Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
belagern, wird dein Vater verzweifelt sein. Wie könnte ich dich mit ihm allein lassen – das hieße, dich als Geisel in seine Hand zu geben!«
»Darauf käme es nicht an«, beharrte Miriamel eigensinnig. »Ich muss mit ihm reden, Onkel Josua.«
Der Prinz unterdrückte eine zornige Antwort. Stattdessen sagte er sanft: »Und warum musst du das, Miriamel?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Aber ich muss. Es könnte vieles ändern – es könnte alles ändern.«
»Dann musst du es mir sagen, Nichte. Denn wenn du das nicht tust, muss ich dir deinen Wunsch abschlagen.«
In Miriamels Augen glänzten Tränen. Zornig wischte sie sie weg. »Du verstehst nicht. Es ist etwas, das ich nur zu ihm sagen kann. Und ich muss es tun! Bitte, Josua, bitte.«
Gequält und erschöpft sah er sie an. »Ich weiß, dass du nicht leichtfertig handelst, Miriamel. Aber von dir hängt auch nicht das Leben von Hunderten oder gar Tausenden ab und belastet deine Entscheidungen. Wenn du mir nicht sagen kannst, was in deinen Augen so wichtig ist – und ich glaube dir, dass du davon aufrichtig überzeugt bist –, dann kann ich nicht zulassen, dass du dein Leben, und vielleicht das Leben vieler anderer, dafür aufs Spiel setzt.«
Sie starrte ihn durchdringend an. Die Tränen waren einer kalten, leidenschaftslosen Maske gewichen. »Bitte überleg es dir noch einmal, Josua.« Sie deutete auf Deornoths Hügel. Zwischen den Steinen wuchsen schon ein paar Grashalme. »Denk an deinen Freund, Onkel Josua, und an die vielen Dinge, die du ihm gern noch gesagt hättest.«
Josua schüttelte ärgerlich den Kopf. Das Sonnenlicht verriet, dass sein braunes Haar am Scheitel dünn wurde. »Bei Ädons Blut, Miriamel, ich kann es nicht zulassen. Sei wütend auf mich, aber du musst begreifen, dass ich keine andere Wahl habe.« Auch seine Stimme wurde ein wenig kälter. »Falls sich dein Vater am Ende ergibt, werdeich alles tun, damit ihm kein Leid geschieht. Wenn es in meiner Macht liegt, sollst du dann die Möglichkeit haben, mit ihm zu sprechen. Das ist das Äußerste, was ich zusagen kann.«
»Dann wird es zu spät sein.«
Sie erhob sich von der Bank und verließ mit schnellen Schritten den Garten.
Josua sah ihr nach. Still, wie angewurzelt, stand er da und sah einem Sperling zu, der herunterflatterte und sich für einen Augenblick auf dem Steinhügel niederließ. Nach ein paar Hüpfern und einer Folge piepsender Töne stieg der Vogel wieder in die Luft und flog davon. Josua folgte ihm mit einem Blick, der sich weit droben in den Wolken verlor.
»Simon!«
Er drehte sich um. Sangfugol eilte hastig durch das feuchte Gras auf ihn zu.
»Simon, kann ich mit Euch sprechen?« Keuchend blieb der Harfner vor ihm stehen. Seine Haare waren wirr, und seine Kleidung sah aus, als hätte er sie ohne Rücksicht auf Farbe und Geschmack übergeworfen, was äußerst ungewöhnlich war. Selbst in den Tagen der Verbannung hatte Simon den Musikanten nie derart ungepflegt erlebt.
»Natürlich.«
»Aber nicht hier.« Sangfugol blickte sich verstohlen um, obwohl weit und breit kein Mensch zu sehen war. »Irgendwo, wo man uns nicht belauschen kann. In Eurem Zelt?«
Simon nickte verblüfft. »Wenn Ihr das möchtet.«
Sie gingen durch die Zeltstadt. Mehrere Bewohner winkten ihnen unterwegs zu oder grüßten sie. Der Harfner zuckte jedes Mal zusammen, als sei jeder, dem sie begegneten, eine Gefahr für ihn. Endlich erreichten sie Simons Zelt, wo sie Binabik vorfanden, der gerade weggehen wollte. Während der Troll sich die pelzgefütterten Stiefel anzog, plauderte er liebenswürdig über das verschwundene Horn – sie suchten nun schon drei Tage und noch immer erfolglos – und viele andere Dinge. Sangfugol wartete mit sichtlicher Unruhe darauf, dass er sich entfernte, eine Tatsache, die Binabik nicht verborgenbleiben konnte. Er brach das Gespräch ab, nahm Abschied und verschwand zu Geloë und den übrigen Schriftrollenträgern. Als der Troll fort war, stieß Sangfugol einen erleichterten Seufzer aus und sank, ohne auf Staub und Erde zu achten, zu Boden. Simon begann sich Sorgen zu machen. Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung.
»Was habt Ihr, Sangfugol?«, fragte er teilnahmsvoll. »Ihr scheint Euch zu fürchten.«
Der Harfner beugte sich dicht an sein Ohr und flüsterte fast verschwörerisch: »Binabik sagte, sie suchten immer noch das Horn. Josua scheint es unbedingt haben zu wollen.«
Simon zuckte die Achseln. »Niemand weiß, ob es wirklich helfen kann. Sie
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