Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
brauchen es für Camaris. Sie hoffen, dass es ihn vielleicht wieder zu Verstand bringt.«
»Das klingt wenig wahrscheinlich.« Der Harfner schüttelte den Kopf. »Wie sollte ein Horn dazu imstande sein?«
»Das weiß ich auch nicht«, brummte Simon ungeduldig. »Was wolltet Ihr nun Wichtiges mit mir besprechen?«
»Ich stelle mir vor, dass der Prinz sehr zornig sein wird, wenn man den Dieb entdeckt.«
»Sie werden ihn an der Mauer des Abschiedshauses aufhängen, nachdem sie ihn …«, knurrte Simon gereizt, brach jedoch sofort ab, als er den Ausdruck des Entsetzens in Sangfugols Gesicht sah. »Was ist denn? Barmherziger Ädon, Sangfugol, habt Ihr es gestohlen?«
»Nein, nein!«, protestierte der Harfner schrill. »Ich schwöre Euch, dass ich es nicht getan habe!«
Simon starrte ihn erschrocken an.
»Aber«, fuhr Sangfugol endlich mit vor Scham bebender Stimme fort, »ich weiß, wo es ist.«
»Was? Wo?«
»Ich habe es in meinem Zelt«, sagte der Harfner mit der schicksalsergebenen Stimme eines verurteilten Märtyrers, der seinen Henkersknechten vergibt.
»Wie ist das möglich? Wie kommt es in Euer Zelt, wenn Ihr es nicht genommen habt?«
»Bei Ädons Gnade, Simon, ich schwöre, ich habe es nicht gestohlen.Ich fand es nach seinem Tod unter Strupps Sachen. Ich … ich liebte den alten Burschen, Simon. Auf meine Art. Ich wusste, er war ein Trunkenbold, und manchmal habe ich geredet, als ob ich ihm am liebsten den Schädel einschlagen wollte. Aber in meiner Jugend war er gut zu mir … und verflucht, ich vermisse ihn.«
Trotz dieser traurigen Worte des Harfners wurde Simon wieder ungeduldig. »Aber wieso habt Ihr es niemandem gesagt?«
»Ich wollte nur ein Andenken an ihn, Simon«, sagte Sangfugol beschämt. Er sah so kläglich aus wie eine nasse Katze. »Ich gab ihm meine zweite Laute mit ins Grab. Ich dachte, es würde ihm nichts ausmachen – ich glaubte doch, es wäre sein Horn!« Er wollte nach Simons Hand greifen, überlegte es sich aber und ließ den Arm wieder sinken. »Und als ich begriff, wem oder was der ganze Aufwand und die Sucherei galt, bekam ich Angst. Jetzt wird es aussehen, als hätte ich Strupp bestohlen, als er tot war. So etwas würde ich nie tun, Simon!«
Simons Zorn verflog. Der Harfner schien den Tränen nahe. »Ihr hättet es sagen sollen«, mahnte er milde. »Niemand hätte etwas Schlechtes über Euch gedacht. Aber jetzt sollten wir lieber zu Josua gehen.«
»Ach nein! Er wird vor Wut außer sich sein! Nein, Simon … ich könnte es doch Euch geben. Dann könntet Ihr sagen, Ihr hättet es gefunden. Ihr wärt der Held des Tages.«
Simon überlegte kurz. »Nein«, sagte er. »Das halte ich für keinen guten Einfall. Erstens müsste ich Prinz Josua darüber belügen, wo ich es gefunden hätte. Was wäre, wenn ich einen Ort angäbe, an dem man schon gesucht hat? Es würde aussehen, als hätte ich es gestohlen.« Er schüttelte entschieden den Kopf. Ausnahmsweise war er es nicht, der sich wie ein Mondkalb benommen hatte, und er hatte auch keine Lust, die Schuld dafür auf sich zu nehmen. »Und zweitens wird es bestimmt nicht so schlimm, wie Ihr glaubt, Sangfugol. Ich begleite Euch. Josua ist nicht so, Ihr kennt ihn doch.«
»Er hat mir erst kürzlich gesagt, wenn ich noch einmal ›Du Schöne von Nabban‹ singen würde, ließe er mir den Kopf abhacken.« Sangfugol wurde schon etwas mutiger und machte beinahe Anstalten zu schmollen.
»Und das mit vollem Recht«, meinte Simon. »Wir können das Lied alle nicht mehr hören.« Er stand auf und streckte dem Harfner die Hand entgegen. »Kommt! Wir gehen zum Prinzen. Wenn Ihr nur nicht so lange gewartet hättet! Dann wäre es jetzt sehr viel leichter.«
Sangfugol schüttelte betrübt den Kopf. »Mir schien es einfacher, gar nichts zu sagen. Ich nahm mir immer wieder vor, das Horn irgendwo hinzulegen, damit man es fand, aber dann hatte ich Angst, jemand würde mich dabei ertappen, selbst wenn es mitten in der Nacht war.« Er holte tief Atem. »Ich habe vor lauter Angst schon zwei Nächte nicht geschlafen.«
»Wenn Ihr erst mit Josua geredet habt, fühlt Ihr Euch besser. Kommt, steht auf.«
Als sie das Zelt verließen, blieb der Harfner einen Augenblick in der Sonne stehen und krauste die schmale Nase. Er verzog den Mund zu einem schüchternen Lächeln, als wittere er Verzeihung in der feuchten Morgenluft. »Vielen Dank, Simon«, sagte er. »Ihr seid ein guter Freund.«
Simon grunzte spöttisch und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir
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