Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Holzschwertern Steine zu befestigen, damit das Gewicht stimmte. Vorsichtig wog Simon seine Waffe in der Hand und versuchte ihren Schwerpunkt zu finden. »Also los«, forderte er seinen Freund auf.
Der Rimmersmann stemmte sich gegen den anschwellenden Wind, der sein schweres Wams flattern ließ. Mit einem überraschend schnellen, beidhändigen Schwung hob er das Schwert. Simon machte einen Schritt zur Seite, lenkte Sludigs Schlag nach oben ab und erwiderte mit einem Gegenschlag. Sludig blockte ab. Das Klappern von Holz auf Holz hallte über den Steinboden.
Fast eine ganze Stunde übten sie so weiter, während über ihnen die verhüllte Sonne ihre Bahn zog. Nach und nach bekam Simon ein Gefühl für die Waffe in seiner Hand. Immer öfter erschien sie ihm als Teil seines Arms. Er verstand jetzt auch, dass das Ganze vor allem eine Frage des Gleichgewichts war – es genügte nicht, einen schweren Gegenstand zu schwingen, sondern man musste selbst der Bewegung folgen. Beine und Rücken sorgten für die nötige Kraft, und der eigene Schwung trug in die nächste Verteidigungsstellung. Das war besser, als auf den Gegner einzuhauen und nach jedem Hieb wieder zurückzuspringen.
Während sie kämpften, dachte er an Shent, das komplizierte Spielder Sithi mit seinen Finten und verwirrenden Ausfällen. Er fragte sich, ob man diese Taktik nicht auch im Schwertkampf einsetzen könnte. Er ließ zu, dass ihn seine nächsten Hiebe immer mehr aus dem Gleichgewicht brachten, bis es Sludig auffallen musste. Dann, als der Rimmersmann nach einem von Simons weit ausholenden Fehlschwüngen vorstieß, um den vorgebeugt stehenden Gegner quer über die Rippen zu treffen, ließ sich Simon von seinem Schwung einfach vorwärtstragen und drehte im Fallen eine Rolle. Das Holzschwert des Rimmersmanns sauste über ihn weg. Sofort richtete Simon sich auf und versetzte Sludig seitlich einen kräftigen Hieb gegen das Knie. Der Nordmann ließ seine Waffe fallen und hüpfte fluchend auf einem Bein umher.
»Ummu bok! Sehr gut, Simon!«, rief Binabik. »Eine überraschende Bewegung!« Jeremias neben ihm griente.
»Das hat wehgetan.« Sludig rieb sich das Bein. »Aber ein schlauer Einfall. Hören wir jetzt besser auf, bevor unsere Finger zu taub sind, um den Griff zu halten.«
Simon war sehr mit sich zufrieden. »Ginge das auch in einem echten Kampf, Sludig?«
»Vielleicht. Vermutlich nicht, wenn du eine Rüstung anhast. Du könntest umkippen wie eine Schildkröte und nicht rechtzeitig wieder in die Höhe kommen. Sei deiner Sache sehr sicher, bevor du jemals freiwillig hinfällst, sonst bist du hinterher mehr tot als schlau. Trotzdem, es war gut gemacht.« Er reckte sich. »Mir friert das Blut in den Adern. Kommt, wir gehen hinunter in die Schmiede und wärmen uns auf.«
Freosel, der junge Hauptmann von Neu-Gadrinsett, hatte einige Siedler damit beauftragt, in einer der luftigeren Höhlen eine Schmiede einzurichten. Sie waren eifrig und geschickt ans Werk gegangen und schmolzen jetzt die wenigen Metallreste ein, die sich auf dem Sesuad’ra auftreiben ließen, um daraus neue Waffen zu schmieden und alte instand zu setzen.
»In die Schmiede zum Aufwärmen«, stimmte Binabik zu. Er schnalzte mit der Zunge nach Qantaqa, die aufstand und sich streckte.
Unterwegs blieb der schüchterne Jeremias zurück, bis er mehrere Schritte hinter ihnen ging. Der Wind strich schneidend über denFeuergarten, und der Schweiß auf Simons Nacken war eisig. Seine gehobene Stimmung ließ allmählich nach.
»Binabik«, fragte er plötzlich, »warum durften wir nicht mit Graf Eolair und Isorn nach Hernystir?«
Die beiden waren tags zuvor im Morgengrauen aufgebrochen, begleitet von einer kleinen, überwiegend aus Thrithingreitern bestehenden Schar.
»Mich dünkt, die Gründe, die Josua dir nannte, entsprechen der Wahrheit«, antwortete Binabik. »Es ist nicht gut, wenn immer dieselben die Gefahr tragen – oder den Ruhm gewinnen.« Er machte ein schiefes Gesicht. »Es wird genug für alle geben in kommenden Tagen.« »Aber wir brachten ihm Dorn. Warum sollten wir nicht wenigstens versuchen, auch Minneyar, oder vielmehr Hellnagel, zu holen?«
»Nur weil du jetzt ein Ritter bist, Junge, heißt das nicht, dass es immer nach deinem Willen geht«, bemerkte Sludig bissig. »Freu dich über dein Glück und sei zufrieden. Zufrieden und still.«
Überrascht sah Simon den Rimmersmann an. »Du klingst zornig.«
Sludig wandte den Blick ab. »Ich doch nicht. Ich bin nur ein
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