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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wollen jetzt mit ihm sprechen, er hat nämlich gerade gefrühstückt. Ich bin immer besserer Laune, wenn ich etwas gegessen habe – vielleicht ist das bei Prinzen auch so.«
    Nach dem Mittagsmahl versammelten sie sich im Abschiedshaus. Josua stand feierlich vor dem Steinaltar, auf dem noch immer Dorn lag. Simon spürte, wie angespannt der Prinz war.
    Die anderen in der Halle redeten leise untereinander. Es klang ein wenig gezwungen, aber die Stille wäre in dem gewaltigen Saal vielleicht noch bedrückender gewesen. Durch die Tür strömte Sonnenlicht, das jedoch nicht in die hinteren Winkel drang. Es sah aus wie in einer Kirche, und Simon konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass sie vielleicht auch ein Wunder sehen würden. War es nicht fast, als erwecke man Tote, wenn man Camaris den Verstand wiedergab, die Gefühle und Erinnerungen eines Menschen, der die Welt vierzig Jahre lang nicht zur Kenntnis genommen hatte?
    Miriamels Worte fielen ihm ein, und er musste einen Schauderunterdrücken. Vielleicht war es unrecht. Sollte man Camaris nicht doch besser in Frieden lassen?
    Josua drehte und wendete den Drachenzahn in den Händen und betrachtete zerstreut die Inschriften. Als man ihm das Horn brachte, war er nicht so wütend geworden, wie Sangfugol befürchtet hatte, sondern hatte sich vielmehr gewundert, warum Strupp es an sich genommen und versteckt hatte. Nachdem sein erster Ärger verraucht war, hatte er Sangfugol sogar eingeladen, mitzukommen und Zeuge der Ereignisse zu sein. Aber der Harfner hatte seine Absolution und wollte mit dem Horn und den weiteren prinzlichen Plänen nichts mehr zu tun haben. Er war wieder ins Bett gegangen, um den dringend benötigten Schlaf nachzuholen.
    Jetzt ging ein Raunen durch die Reihen der in der Halle Wartenden. Camaris trat ein, von Isgrimnur geführt. Der alte Mann trug ein festliches Hemd und Strümpfe wie ein zum Kirchgang geputztes Kind. Er sah sich vorsichtig um, als wollte er herausfinden, in welche Art Falle er geraten war. Wirklich hatte es fast den Anschein, als wollte man ihn für ein begangenes Verbrechen zur Verantwortung ziehen. Alle Anwesenden starrten sein Gesicht an, als wollten sie es sich genau einprägen. Camaris wirkte verängstigt.
    Simon fiel ein, dass Miriamel erzählt hatte, der alte Mann sei in einer Herberge in Kwanitupul Türhüter und Mann für alles gewesen und nicht sonderlich gut behandelt worden. Vielleicht glaubte er, man wolle ihn bestrafen, und in der Tat ließ sich seinen unruhigen, verstohlenen Blicken entnehmen, dass er überall lieber gewesen wäre als hier.
    »Hier, Herr Camaris.« Josua hob Dorn vom Altar – so mühelos, dass es leicht sein musste wie eine Feder. Simon erinnerte sich an den launischen Charakter des Schwertes und fragte sich, was das bedeutete. Er hatte einmal gedacht, das Schwert habe seinen eigenen Willen und füge sich den Menschen nur dann, wenn sie taten, was es begehrte. Hatte es jetzt sein Ziel erreicht? Die Rückkehr zu seinem alten Gebieter?
    Prinz Josua reichte Camaris, den Griff voran, das Schwert, aber der alte Mann wollte es nicht nehmen. »Bitte, Herr Camaris. Es ist Dorn . Es gehörte Euch und gehört Euch noch.«
    Die Miene des Alten wurde noch verzweifelter. Er trat zurück und hob die Hände, als wollte er einen Angriff abwehren. Isgrimnur nahm ihn beim Ellenbogen und beruhigte ihn.
    »Alles in Ordnung«, brummte der Herzog. »Es ist doch Euer Schwert, Camaris.«
    »Sludig!«, rief Josua. »Habt Ihr den Schwertgurt?«
    Der Rimmersmann trat vor und reichte ihm einen Gürtel, an dem eine schwere Scheide aus schwarzem Leder hing. Sie war mit Silber beschlagen. Mit Hilfe seines Herrn Isgrimnur schnallte er Camaris den Gurt um. Der alte Mann leistete keinen Widerstand. Tatsächlich, dachte Simon, hätte er genauso gut zu Stein erstarrt sein können. Als die beiden fertig waren, ließ Josua Dorn vorsichtig in die Scheide gleiten, sodass der Griff zwischen Camaris’ Ellenbogen und seinem losen weißen Hemd ruhte.
    »Jetzt das Horn, bitte«, sagte Josua. Freosel, der es gehalten hatte, reichte ihm das ehrwürdige Instrument. Josua ließ das Tragband über Camaris’ Kopf gleiten, sodass das Horn zu seiner Rechten hing, und trat zurück. Die lange Klinge des Schwertes passte zu ihrem hochgewachsenen Eigentümer. Im weißen Haar des Ritters leuchtete ein Sonnenstrahl, der durch die Türöffnung fiel. Alles war unzweifelhaft so, wie es sein sollte, jeder konnte es sehen. Jeder außer dem alten Mann

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