Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Ähnlichkeiten.« Pryrates trat wieder neben die Truhe mit den Büchern, wo er auch vorher gestanden hatte. »Bedenkt, mein König, dass Ihr besondere Bedürfnisse habt.«
Elias nahm einen zweiten Schluck. »Ich sah die Unsterblichen – die Sithi. Sie ritten gegen Skali.« Er sah von seinem Becher auf und heftete den grünen Blick auf Pryrates. »Ist das wahr?«
»Dinge, die man im Traum sieht, sind nicht immer ganz wahr und auch nicht immer ganz falsch …«, begann Pryrates.
»Gott verdamme Euch in die schwärzesten Winkel der Hölle!«, schrie Elias und fuhr halb vom Stuhl empor. »Ist es wahr?«
Pryrates neigte den Kahlkopf. »Die Sithi haben ihre Heimat in der Festung des Waldes verlassen.«
Elias’ grüne Augen glitzerten gefährlich. »Und Skali?«
Pryrates schob sich auf die Tür zu, als wollte er fliehen. »Der Than von Kaldskryke und seine Raben haben sich … zurückgezogen.«
Der König stieß zischend und lange den Atem aus. Seine Hand zog an Leids Griff, dass die Sehnen aus dem bleichen Arm sprangen. Ein Stück des grauen Schwertes wurde sichtbar, fleckig und glänzend wie der Rücken eines Hechts. Die Flammen der Fackeln bogen sich auf das Schwert zu, als sauge es sie an. »Priester«, grollte Elias, »Ihr hört Eure eigenen letzten Herzschläge, wenn Ihr mir nicht jetzt gleich und offen Auskunft gebt.«
Anstatt zurückzuweichen, richtete Pryrates sich gerade auf. Wieder flackerten die Fackeln, und die schwarzen Augen des Alchimisten verloren ihren Glanz. Das Weiße darin verschwand für einen Augenblick, als hätten sie sich ins Innere des Kopfes zurückgezogen und nur Löcher in einem düsteren Schädel übriggelassen. Eine drückende Spannung lag über dem Turmzimmer. Pryrates hob die Hand. Die Knöchel des Königs strafften sich über dem langen Schwertgriff. Es herrschte Schweigen. Dann legte der Priester die Finger an seinen Hals, strich sich sorgfältig den Kragen seines roten Gewandes glatt, und ließ die Hand wieder sinken.
»Es tut mir leid, Herr«, erklärte er und gestattete sich ein kleines Lächeln. »Ratgeber hegen oft den Wunsch, ihre Lehnsherren vor unerfreulichen Nachrichten zu schützen. Ihr habt richtig gesehen. Die Sithi sind in Hernystir eingefallen und haben Skali vertrieben.«
Elias sah ihn an. »Und was bedeutet das für Eure Pläne, Priester? Ihr habt die Kinder der Morgendämmerung nie erwähnt.«
Pryrates zuckte die Achseln. »Weil sie keine Rolle spielen. Sobald die Entwicklung einen gewissen Punkt erreicht hatte, war ihr Auftreten unvermeidlich. Der zunehmende Einfluss unseres … Wohltäters … musste ihre Aufmerksamkeit erregen. Unsere Pläne sollte das nicht stören.«
»Nein? Wollt Ihr sagen, dem Sturmkönig ist es gleichgültig, was die Sithi tun?«
»Er hat lange im Voraus geplant. Nichts von diesen Dingen kann ihn überraschen. Um die Wahrheit zu sagen, hat mich die Nornenkönigin schon früher auf diese Möglichkeit hingewiesen.«
»So, das hat sie getan? Schau an. Ihr scheint vorzüglich unterrichtet zu sein, Pryrates.« Elias’ Stimme hatte den erbosten Unterton nicht verloren. »Dann sagt mir noch eins: Wenn Ihr das alles wusstet, warum seid Ihr dann nicht imstande, mir zu sagen, wie es um Fengbald steht? Warum erfahren wir nicht, ob er meinen Bruder aus seinem Versteck verjagt hat?«
»Weil unsere Verbündeten es für unwichtig halten.« Wieder hob Pryrates die Hand, diesmal, um einer zornigen Antwort des Königs zuvorzukommen. »Bitte, Majestät. Ihr verlangtet Aufrichtigkeit, und ich bin aufrichtig. Sie meinen, dass Josua geschlagen ist und Ihr nur Eure Zeit mit ihm vergeudet. Die Sithi dagegen sind seit unvordenklichen Zeiten die Feinde der Nornen.«
»Und doch offenbar auch ohne jede Bedeutung, wenn das, was Ihr mir gerade erzählt habt, stimmt.« Die Miene des Königs hatte sich verfinstert. »Ich begreife nicht, wie sie einerseits wichtiger sein können als mein Bruder, andererseits aber so unwichtig, dass wir uns ihretwegen keine Sorgen zu machen brauchen, obwohl sie einen meiner Hauptverbündeten vernichtet haben. Ich glaube, Ihr treibt ein doppeltes Spiel, Pryrates. Gott sei Euch gnädig, wenn dem so ist.«
»Mein König, ich diene nur Euch, weder dem Sturmkönig noch der Nornenkönigin. Es ist alles eine Frage des Zeitpunktes. Josua war einmal eine Bedrohung für Euch, aber Ihr habt ihn besiegt. Skali wurde gebraucht, um Eure Flanke zu schützen, aber das ist jetzt nicht mehr nötig. Selbst die Sithi können uns nicht schaden,
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