Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Fackeln aus ihrem Gürtel und steckte sie an. Als sie brannten, stieß sie auf jeder Seite der Tunnelmündung eine davon in den Schlamm, holte tief Atem und folgte Isgrimnurs Spuren die Böschung hinab. Ihre Beine waren so unsicher, dass sie hinzufallen fürchtete, und ein Gefühl von Unwirklichkeit überkam sie – das konnte doch nicht sie sein? Ihre Haut stach vor Kälte wie mit Nadeln. Niemand, der seinen Verstand beisammenhatte, stieg in einen solchen Abgrund. Aber ihre Stiefel bewegten sich weiter.
»Isgrimnur!«, kreischte sie. »Wo seid Ihr?«
Kalte, schlammige Beine griffen nach ihr, chitinhart wie lebendig gewordene Wurzeln. Die zischenden Feinde umringten sie auf allen Seiten. Knollige Köpfe stießen gegen ihre Knie, und wieder kam ihr das Essen hoch. Sie schlug aus wie ein Pferd, um die Ghants abzuschütteln. Eine Klaue fand ihr Bein und verhakte sich im Stiefelrand. Das Licht ihrer Fackel ließ den Ghant aufglänzen wie einen nassen Stein. Sie hob den kurzen Spieß, verlor dabei fast die Fackel, die sie ungeschickt in derselben Hand hielt, und stach zu, so hart sie konnte. Der Speer krachte gegen etwas, das erfreulicherweise nachgab. Als sie ihn zurückriss, ließ die Klaue los.
Leichter war es, die Keule zu schwingen, aber die schien die Gegner nicht zu töten. Nach jedem Schlag fielen und taumelten sie, aber gleich darauf kamen sie wieder, kratzten nach ihr und klammerten sich fest. Bereits nach kurzer Zeit schob sie die Keule in den Gürtel und nahm die Fackel in die Linke. Das schien die Ghants wenigstenszurückzuhalten. Einen traf sie mitten ins leere Gesicht, und etwas Palmöl spritzte darauf und blieb haften. Das Ungeheuer kreischte schrill wie eine Narrenpfeife und stürzte vornüber, um sich in den Schlamm zu wühlen. Schon kletterte ein anderes über die zuckende Schale, um seine Stelle einzunehmen. Miriamel schrie vor Angst und Ekel auf, als sie es mit dem Fuß forttrat. Das Heer der Ghants nahm kein Ende.
»Miriamel!« Das war Isgrimnur, irgendwo vor ihr. »Seid Ihr das?«
»Hier!«, rief sie, und ihre Stimme drohte zu kippen und sich in ein Kreischen zu verwandeln, das nie mehr aufhören würde. »Macht schnell, schnell, schnell!«
»Ihr solltet doch oben bleiben!«, brüllte der Herzog. »Camaris kommt zurück! Achtet auf seine Fackel!«
Miriamel stach auf eines der Wesen vor ihr ein, aber der Speer fuhr nur kratzend über den Panzer. Weiter vorn blitzte über der wogenden Masse plötzlich eine Flamme auf. »Ich sehe sie!«
»Wir kommen!« Über den rasselnden Stimmen der Ghants war der Herzog kaum zu hören. »Bleibt stehen und schwenkt Eure Fackel!«
»Hier bin ich«, heulte sie, »hier!«
Das Meer der sich windenden Tiere schien aufzubranden, als rolle eine Woge darüber hin. Hoch oben schwankte das Licht der Fackel. Es kam näher. Miriamel kämpfte verzweifelt. Noch war nicht alles verloren. Sie schwang ihre Fackel, so weit sie konnte, um die Angreifer fernzuhalten. Ein Krallenbein packte die Fackel, und plötzlich war sie fort, zischte im Schlamm und ließ Miriamel im Dunkel zurück. Wild stieß sie mit dem Speer um sich.
»Hier!«, schrie sie. »Meine Fackel ist verloren!«
Keine Antwort. Sie waren am Ende. Miriamel fragte sich, ob sie es fertigbringen würde, den Speer gegen sich selbst zu richten – auf keinen Fall konnte sie zulassen, dass man sie lebendig fing …
Etwas packte sie am Arm. Kreischend wehrte sie sich, konnte sich aber nicht losreißen.
»Ich bin es!«, schrie Isgrimnur. »Stecht nicht nach mir!« Er zog sie an seine breite Seite und rief nach Camaris, der noch ein Stück entfernt war. Die Fackel kam näher, umringt von Ghants, die zischtenwie Wassertropfen auf einem heißen Stein. »Wie finden wir den Ausweg?«, brüllte der Rimmersmann.
»Ich habe Fackeln am Eingang gelassen.« Miriamel drehte sich um. Etwas zerrte an ihrem Mantel. »Dort!« Ihr wurde klar, dass Isgrimnur ihre ausgestreckte Hand nicht sehen konnte. Sie trat zu, und die klammernde Klaue verschwand. »Hinter Euch.«
Isgrimnur hob sie hoch und trug sie ein paar Schritte, wobei er sich mit Kvalnir den Weg freischlug, bis sie sich durch einen Klumpen summender Ghants gedrängt hatten und mit den Füßen ansteigenden Boden berührten.
»Wir müssen auf Camaris warten.«
»Er kommt schon!«, schrie Isgrimnur. »Lauft!«
»Hat er Tiamak?«
»Lauft!«
Miriamel, die bei jedem Schritt vorwärts einen halben zurückrutschte, kämpfte sich die schlammige Schräge hinauf, dem Licht der
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