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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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den Riegel vor. Dann kroch sie wieder unter ihre Decke und bebte in einem jähen Anfall von Schüttelfrost.

3
Osten der Welt

    ch bin doch jetzt ein Ritter, oder?« Simon fuhr mit der Hand durch Qantaqas dickes Nackenfell. Die Wölfin beäugte ihn gleichmütig.
    Binabik sah von seinem Stoß Pergamentblätter auf und nickte. »Durch einen Eid vor deinem Gott und deinem Prinzen.« Der Troll wandte sich wieder Morgenes’ Buch zu. »Dieses dünkt mich die Besonderheit des Rittertums zu sein.«
    Simon blickte hinaus in die steinplattengepflasterte Weite des Feuergartens und versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen. »Nur … nur ich fühle mich kein bisschen anders als vorher. Ich bin ein Ritter, ein Mann! Warum merke ich dann gar keinen Unterschied?«
    Binabik, der sich an irgendeiner Stelle festgelesen hatte, antwortete nicht sofort. »Es tut mir leid, Simon«, meinte er nach einer Weile. »Ich bin gerade kein guter Zuhörfreund. Bitte, sag es noch einmal.«
    Simon bückte sich, hob einen lockeren Stein auf und ließ ihn über die Platten ins angrenzende Unterholz hüpfen. Qantaqa sprang hinterher. »Wenn ich ein Ritter und erwachsener Mann bin, warum fühle ich mich trotzdem wie derselbe dumme Küchenjunge?«
    Binabik lächelte. »Du bist damit nicht allein, Freund Simon. Auch wenn ein neuer Lebensabschnitt anbricht oder jemandem eine Anerkennung zuteilwird, verändert sich der Mensch in seinem Innern nicht plötzlich. Weil du dich auf dem Urmsheim tapfer gezeigt hast, wurdest du zu Josuas Ritter geschlagen. Wenn du dich also verändert hast, dann nicht bei der Zeremonie von gestern, sondern damals auf dem Berg.« Er klopfte auf Simons Stiefel. »Sagtest du nicht,du hättest dort etwas gelernt – auch aus dem vergossenen Blut des Drachen?«
    »Ja.« Simon spähte zu Qantaqas Schwanz hinüber, der über dem Heidekraut wehte wie eine Rauchfahne.
    »Trolle und Tiefländer, alle wachsen sie, wie es ihnen angemessen ist«, erläuterte der kleine Mann, »nicht so, wie andere es ihnen sagen. Sei zufrieden. Du wirst immer ungemein du selbst sein, und doch habe ich in den Monaten, die wir Freunde sind, viel Wandlung an dir gesehen.«
    »Wirklich?« Simon unterbrach sich mitten im Wurf.
    »Das ist die Wahrheit. Du stehst im Begriff, ein Mann zu werden. Lass es mit der Schnelligkeit geschehen, die dazu benötigt wird, und zerbrich dir nicht den Kopf.« Er raschelte mit den Pergamenten. »Lausche nun, ich möchte dir etwas vorlesen.« Er zog mit kurzem Finger die Linien von Morgenes’ krakeliger Handschrift nach. »Dankbar bin ich Strangyeard mehr, als man sagen kann, weil er aus der Zerstörung von Naglimund dieses Buch gerettet hat. Es ist unsere letzte Verbindung zu jenem großen Mann, der dein Lehrer war.« Der Finger hielt inne. »Aha. Hier. Morgenes schreibt über König Johan den Priester: Wenn ihn wirklich ein göttlicher Funke berührt hatte, so zeigte sich das am deutlichsten in seinem Kommen und Gehen, nämlich daran, dass er zur besten Stunde am rechten Platz war und daraus seinen Vorteil zog …«
    »Das Stück habe ich schon gelesen«, erklärte Simon ohne sonderliches Interesse.
    »Dann wirst du bemerkt haben, wie voll von Bedeutung es für unsere Aufgabe ist«, versetzte der Troll.
    »Denn Johan Presbyter wusste, dass im Krieg und in der Diplomatie – und ebenso in der Liebe und im Handel, zwei anderen diesen nicht unähnlichen Beschäftigungen – in der Regel nicht der Starke oder gar der Gerechte den Sieg davonträgt, sondern der, dem das Glück hold ist. Und Johan wusste auch, dass derjenige, der schnell und ohne überflüssige Vorsicht handelt, seinen Weg machen wird.«
    Simon runzelte die Stirn über Binabiks erfreute Miene. »Na und?« Der Troll ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Höre weiter: Deshalb führte Johan in dem Krieg, der Nabban in seine kaiserliche Hand fallen ließ,seine an Zahl weit unterlegenen Truppen durch den onestrinischen Pass und mitten hinein in die Speerspitzen von Ardrivis’ Legionen, obgleich jedermann wusste, dass nur ein Narr so vorgehen würde. Gerade diese Tollkühnheit, dieser scheinbare Wahnwitz jedoch war es, der Johans kleinem Heer einen großen Überraschungserfolg brachte und sogar bei den erschrockenen Kriegern aus Nabban ein Gefühl seiner göttlichen Sendung hervorrief.«
    Simon fand den triumphierenden Unterton in der Stimme des kleinen Mannes ein wenig beunruhigend. Binabik schien zu denken, der springende Punkt der Sache sei jetzt völlig klar. Simon

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