Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Schlacht mit Fengbald«, erklärte Josua. »Das ist einer der Gründe, weshalb ich Euch hier haben wollte, Simon. Ich dachte, Ihr hättet es vielleicht wieder an Euch genommen, um es sicher aufzubewahren.«
Simon schüttelte den Kopf. »Ich war froh, als ich es los war, Prinz Josua. Ich hatte große Angst, uns alle zum Untergang verurteilt zu haben, weil ich vergaß, es Euch zu geben. Seitdem habe ich es nicht mehr gesehen.«
Auch keiner der anderen Anwesenden hatte es bemerkt. »Nun gut«, stellte Josua endlich fest, »dann müssen wir es suchen, aber unauffällig. Wenn es einen Verräter oder auch nur einen Dieb in unserer Mitte gibt, darf er nicht ahnen, dass das Horn für uns von großer Bedeutung ist, sonst bekommen wir es nie zurück.«
Wieder lachte Aditu. Diesmal klang es äußerst unpassend. »Es tut mir leid«, erklärte sie, »aber das ist etwas, das mir die anderen Zida’ya niemals glauben würden. Ti-tuno zu verlieren!«
»Das ist nicht komisch«, grollte Simon. »Habt Ihr nicht einen Zauber oder sonst ein Mittel, um es wiederzufinden?«
Aditu schüttelte den Kopf. »So geht es nicht, Seoman, das habe ich dir schon einmal zu erklären versucht. Und es tut mir wirklich leid, dass ich lachen musste. Ich werde Euch suchen helfen.«
Sie sah nicht aus, als täte es ihr besonders leid, fand Simon. Aber wenn er schon Menschenfrauen nicht verstand, wie konnte er dann jemals hoffen, eine Sitha zu begreifen?
Langsam und in leiser Unterhaltung verließen die Versammelten Josuas Zelt. Simon wartete vor dem Eingang auf Miriamel. Als sie herauskam, schloss er sich ihr an.
»Sie wollen also Camaris seine Erinnerungen wiedergeben.«
Miriamel sah zerstreut und so müde aus, als hätte sie in der letzten Nacht nicht viel geschlafen.
»Wenn wir das Horn wiederfinden, werden wir es wohl versuchen.« Simon freute sich insgeheim, dass Miriamel mit eigenen Augen gesehen hatte, wie weit er in Josuas Pläne einbezogen wurde.
Sie drehte sich mit anklagender Miene zu ihm um. »Und wenn er nun diese Erinnerungen gar nicht haben will?«, fragte sie. »Wenn er jetzt zum ersten Mal im Leben glücklich ist?«
Simon war verblüfft und wusste keine Antwort. Stumm gingen sie zur Siedlung zurück, wo sich Miriamel verabschiedete und allein weiterwanderte. Simon blieb zurück und dachte über ihre Worte nach. Hatte sie vielleicht auch Erinnerungen, auf die sie gern verzichtet hätte?
Miriamel fand Josua im Garten hinter dem Abschiedshaus. Er stand da und blickte zum Himmel auf, über den sich lange Wolkenbänder zogen. Sie sahen aus wie zerrissenes Leinen.
»Onkel Josua?«
Er drehte sich um. »Miriamel. Ich freue mich, dich zu sehen.«
»Du kommst gern hierher, nicht wahr?«
»Ich glaube schon.« Er nickte langsam. »Es ist ein Platz zum Nachdenken. Ich mache mir zu viel Sorgen um Vara, um unser Kind und um die Welt, in der es leben wird, als dass ich mich an den meisten anderen Orten noch wohlfühlen würde.«
»Und du vermisst Deornoth.«
Wieder blickte Josua zum wolkengestreiften Himmel auf. »Ja, ich vermisse ihn. Aber vor allem möchte ich dafür sorgen, dass sich sein Opfer gelohnt hat. Wenn unser Sieg über Fengbald wirklich einen Sinn gehabt hat, dann wird es mir auch leichter fallen, mit seinem Tod zu leben.« Der Prinz seufzte. »Er war noch jung, verglichen mit mir – er hatte noch keine dreißig Sommer gesehen.«
Miriamel sah ihren Onkel lange schweigend an, bevor sie weitersprach. »Ich möchte dich um etwas bitten, Josua.« Er deutete auf eine der alten, verwitterten Bänke. »Bitte setz dich. Und bitte mich um alles, was du willst.«
Sie nahm Platz und holte dann tief Atem. »Wenn du … wenn wir auf den Hochhorst kommen, möchte ich mit meinem Vater sprechen.«
Josua legte den Kopf zur Seite und zog die Brauen so hoch, dass seine hohe, glatte Stirn sich furchte. »Wie meinst du das?«
»Irgendwann, bevor es zu einem letzten Kampf kommt, wird zwischen euch beiden eine Unterredung stattfinden«, erklärte sie so rasch, als hätte sie die Worte vorher eingeübt. »Sie muss stattfinden, so blutig die Auseinandersetzung auch sein mag. Er ist dein Bruder, und du wirst mit ihm sprechen. Ich möchte dabei sein.«
Josua zögerte. »Ich weiß nicht, ob das klug wäre.«
»Und«, fuhr Miriamel fort, entschlossen, ihre Bitte zu Ende vorzubringen, »ich möchte mit ihm allein sein.«
»Allein?« Der Prinz schüttelte bestürzt den Kopf. »Miriamel, das ist unmöglich. Wenn es uns gelingt, den Hochhorst zu
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