Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
schützen.« Wieder lächelte er. Dann aber verdüsterte sich sein Gesicht schlagartig. Er strich sich eine bleiche Haarsträhne aus den Augen. »Und diese Männer, Graf Eolair, diese Rimmersmänner – sie waren nicht auf uns vorbereitet. Die Überraschung war aufunserer Seite. Aber in den Schlachten, die noch vor uns liegen – und ich denke, es werden viele sein –, werden unsere Feinde nicht mehr so ahnungslos sein. Dann wird es zugehen wie bei Ereb Irigú – Ihr Menschen nennt es den Knoch. Ich fürchte, dass es viele Tote geben wird … und mein Volk kann sie sich noch weniger leisten als Eures.«
    Bei diesen Worten änderte der Wind, der die Zelte blähte, seine Richtung, bis er von Norden wehte. Plötzlich war es wesentlich kühler auf Herns Hügel.

    Elias, Hochkönig von ganz Osten Ard, taumelte wie ein Trunkenbold, während er seinen Weg durch den Hof des Inneren Zwingers nahm. Er schwankte von einem Schattenfleck zum anderen, als fürchte er sich vor dem hellen Licht, obwohl es ein grauer, kalter Tag war und die Sonne sich selbst am Mittag hinter einer dicken Wolkendecke verbarg. Hinter dem König ragte die Kapelle des Hochhorsts auf. Sie wirkte merkwürdig unsymmetrisch. Schmutzige, nie weggeräumte Schneemassen hatten an mehreren Stellen die Bleiruten der Fenster nach innen gedrückt, sodass die große Kuppel einem alten, verbeulten Filzhut glich.
    Die wenigen verängstigten Bauern, die man gezwungen hatte, in den Mauern des Hochhorsts zu wohnen und die verfallenden Versorgungseinrichtungen zu betreuen, verließen ihre Quartiere nur, wenn es ihre Pflicht erforderte – wobei die Pflicht gewöhnlich in Gestalt eines Thrithingaufsehers erschien, der seinen Befehlen durch die Aussicht auf plötzliche und grausame Strafen Nachdruck verlieh. Selbst die Männer aus dem Heer des Königs hatten ihre Unterkünfte jetzt in den Feldern außerhalb von Erchester. Es wurde damit begründet, dass der König nicht gesund sei und seine Ruhe haben wolle. Aber überall tuschelte man, der König sei wahnsinnig, und in seiner Burg spuke es. Infolgedessen schlichen an diesem grauen, bedeckten Nachmittag nur eine Handvoll Leute durch den Inneren Zwinger, und von diesen wenigen – einem Soldaten mit einer Botschaft für den Hauptmann der Wache und ein paar schlotternden Bauern, die einen Wagen voller Fässer aus Pryrates’ Gemächernfortschafften – begaffte keiner Elias’ unsicheren Gang länger als eine Sekunde, bevor er hastig die Augen abwandte. Das lag nicht allein daran, dass es gefährlich, vielleicht sogar tödlich sein konnte, wenn man den König in seiner Schwäche anglotzte, sondern sein steifbeiniges Gehen hatte etwas so grauenvoll Falsches, etwas so entsetzlich Unnatürliches, dass die, die ihn sahen, sich wie unter einem Zwang umdrehten und verstohlen das Zeichen des Baumes vor ihrer Brust schlugen.
    Grau und massig erhob sich der Hjeldinturm. Mit den roten, stumpf glühenden Fenstern in seinem oberen Geschoss erinnerte er an einen rubinäugigen Gott der Nascadu-Wüsten. Elias blieb vor den schweren Eichentüren stehen. Sie waren drei Ellen hoch und mit einer schwarzen Farbe gestrichen, die nicht glänzte. Die bronzenen Beschläge hatten sich fleckig grün verfärbt. Zu beiden Seiten des Eingangs stand eine verhüllte Gestalt. Die schwarze Farbe ihrer Kapuzengewänder war noch düsterer und stumpfer als die der Türen. Sie trugen Lanzen von fremdartiger, filigraner Machart, ein phantastisches Gewirr von Schnörkeln und Wirbeln, rasiermesserscharf.
    Der König schwankte auf seinen Füßen und starrte auf die Zwillingserscheinung. Die Nornen erfüllten ihn sichtlich mit Unbehagen. Dann ging er einen weiteren Schritt auf die Türen zu. Obwohl keiner der Posten sich regte und ihre Gesichter in den Tiefen der Kapuzen unsichtbar blieben, schienen sie plötzlich straffer zu stehen, angespannt wie Spinnen, die die erste bebende Berührung einer Fliege am Rande ihres Netzes spüren.
    »Nun?«, fragte Elias endlich mit erstaunlich lauter Stimme. »Wollt ihr mir diese verdammte Tür nicht öffnen?«
    Die Nornen antworteten nicht und blieben regungslos stehen.
    »Zur Hölle mit euch! Was habt ihr?«, knurrte der König. »Kennt ihr mich nicht, elende Kreaturen? Ich bin der König. Öffnet jetzt die Tür.« Wieder trat er einen Schritt vor. Einer der Nornen ließ seine Lanze eine Handspanne weit in die Türöffnung sinken. Elias blieb stehen und bog sich zurück, als hätte man die Spitze in sein Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher