Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
werden, Cadrach«, sagte Miriamel. »Aber betet trotzdem für uns.«
»Zu jedem Gott, den ich kenne.«
Noch immer brummend schlug der Herzog Feuer und zündete eine der Fackeln an. Die übrigen steckten er und Miriamel in den Gürtel, bis sie beide stachlig wie Igel aussahen. Miriamel trug eine Keule und einen der steinbeschwerten Speere, ebenso Camaris, derzerstreut mit seinen Waffen spielte, während die beiden anderen die letzten Vorbereitungen trafen. An Isgrimnurs Gürtel hing sein Schwert Kvalnir, und er hielt zwei Speere in der freien Hand.
»Mit Stöcken bewaffnet in die Schlacht«, knurrte er, »… gegen Käfer.«
»Das gibt ein armseliges Lied«, flüsterte Miriamel, »aber vielleicht auch ein ruhmreiches.« Sie wandte sich an den alten Ritter. »Herr Camaris, wir wollen Tiamak helfen, Eurem Freund, erinnert Ihr Euch? Er ist dort drin.« Sie deutete mit dem Speer auf die hinter den Bäumen dunkel aufragende Masse des Nests. »Wir müssen ihn finden und herausholen.« Sie betrachtete seine gleichmütige Miene. »Meint Ihr, er versteht mich, Isgrimnur?«
»Er ist zwar einfältig geworden, aber ich glaube, nicht so einfältig, wie es den Anschein hat.« Der Herzog griff nach einem niedrigen Ast und stieg über die Bootswand in das wadentiefe Wasser. »Kommt, Prinzessin, ich helfe Euch.« Er hob sie hoch und setzte sie ans Ufer. »Josua wird mir nie verzeihen, wenn Euch etwas zustößt. Ich halte es auch jetzt noch für töricht, Euch mitzunehmen – vor allem, wenn der Mönch zurückbleibt, gemütlich und sicher.«
»Ihr braucht mich«, beharrte Miriamel. »Zu dritt wird es schwierig genug sein.«
Isgrimnur schüttelte unbeeindruckt den Kopf. »Haltet Euch auf jeden Fall immer in meiner Nähe.«
»Das werde ich, mein alter Onkel.«
Während Camaris ans Ufer platschte, begann Cadrach das Boot hinaus in tieferes Wasser zu staken.
»Noch nicht«, zischte Isgrimnur. »Wartet wenigstens, bis wir drin sind. Wir wollen ihre Aufmerksamkeit nicht erregen, bevor wir so weit sind.«
Cadrach nickte und brachte mit der Stange das Boot zum Stehen. »Die Götter mögen Euch segnen«, sagte er leise. »Viel Glück.«
Der Herzog schnaubte und stapfte ins Unterholz. Seine Stiefel schmatzten im Schlamm. Miriamel nickte Cadrach zu, ergriff Camaris bei der Hand und führte ihn hinter dem Herzog her.
»Viel Glück«, wiederholte Cadrach. Er sprach im Flüsterton, und keiner der anderen schien ihn zu hören.»Dort!«, wisperte Miriamel. »Das ist groß genug!«
Ein sachtes Summen erfüllte die Luft. Sie waren dem Nest jetzt ganz nah, so nah, dass Miriamel, hätte sie es gewagt, die Hand aus ihrem Versteck zu strecken, es fast berühren konnte. Als sie sich an den riesigen Lehmbau herangepirscht hatten, war ihnen sehr schnell aufgefallen, dass die meisten der Tore – bloße Löcher in den Wänden – viel zu klein waren, um auch nur der Prinzessin Einlass zu gewähren, ganz zu schweigen von dem breitschultrigen Isgrimnur.
»Richtig«, erwiderte der Herzog. »Dann hinein.« Er wollte nach seiner Fackel greifen, hielt aber inne und winkte seinen beiden Begleitern, das Gleiche zu tun. Wenige Ellen vor ihnen tauchten zwei Ghants auf, die einen Rundgang um das Nest machten. Obwohl sie hintereinanderkrochen, klickten und zischten sie, als unterhielten sie sich miteinander. Wieder fragte sich Miriamel, wie intelligent diese Wesen waren. Die Ghants bewegten sich auf vier Beinen. Die vielen Gelenke knackten. Die drei Menschen sahen ihnen nach, bis sie hinter der Biegung des großen Nests verschwanden.
»Jetzt.« Isgrimnur zog die Fackel aus dem Lehm. Er hatte sie hinter sich gesteckt, damit seine breite Gestalt ihren Schein verdeckte. Selbst in der Morgensonne fühlte Miriamel sich beim Anblick der Flamme ein wenig sicherer.
Vorsichtig blickte sich der Herzog nach allen Seiten um, ging das kleine Stück bis zum Nest und steckte den Kopf in die unregelmäßige Öffnung. Dann trat er ein und beugte sieh zurück, um Miriamel und Camaris zu winken.
Jetzt, da der eigentliche Moment gekommen war, wuchs Miriamels Widerwille. Nur zögernd folgte sie dem Herzog und holte erst einmal tief Atem wie vor dem Tauchen. Sie verstand Cadrachs Entschluss besser als ihren eigenen. Da drin würde es wimmeln von diesen Untieren … Ihre Knie wurden weich. Wie konnte sie es nur über sich bringen, in dieses finstere Schlammloch zu kriechen? Aber Tiamak war dort drin. Vielleicht schrie er um Hilfe, dort unten in der Dunkelheit.
Miriamel
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