Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Umschlag, einen Federkiel in einem Kreis. Wenn sich ein Freund dort aufhält, wird er ihn bekommen.« Er hob einen schwer beladenen Arm.
    »Bitte geht jetzt, Prinzessin. Nach allem, was geschehen ist, möchte ich nur noch allein sein. Ich will nicht, dass Ihr meine Schande noch länger anseht.«
    Miriamel fühlte, wie ihre Tränen zu fließen begannen. Es dauerte ein Weilchen, bevor sie antworten konnte. »Habt Ihr noch einen Wunsch?«
    »Einen Krug Wein. Nein, einen Weinschlauch; den kann man besser verstecken. Das ist alles, was ich brauche. Etwas, um in mir eine Dunkelheit zu schaffen, die dem Dunkel um mich herum entspricht.« Sein Lachen tat weh. »Und dass Ihr heil entkommt. Das auch.«
    Miriamel wandte sich ab. Sie konnte den Anblick der zusammengekauerten Gestalt des Mönchs nicht länger ertragen. »Es tut mir so leid«, sagte sie, drängte sich hastig an Gan Itai vorbei und schob sich ein paar Ellen den Kriechgang hinauf. Ihr war übel.
    Die Niskie sagte noch ein paar Worte zu Cadrach, klappte die Täfelung herunter und versenkte den engen Gang von neuem in Finsternis. Ihr dünner Körper streifte an Miriamel vorbei. Dann führte sie die Prinzessin wieder zu der Leiter zurück.
    Kaum hatte Miriamel das Licht des Tages erreicht, als sie ein neuer Weinkrampf schüttelte. Eine Weile sah Gan Itai ihr unbehaglich zu, aber als Miriamel nicht aufhören wollte, legte die Niskie einen spinnwebdünnen Arm um sie und tröstete: »Hör auf, hör doch auf. Es kommen auch wieder glückliche Tage.«
    Miriamel knotete ihren Rock auf, hob einen Zipfel und wischte sich Augen und Nase. »Nein, niemals. Und für Cadrach auch nicht. Ach, Gott im Himmel, ich bin so einsam!« Wieder fing sie heftig zu schluchzen an.
    Gan Itai hielt sie, bis sie sich beruhigte.
    »Es ist grausam, ein lebendiges Wesen so anzubinden.« Die Stimme der Niskie klang angespannt, als sei sie zornig. Miriamel, den Kopf auf Gan Itais Schoß, war zu erschöpft, um zu antworten. »Sie fesselten Ruyan Vé, wusstest du das? Den Vater unseres Volkes, den großen Seefahrer. Als er die Schiffe nehmen und von neuem in See stechen wollte, ergriffen sie ihn in ihrem Grimm und legten ihn in Ketten.« Die Niskie wiegte sich hin und her. »Und dann verbrannten sie die Schiffe.«
    Miriamel schniefte. Sie wusste nicht, von wem Gan Itai sprach, und es war ihr im Moment auch ganz gleichgültig.
    »Sie wollten uns zu Sklaven machen, aber wir Tinukeda’ya sind ein freies Volk.« Aus Gan Itais Stimme wurde ein beschwörender Singsang, ein trauriges Lied. »Sie verbrannten unsere Schiffe – verbrannten die großen Schiffe, die wir in diesem neuen Land nie wieder bauen konnten, und ließen uns als Gestrandete zurück. Sie sagten, es geschehe, um uns vor dem Nichtsein zu retten, aber das war eine Lüge. Sie wollten nur, dass wir ihre Verbannung teilten – wir, die wir sie nicht brauchten! Der Unendliche und Ewige Ozean hätte unsere Heimat sein können, aber sie nahmen unsere Schiffe und fesselten den mächtigen Ruyan. Sie wollten uns zu ihren Dienern machen. Es ist unrecht, jemanden in Ketten zu legen, der einem nichts Böses getan hat. Unrecht!«
    Noch immer hielt Gan Itai Miriamel in den Armen. Sie wiegte sich hin und her und murmelte von schrecklichem Unrecht. Am Himmel sank die Sonne. Schatten begannen die Kammer zu füllen.
    Später lag Miriamel in ihrer dunklen Kabine und lauschte dem leisen Lied der Niskie. Gan Itai war sehr erregt gewesen. Miriamel hatte nicht geglaubt, dass die Seewächterin so starke Gefühle äußern konnte, aber irgendetwas an Cadrachs Gefangenschaft und die Tränen der Prinzessin hatten bei Gan Itai eine heftige Aufwallung von Kummer und Zorn hervorgerufen.
    Wer waren überhaupt die Niskies? Cadrach nannte sie Tinukeda’ya – die Kinder des Meeres, hatte Gan Itai gesagt. Woher kamen sie? Vielleicht von einer fernen Insel. Sie hatte von Schiffen auf dunkler See gesprochen, irgendwo in weiter Ferne. War die Welt so beschaffen, dass alle sich nach einem Ort oder einer Zeit sehnten, die längst verloren war?
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Grübeln.
    »Herrin Marya? Seid Ihr wach?«
    Sie antwortete nicht. Langsam schwang die Tür auf. Miriamel verfluchte sich innerlich, dass sie den Riegel nicht vorgeschoben hatte.
    »Herrin Marya?« Die Stimme des Grafen war sanft. »Seid Ihr krank? Ich habe Euch beim Abendessen vermisst.«
    Sie bewegte sich und rieb ihre Augen wie jemand, der vom Schlaf erwacht. »Graf Aspitis? Zu meinem Bedauern fühle

Weitere Kostenlose Bücher