Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
einer großen, offenbar mit Büchern gefüllten Truhe zu schließen, drehte sich lächelnd zu ihm um. »Willkommen, mein König. Ihr habt mir schon lange nicht mehr die Gunst eines Besuchs erwiesen.«
»Ihr habt mich nicht eingeladen. Wo kann ich mich hinsetzen – ich sterbe.«
»Nein, Herr, Ihr sterbt nicht«, versetzte Pryrates munter. »Wenn überhaupt, ist das Gegenteil der Fall: Ihr werdet neu geboren. Aber es stimmt, dass Ihr in letzter Zeit sehr krank gewesen seid. Vergebt mir. Hier, setzt Euch.« Er führte Elias zu einem schmucklosen Lehnstuhl, der den Eindruck hohen Alters erweckte.
»Möchtet Ihr einen Schluck von Eurem Beruhigungstrank? Wie ich sehe, hat Hengfisk Euch nicht begleitet, aber ich könnte den Trank auch hier zubereiten lassen.« Er klatschte in die Hände. »Munshazou!«
»Der Mönch ist nicht da, weil ich ihm den Schädel eingeschlagen habe, oder doch beinahe«, grollte Elias und rutschte unbehaglich auf dem harten Sitz hin und her. »Wenn ich diese glotzäugige Fratze nie wieder sehen muss, bin ich ein glücklicher Mann.« Er hustete und schloss die fiebrig glänzenden Augen. Er sah ganz und gar nicht aus wie ein glücklicher Mann.
»Hat er Euch verärgert? Das betrübt mich, mein König. Vielleicht erzählt Ihr mir, was vorgefallen ist, dann werde ich mich … um ihn kümmern. Schließlich bin ich Euer Diener.«
»Ja«, entgegnete Elias trocken. »Das seid Ihr.« Er räusperte sich und schob sich auf die andere Seite des Stuhls, um bequemer zu sitzen.
Von der Tür her kam ein diskretes Hüsteln. Eine kleine, schwarzhaarige Frau erschien. Sie sah nicht unbedingt alt aus, aber das dunkle Gesicht war voll tiefer Furchen. Auf der Stirn, über der Nase, trug sie ein Zeichen, das der Buchstabe einer fremdartigen Schrift sein konnte. Im Stehen bewegte sie sich ganz leicht hin und her, als drehe sie sich im Kreise. Der Saum ihres sackartigen Kleides streifte den Boden, und die kleinen, knochenweißen Amulette an Gürtel und Hals klapperten sacht vor sich hin.
»Munshazou«, erklärte Pryrates, »meine Dienerin aus Naraxi, woich ein Haus besitze.« Zu der dunklen Frau sagte er: »Hol dem König etwas zu trinken. Und mir – nein, ich brauche nichts. Geh.«
Sie machte kehrt. Das Elfenbein rasselte, dann war sie fort. »Verzeiht die Störung«, sagte der Alchimist. »Ihr wolltet mir von Euren Schwierigkeiten mit Hengfisk berichten.«
»Vergesst den Mönch. Er ist ohne Bedeutung. Ich wachte nur nachts plötzlich auf und da stand er vor mir und glotzte mich an. Vor meinem Bett!« Bei der Erinnerung schüttelte sich der König wie ein nasser Hund. »Gott, er hat ein Gesicht, das nur seine Mutter ertragen kann. Und immer dieses verfluchte Grinsen … Ich schlug ihn – versetzte ihm einen Fausthieb. Quer durchs ganze Schlafzimmer ist er geflogen.« Er lachte und musste husten. »Das wird ihn lehren, mich im Schlaf zu bespitzeln. Ich brauche meinen Schlaf. Ich habe in letzter Zeit zu wenig geschlafen.«
»Ist das der Grund, weshalb Ihr zu mir kamt, Herr?«, fragte Pryrates. »Eures Schlafs wegen? Vielleicht könnte ich Euch helfen – ich besitze ein besonderes Wachs, das Ihr in einer Schale neben Eurem Bett verbrennen könntet.«
»Nein!«, unterbrach ihn Elias erbost. »Und es ist auch nicht der Mönch. Ich kam zu Euch, weil ich einen Traum hatte.«
Pryrates musterte ihn scharf. Das Hautstück über seinen Augen – dort, wo andere Menschen Augenbrauen haben – hob sich fragend. »Ein Traum, Herr? Natürlich, wenn es das ist, worüber Ihr mit mir sprechen wollt?«
»Nicht diese Art Traum, verdammt! Ihr wisst, was ich meine. Ich hatte einen Traum!«
»Ah.« Der Priester nickte. »Und das beunruhigt Euch.«
»Ja, verflucht, das tut es, beim heiligen Baum !« Der König zuckte zusammen, presste die Hand auf die Brust und brach von neuem in qualvolles Husten aus. »Ich sah die Sithi reiten! Die Kinder der Morgendämmerung! Sie ritten nach Hernystir.«
Ein leises Klappern an der Tür. Munshazou war zurückgekommen. Sie trug ein Tablett mit einem hohen, tief rostrot überzogenen Pokal, aus dem es dampfte.
»Ausgezeichnet.« Pryrates trat auf sie zu und nahm ihr den Pokal ab. Ihre kleinen, blassen Augen beobachteten ihn, aber das Gesichtblieb ausdruckslos. »Du kannst gehen«, sagte er. »Hier, Majestät, trinkt das. Es wird Eure Brust befreien.«
Elias ergriff misstrauisch den Pokal und nippte. »Schmeckt genau wie das Spülwasser, das Ihr mir sonst immer vorsetzt.«
»Es bestehen …
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