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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wäre, unserer Siedlung den Namen dieses geheiligten Ortes zu geben.«
    »Und da so viele von denen, die hier wohnen, aus Gadrinsett kommen und der Name passt – in der alten Sprache von Erkynland bedeutet es ›Versammlungsort‹ –, habe ich unsere Zeltstadt danach benannt.« Josua hob den Becher aus gehämmertem Metall. »Neu-Gadrinsett!« Und brausend klang es zurück: »Neu-Gadrinsett!«
    Tatsächlich hatte man aus dem wenigen, das Tal und Wald hergaben, das Bestmögliche gemacht. Simon aß mit einer Begeisterung, die an Gier grenzte. Er hatte seit der Mittagsmahlzeit des Vortags nichts mehr zu sich nehmen dürfen und einen Großteil seiner Nachtwache mit Gedanken an diverse Leckereien zugebracht. Am Ende hatte ihm zwar die schiere Erschöpfung den Hunger ausgetrieben, aber jetzt hatte er sich mit Macht zurückgemeldet.
    Hinter ihm stand Jeremias und füllte Simons Becher jedes Mal, wenn er ihn geleert hatte, mit verdünntem Wein nach. Simon war nicht recht wohl bei der Vorstellung, dass sein alter Freund aus dem Hochhorst ihn jetzt bediente, aber Jeremias hatte darauf bestanden.
    Als der einstige Wachszieherlehrling auf dem Sesuad’ra eingetroffen war – nach Osten gelockt von den Gerüchten über Josuas wachsendes Heer –, war Simon völlig überrascht gewesen. Nicht nur über sein verändertes Aussehen, sondern vor allem darüber, dass er ihn überhaupt wiedersah, noch dazu an einem so unwahrscheinlichen Ort. Noch verblüffter als Simon war allerdings Jeremias gewesen, seinen Freund lebend anzutreffen, und staunend vernahm er die Geschichte von Simons Abenteuern. Er schien die Geschichte des einstigen Küchenjungen für nichts Geringeres als ein Wunder zu halten und hatte sich in Simons Dienste gestellt wie jemand, der in einen frommen Orden eintritt. Angesichts Jeremias’ unerschütterlicher Entschlossenheit fügte sich Simon endlich, wenn auch sehr verlegen. Die selbstlose Ergebenheit seines neuen Knappen verursachte ihm Unbehagen. Viel glücklicher war er, wenn sich, was manchmal geschah, Spuren ihrer alten spöttischen Freundschaft zeigten – mitsamt der spöttischen Kabbeleien, die dazugehörten.
    Obwohl sich Jeremias von Simon alles, was diesem begegnet war, wieder und wieder berichten ließ, zeigte der Wachszieherlehrling selbst wenig Lust, von seinen Erlebnissen zu erzählen. Er sagte nur, dass man ihn gezwungen hätte, in den Schmieden unter dem Hochhorst zu arbeiten, und dass Inch, Morgenes’ einstiger Helfer, ein grausamer Meister gewesen wäre. Simon konnte sich aus dem, was Jeremias verschwieg, manches zusammenreimen und fügte der Rechnung, die für den schwerfälligen Riesen bei ihm offenstand, im Stillen noch ein paar Posten hinzu. Denn war er jetzt nicht ein Ritter, und gehörte es nicht zu den ritterlichen Pflichten, Gerechtigkeit zu üben?
    »Ihr starrt ins Leere, Simon«, meinte die Herrin Vara und weckte ihn damit aus seinem Grübeln. Man sah ihr allmählich an, dass ein Kind in ihrem Leib heranwuchs, aber sie hatte noch immer den wilden Blick eines Pferdes oder Vogels, die zwar die menschliche Berührungdulden, aber nie gänzlich zahm werden. Er erinnerte sich daran, wie er sie zum ersten Mal erblickt hatte auf der anderen Seite des Hofes in Naglimund und wie er sich gefragt hatte, was eine so schöne Frau veranlassen könnte, so verbissen und unglücklich auszusehen; sie wirkte jetzt zufriedener, aber etwas Scharfes war ihr geblieben.
    »Verzeiht mir, Herrin, ich dachte an … an die Vergangenheit, glaube ich.« Er errötete. Worüber unterhielt man sich bei Tisch mit der Gemahlin des Prinzen? »Es ist eine sonderbare Welt.«
    Vara lächelte belustigt. »O ja. Sonderbar und schrecklich.«
    Josua erhob sich und donnerte mit dem Becher auf die steinerne Tischplatte, bis der überfüllte Saal endlich still wurde. Als das Heer ungewaschener Gesichter zu dem Gefolge des Prinzen aufsah, kam Simon eine jähe, erschreckende Einsicht.
    Alle diese Leute aus Gadrinsett, die Josua mit offenem Mund anstarrten – das war er! Sie waren so, wie er gewesen war. Stets hatte er außerhalb gestanden und die wichtigen Persönlichkeiten von ferne betrachtet. Und jetzt, so unglaublich es auch war, saß er in ihrer Mitte, gehörte zum Kreis der Ritter an der langen Tafel des Prinzen – und doch war er immer noch derselbe Simon. Was war bloß passiert?
    »Wir haben uns aus vielerlei Gründen hier versammelt«, begann der Prinz. »Erstens, und das ist das Wichtigste, um unserem Gott zu danken, dass wir

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