Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
gestoßen.
»Das ist also das Spiel, wie?« Ein irrer Glanz begann in seine grünlichenAugen zu treten. »Das ist das Spiel? In meinem eigenen Haus?« Er fing an, sich auf den Fersen zu wiegen, als hole er Schwung, um sich auf die Tür zu stürzen. Eine Hand glitt nach unten und schloss sich um das Heft seines Schwertes.
Einer der Posten drehte sich langsam um und schlug zweimal mit dem Lanzenende auf die schweren Türen. Er wartete einen Augenblick, ließ drei weitere Schläge folgen und nahm dann seine ruhige Haltung wieder ein.
Elias stand da und starrte ihn an. Auf einer Zinne des Turmes krächzte ein Rabe. Es schien nur wenige Herzschläge zu dauern, bevor die Tür sich öffnete und Pryrates blinzelnd auf der Schwelle stand.
»Elias!«, rief er. »Eure Majestät! Ihr ehrt mich!«
Der König kräuselte die Lippe. Noch immer umklammerte seine Hand den Griff von Leid, lockerte sich und schloss sich wieder. »Ich ehre Euch keineswegs, Priester. Ich kam, um mit Euch zu sprechen – und Ihr erweist mir keine Ehre.«
»Keine Ehre? Wieso?«, fragte Pryrates bestürzt. Eine Spur von Belustigung war in seiner Stimme nicht zu verkennen, als veralbere er gerade ein Kind. »Sagt mir, was vorgefallen ist und wie ich es wiedergutmachen kann, mein König.« »Diese … diese Ungeheuer wollten mir die Tür nicht öffnen.« Elias deutete mit erhobener Hand auf die stummen Wächter. »Als ich es selbst tun wollte, versperrte mir der eine den Weg.«
Pryrates schüttelte den Kopf, wandte sich zu den Nornen um und redete sie in ihrer eigenen melodischen Sprache an, die er gut, wenn auch nicht ganz flüssig zu beherrschen schien. Dann sagte er zu Elias: »Bitte macht ihnen keine Vorwürfe, Majestät, und mir auch nicht. Seht Ihr, einiges von dem, das ich hier versuche, um Wissen zu erlangen, kann gefährlich sein. Ich habe Euch schon früher gesagt, dass ich fürchte, ein plötzlich Eintretender könne sich selbst Schaden zufügen. Ihr, mein König, seid der wichtigste Mensch auf der Welt. Darum habe ich darum gebeten, dass niemand hier hereindarf, wenn ich ihn nicht begleite.« Pryrates lächelte, ein unverhohlenes Zähnefletschen, das zum Gesicht eines Aals gepasst hätte. »Bitte versteht, dass es um Eurer Sicherheit willen geschah, König Elias.«
Der König betrachtete ihn einen Augenblick und sah dann auf die beiden Posten, die ihre Stellung wieder eingenommen hatten und steif wie Bildsäulen dastanden. »Ich dachte, Ihr ließt Söldner für Euch Wache stehen. Soweit ich weiß, lieben diese … Geschöpfe das Tageslicht nicht.«
»Es schadet ihnen nicht«, erklärte Pryrates. »Freilich, nach mehreren Dutzend Jahrhunderten, die sie im Inneren des großen Berges Sturmspitze leben, ziehen sie den Schatten der Sonne vor.« Er zwinkerte, als scherze er über die Grillen irgendeines närrischen Verwandten. »Aber ich habe jetzt einen wichtigen Punkt in meinen Studien – unseren Studien, Herr – erreicht und fand, dass sie bessere Wächter abgeben würden.«
»Genug davon«, fiel Elias ihm ungeduldig ins Wort. »Wollt Ihr mich nun hineinlassen? Ich will mit Euch reden und kann nicht warten.«
»Gewiss, gewiss, mein König«, versicherte Pryrates, der jedoch plötzlich mit seinen Gedanken anderswo zu sein schien. »Ich spreche stets gern mit Euch. Vielleicht wäre es Euch lieber, wenn ich Euch in Euren Gemächern aufsuchte?«
»Verdammt, Pryrates, lasst mich ein! Ihr wollt Euren König doch nicht auf der Türschwelle stehen lassen, verfluchter Hund!«
Pryrates verneigte sich achselzuckend. »Natürlich nicht, Herr.« Er trat zur Seite und deutete mit dem Arm auf die Treppe. »Bitte begleitet mich nach oben in meine Wohnung.«
Hinter den großen Türen lag ein hoher Vorraum, in dem eine einzige, unruhig flackernde Fackel brannte. Die Winkel waren voller Schatten, die sich dehnten und reckten, als wollten sie sich von der Mauer losreißen. Pryrates blieb nicht stehen, sondern ging sofort auf die schmale Treppe zu.
»Lasst mich vorauseilen und dafür sorgen, dass alles für Euch bereitet ist!«, rief er zurück. Seine Stimme hallte im Treppenhaus wider.
Auf dem zweiten Absatz blieb Elias stehen, um zu verschnaufen. »Stufen«, keuchte er missmutig, »zu viele Stufen.«
Die Tür des Zimmers stand offen, und das Licht mehrerer Fackeln schien in den Gang hinaus. Beim Eintreten warf der König einenkurzen Blick auf die Fenster, die hinter langen Vorhängen versteckt waren. Der Priester, der gerade dabei war, den Deckel
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