Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
ich mich unwohl. Wir können morgen weitersprechen, wenn es mir bessergeht.«
Auf Katzenpfoten näherte er sich und setzte sich auf den Bettrand. Die langen Finger strichen über ihre Wange. »Aber das ist ja schrecklich. Was fehlt Euch? Ich werde Gan Itai nach Euch sehen lassen. Sie ist wohlerfahren in der Heilkunst. Ich vertraue ihr mehr als allen Wundärzten und Apothekern.«
»Habt Dank, Aspitis. Das wäre sehr freundlich. Ich sollte jetzt wohl besser weiterschlafen. Es tut mir leid, Euch so schlechte Gesellschaft zu bieten.«
Der Graf schien es mit dem Gehen nicht eilig zu haben. Er streichelte ihr Haar. »Wisst Ihr, Herrin … meine rauhen Worte und Manieren von neulich abends bedaure ich aufrichtig. Ihr seid mir sehr ans Herz gewachsen, und die Vorstellung, Ihr könntet mich so schnell verlassen, bestürzte mich. Schließlich bindet uns das enge Band der Liebenden, ist es nicht so?« Seine Fingerspitzen glitten hinab zu ihrem Hals. Unter der Berührung spannte sich Miriamels Haut, und es überlief sie eisig.
»Ich fürchte, mein augenblicklicher Zustand erlaubt mir kein Gespräch über solche Dinge, edler Herr. Doch vergebe ich Euch Eure Worte, denn ich weiß, dass Ihr hastig geredet und es nicht wirklich so gemeint habt.« Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, um in seinem Gesicht zu lesen, was er dachte. Seine Augen schienen ohne Arg, aber die Prinzessin erinnerte sich an Cadrachs Worte und an Gan Itais Erwähnung der Versammlung, deren Gastgeber Aspitis gewesen war. Wieder wurde ihr kalt ums Herz, und sie bezwang nur mit Mühe ein Zittern.
»Gut«, meinte er. »Sehr gut. Ich bin froh, dass Ihr mich versteht. Hastige Worte. Genau das.«
Miriamel beschloss, seine scheinbare Aufrichtigkeit auf die Probe zu stellen. »Allerdings müsst Ihr auch begreifen, Aspitis, wie unglücklich ich bin. Mein Vater, seht Ihr, hat keine Ahnung, wo ich mich aufhalte. Vielleicht hat ihm das Kloster bereits Nachricht geschickt, dass ich nicht angekommen bin. Er wird ganz krank vor Sorge sein. Er ist alt, Aspitis, und ich fürchte um seine Gesundheit. Ihr werdet gewiss einsehen, dass ich auf Eure weitere Gastfreundschaft verzichten muss, auch wenn es mir schwerfällt.«
»Natürlich«, erwiderte der Graf. Einen Augenblick lang empfand Miriamel Hoffnung. Hatte sie sich doch in ihm geirrt? »Es wäre grausam, Euren Vater im Ungewissen zu lassen. Sobald wir das nächste Mal landen, werden wir ihm eine Botschaft senden – ich denke, von der Insel Spenit aus. Und dann verkünden wir ihm auch gleich die frohe Nachricht.«
Sie lächelte. »Er wird überglücklich sein, dass es mir gutgeht.«
Aspitis erwiderte ihr Lächeln. Sein langes, feingeschnittenes Kinn und die klaren Augen hätten einem Bildhauer als Modell für einender großen Helden der Vergangenheit dienen können. »Ganz sicher. Und wir werden ihm schreiben, dass seine Tochter in eine von Nabbans Fünfzig Familien einheiratet!«
Miriamels Lächeln erstarb. »Was sagt Ihr?«
»Nun, wir müssen ihm doch von unserer bevorstehenden Hochzeit berichten!«, lachte Aspitis begeistert. »Ja, Herrin, ich habe lange nachgedacht, und obwohl Eure Familie nicht ganz so hochgestellt ist wie die meine – und außerdem erkynländisch –, habe ich mich entschlossen, um der Liebe willen mit aller Tradition zu brechen. Wir werden heiraten, sobald wir wieder in Nabban sind.« Er nahm ihre kalte Hand zwischen seine warmen Finger. »Aber Ihr seht nicht so glücklich aus, wie ich es erhofft hätte, schöne Marya.«
In Miriamels Kopf wirbelten die Gedanken, aber wie in einem Alptraum, in dem sie vom Grauen verfolgt an nichts anderes als an Flucht denken kann. »Ich … ich bin überwältigt, Aspitis.«
»Nun ja – ich denke, das ist verständlich.« Er stand auf und beugte sich dann über sie, um sie zu küssen. Sein Atem roch nach Wein, seine Wange nach Duftwasser. Lange lag sein Mund auf ihren Lippen. Dann löste er sich von ihr. »Schließlich kommt es recht plötzlich, ich weiß. Aber es wäre mehr als unedel von mir, Euch im Stich zu lassen … nach allem, was wir miteinander geteilt haben. Und ich habe Euch liebgewonnen, Marya. Die Blumen des Nordens sind anders als die meiner südlichen Heimat, aber ihr Duft ist genauso süß, ihre Blüte ebenso lieblich.«
In der Tür blieb er noch einmal stehen. »Ruht Euch aus und schlaft wohl, Herrin. Wir müssen noch viele Dinge besprechen. Gute Nacht.« Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Sofort sprang Miriamel aus dem Bett und schob
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