Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
das?«, fragte sie erschrocken. Von der Decke baumelten große, schwach leuchtende Säcke, die unangenehm dicht über ihren Köpfen hingen. Sie waren fast so groß wie die Hängematten, in denen Kätner zu schlafen pflegten, und von ihrer Mitte wehten dünne, weiße Spinnwebfäden wie schüttere Fransen, die sich in der von den Fackeln aufsteigenden warmen Luft träge hin- und herbewegten.
»Keine Ahnung, aber es gefällt mir nicht«, antwortete Isgrimnur mit angewidertem Gesicht.
»Ich glaube, es sind Eisäcke. Wie bei Spinneneiern, die an der Unterseite von Blättern kleben.«
»Hab nie viel auf Blattunterseiten geachtet«, knurrte der Herzog. »Und die hier will ich mir auch nicht länger als unbedingt nötig ansehen.«
»Sollten wir nicht irgendetwas tun? Sie töten? Sie verbrennen?«
»Wir sind nicht hier, um diese Käfer auszurotten«, entgegnete Isgrimnur. »Unsere Aufgabe ist es, den armen kleinen Marschmann zu finden und hier herauszuholen. Gott weiß, was passieren wird, wenn wir an diesen Dingern herumspielen.«
Der Morast quatschte unter ihren Stiefelabsätzen, als sie weiterliefen, hinüber zur anderen Seite der Höhle, wo sich der Tunnel wieder verengte. Miriamel, von einem gewissen makabren Interesse getrieben, drehte sich noch einmal um. Im verglimmenden Fackelschein kam es ihr vor, als bemerke sie in einem der Säcke eine schattenhafte Bewegung, als kratze etwas an der madenweißen Membran und suche einen Weg ins Freie. Sie wünschte, sie hätte nicht hingeschaut.
Nach ein paar Schritten machte der Gang erneut eine Biegung. Dahinter stießen sie auf ein halbes Dutzend Ghants. Einige waren an der Tunnelwand hochgeklettert, hingen dort und klickten in sichtlicher Überraschung. Die andern hockten auf dem Boden, und ihre lehmverschmierten Panzer glänzten stumpf im Licht der Fackeln. Miriamel wollte das Herz stehenbleiben.
Isgrimnur trat vor und schwang Kvalnir von einer Seite zur anderen. Miriamel schluckte hart, stellte sich hinter ihn und hob die Fackel. Ein paar Sekunden zögernder Unentschlossenheit, dann machten die Ghants kehrt und liefen in den Tunnel zurück.
»Sie fürchten sich vor uns!«, rief Miriamel begeistert.
»Vielleicht«, meinte Isgrimnur. »Vielleicht holen sie aber auch nur ihre Freunde. Gehen wir weiter.« Er zog unter der niedrigen Decke den Kopf ein und fing an, schneller zu gehen.
»Aber das ist die Richtung, die die Ghants genommen haben«, sagte Miriamel.
»Ich hab doch gesagt, wir müssen ins Innere dieses verfluchten Baus.«
Auf ihrem Weg nach unten kamen sie an zahlreichen Abzweigungen vorbei, aber Isgrimnur schien sein Ziel genau zu kennen. Das Summen wurde immer lauter und der Verwesungsgestank übler, bis Miriamel Kopfschmerzen bekam. Sie passierten zwei weitere Eihöhlen – wenn sie das wirklich waren – und hasteten hindurch. Miriamel hatte keine Lust mehr, stehen zu bleiben und alles anzuschauen.
Sie erreichten den Mittelpunkt des Nestes so plötzlich, dass sie fast durch die Mündung des Tunnels gefallen und die schlammige Böschung hinunter mitten in die ungeheure Ansammlung der Ghants gekollert wären.
Der Raum war riesengroß und dunkel. Das einzige Licht stammte von den Fackeln Miriamels und ihrer Gefährten, aber es genügte, um ihnen die wimmelnde, kriechende Horde zu zeigen, deren Schalen matt aufblinkten, während sie in der Finsternis am Boden der Kammer übereinanderkrabbelten. Gedämpft glommen die zahllosen Augen im Fackelschein. Der Raum maß einen langen Steinwurf und hatte Wände aus aufgeschichtetem und geglättetem Lehm. Der Boden zeigte nicht einen einzigen freien Fleck. Hunderte und Aberhunderte vielbeiniger Ghants bedeckten ihn.
Das summende Geräusch, das von der wimmelnden Masse aufstieg, war noch stärker, ein pulsierender, vibrierender Ton, dessen Gewalt Miriamel bis in die Zähne und Schädelknochen spürte.
»Mutter des Usires«, fluchte Isgrimnur erstickt.
Miriamel fror, und ihr war schwindlig. »Was …« Sie schluckte Galle und versuchte es noch einmal. »Wa… was tun wir jetzt?«
Isgrimnur beugte sich spähend vor. Der Ghantschwarm schien sie nicht bemerkt zu haben, obwohl der nächste Ghant kaum ein Dutzend Ellen entfernt stand. Es war, als seien sie mit etwas beschäftigt, dass sie vollständig in Anspruch nahm.
Miriamel rang nach Atem. Vielleicht legten sie gerade ihre Eier und würden im Bann dieses natürlichen Drangs die Eindringlinge überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen.
»Was ist das da in der Mitte?«,
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