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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf Camaris, der lautlos im Heck schlummerte, den weißen Schopf auf seinen Mantel gebettet. Dann schob sie den Blendschirm vor die Lampe.
    Zuerst war es so vollständig finster, dass sie Angst bekam. Sie fühlte die vielgelenkigen Beine fast, die in der Stille nach ihr griffen, und wehrte sich gegen den Drang, herumzufahren und mit den Händen im Dunkeln herumzufuchteln, um die Gespenster abzuwehren.
    »Isgrimnur?«
    »Hm?«
    »Nichts. Ich wollte nur Eure Stimme hören.«
    Allmählich konnte sie wieder sehen. Es war ein lichtloser Abend, der Mond war entweder hinter den Wolken verschwunden oder zwischen den wuchernden Bäumen, die den Fluss überdachten, und die Sterne waren nur matte Punkte. Aber sie konnte zumindest Umrisse erkennen, die dunkle Masse des Herzogs, die fleckigen Schatten der Flussufer.
    Sie hörte, wie Isgrimnur mit der Stange klapperte, bis er sie in die richtige Lage gebracht hatte. Dann sank seine Schattengestalt zu Boden. »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht selbst Schlaf braucht?«, fragte er, und seine Stimme klang vor Müdigkeit ganz verwaschen.
    »Ich habe mich ausgeruht. Nachher werde ich auch schlafen. Legt Ihr Euch jetzt hin.«
    Isgrimnur erhob keine weiteren Einwände, ein untrügliches Zeichen seiner Erschöpfung. Gleich darauf schnarchte er geräuschvoll. Miriamel lächelte.
    Das Boot bewegte sich so sanft, dass man sich leicht ausmalen konnte, sie schwebten auf einer Wolke durch den Nachthimmel. Es gab hier weder Gezeiten noch eine erkennbare Strömung, nur den fast unmerklichen Schub der Sumpfbrisen, die sie langsam um den Anker kreisen ließen, weich wie Quecksilber auf einer schrägen Glasscheibe. Miriamel lehnte sich zurück und blickte zum trüben Himmel auf. Sie versuchte einen Stern zu entdecken, den sie kannte. Zum ersten Mal seit Tagen konnte sie sich den Luxus des Heimwehs leisten.
    Was wohl mein Vater jetzt tut? Denkt er noch an mich? Hasst er mich?
    Beim Gedanken an Elias fiel ihr noch etwas anderes ein, etwas, das Cadrach in der ersten Nacht nach ihrer Flucht von der Eadne-Wolke erwähnt hatte. In seinem langen und schwierigen Bekenntnis hatte der Mönch gesagt, Pryrates sei besonders daran interessiert gewesen, wie man Verbindung mit den Toten aufnehmen könne – »durch den Schleier sprechen« nannte man es, hatte Cadrach gesagt –, und dass es diese Stellen aus Nisses’ Buch waren, auf die er am meisten versessen war. Aus irgendeinem Grund hatte sie dieser Satz an ihren Vater erinnert. Aber warum? War es etwas, von dem Elias gesprochen hatte?
    So sehr sie sich auch anstrengte, es wollte ihr nicht gelingen, den Gedanken, der ihr im Kopf herumspukte, zu fassen zu bekommen. Langsam drehte sich das Boot, still unter den matten Sternen.
    Sie war eingenickt. Das erste Morgenlicht zeigte sich bereits am Himmel über der Marsch und gab ihm eine perlgraue Farbe. Leise stöhnend richtete sich Miriamel auf. Ihr Körper, den sie so erbarmungslosdurch das Ghantnest getrieben hatte, war steif geworden, als hätte man sie in einem Sack voller Steine einen Berg hinabgerollt.
    »H-H-Herrin …?« Es war ein Hauch, kaum mehr als ein Seufzer.
    »Tiamak?« Hastig drehte sie sich um. Das Boot schlingerte. Die Augen des Wranna standen offen, und der Funke der Intelligenz war in die blassen, schlaffen Züge zurückgekehrt.
    »J–ja. Ja, Herrin.« Er schnaufte, als hätten die wenigen Worte ihn bereits ermüdet. »Wo … wo sind wir?«
    »Auf dem Fluss, aber ich habe keine Ahnung, wo. Wir stakten fast einen ganzen Tag lang, nachdem wir aus dem Ghantnest herauskamen.« Sie betrachtete ihn prüfend. »Habt Ihr Schmerzen?«
    Er wollte den Kopf schütteln, konnte ihn jedoch nur leicht bewegen. »Nein. Aber Wasser … wäre freundlich.«
    Sie beugte sich nach unten, um nach dem Wasserschlauch neben Isgrimnurs Bein zu angeln, und zog den Stopfen heraus. Vorsichtig ließ sie den Wranna ein paar Schluck trinken.
    Tiamak drehte sich ein wenig und bemerkte den stillen Körper neben sich. »Jüngerer Mogahib!«, wisperte er. »Lebt er?«
    »Gerade noch. Das heißt … er scheint sehr krank zu sein. Aber Cadrach und ich konnten keinerlei Verletzung an ihm finden.«
    »Nein, das konntet Ihr nicht, und an mir auch nicht.« Tiamak ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. »Und die anderen?«
    »Welche anderen?«, erkundigte Miriamel sich vorsichtig. »Cadrach, Isgrimnur, Camaris und ich sind alle hier und alle einigermaßen in Ordnung.«
    »Ah. Gut.« Seine Augen blieben geschlossen.
    Am Bug

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