühlt, hier in dieser finsteren Kammer. Ihr braucht frische Luft.« Er beugte sich vor und streifte mit den Lippen die Stelle unter ihrem Ohr. »Oder vielleicht gefällt es Euch hier in der Dunkelheit wirklich besser? Vielleicht seid Ihr nur einsam?« Seine Finger strichen ihr spinnwebsacht über die Kehle.
    Miriamel blickte in die Kerze. Vor ihr tanzte die Flamme; der Rest des Raums lag in tiefe Schatten versunken.

    Die farbigen Glasfenster des Thronsaals auf dem Hochhorst waren zerbrochen. Die zerfetzten Vorhänge hielten den hereinwehenden Schnee ab, nicht aber die eisige Luft. Selbst Pryrates schien die Kälte zu spüren. Zwar ging der Ratgeber des Königs noch immer barhaupt, aber die roten Gewänder, in die er sich hüllte, waren pelzgefüttert.
    Allein dem König und seinem Mundschenk schien die eisige Luft nichts auszumachen. Elias saß mit bloßen Armen und Füßen auf dem Drachenbeinthron. Bis auf das große Schwert, das ihm in seiner Scheide am Gürtel hing, war er so nachlässig gekleidet, als lungerte er müßig in seinen Privatgemächern herum. Der Mönch Hengfisk, des Königs schweigender Page, trug eine fadenscheinige Kutte und schien sich in der frostigen Halle nicht weniger wohl zu fühlen als sein Herr.
    Der Hochkönig drückte sich tief in den Brustkorb des Drachengebeins, das Kinn auf der Brust, und spähte unter den Augenbrauen hervor nach Pryrates. Im Kontrast zu den Standbildern aus schwarzem Malachit, die zu beiden Seiten den Thron säumten, erschien Elias’ Haut weiß wie Milch. An den Schläfen und den drahtigen Armen traten blaue Adern hervor, so straff, als wollten sie aus dem Fleisch springen.
    Pryrates öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schlossihn wieder. Er seufzte wie ein ädonitischer Märtyrer, überwältigt von der törichten Bosheit derer, die ihn verfolgen.
    »Verdammt, Priester«, knurrte Elias, »mein Entschluss steht fest.«
    Der königliche Ratgeber schwieg und nickte nur. Im Fackelschein glänzte sein kahler Schädel wie nasser Stein. Trotz des Windes, der die Vorhänge flattern ließ, schien der Raum von einer seltsamen Stille erfüllt.
    »Nun?« Die grünen Augen des Königs funkelten gefährlich.
    Wieder seufzte der Priester, diesmal leiser. Als er sprach, klang seine Stimme versöhnlich. »Ich bin Euer Ratgeber, Elias. Ich tue nur, was Ihr von mir erwartet – Euch entscheiden zu helfen, was das Beste

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