Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Ein wenig Kraft kehrte zurück, und er glitt auf das Grau zu … näher, rings um ihn Schwarz … näher …
Deornoth dachte, dass er unter anderen Umständen gelacht hätte. Zuzuschauen, wie Josua dasaß und mit gespannter und respektvollerAufmerksamkeit seinen beiden ungewöhnlichen Ratgebern lauschte – einer raubvogelgesichtigen Frau mit kurzen Haaren und Männerkleidern sowie einem Troll, der ihm knapp bis zum Gürtel reichte –, das war der Inbegriff einer verkehrten Welt.
»Und was erhofft Ihr Euch nun von diesem Tiamak, Valada Geloë?«, fragte der Prinz und schob die Lampe näher an sie heran. »Wenn er ein Weiser ist wie Morgenes und Ihr, werden wir ihn gern willkommen heißen.«
Die Zauberfrau schüttelte den Kopf. »Er gehört nicht zu denen, die die Kunst ausüben, Josua, und ganz bestimmt ist er auch kein Meister der Kriegsführung. Um die Wahrheit zu sagen, ist er ein schüchterner kleiner Mann aus dem Sumpf, der eine Menge über die Kräuter weiß, die im Wran wachsen. Nein, ich habe nur deshalb versucht, ihn herzurufen, weil er dem Bund nahestand und ich Angst um ihn habe. Dinivan hatte etwas mit ihm vor, aber Dinivan ist tot. Wir dürfen Tiamak jetzt nicht im Stich lassen. Bevor der Sturm losbricht, müssen wir alle retten, die wir retten können.«
Josua nickte ohne viel Begeisterung. Vara an seiner Seite sah nicht glücklicher aus. Deornoth dachte, die Gemahlin des Prinzen hätte gewiss etwas dagegen, dass ihm ständig weitere Verantwortung auferlegt wurde, auch wenn es nur eine sehr kleine Verantwortung aus dem Marschland war.
»Danke, Geloë«, sagte Josua, »und Dank auch, dass Ihr noch einmal versucht habt, zu meiner Nichte Miriamel vorzudringen. Ich mache mir immer mehr Sorgen um sie.«
»Es ist eigentümlich«, erwiderte die Zauberin. »Es gibt da etwas Ungewöhnliches, etwas, auf das ich mir keinen Reim machen kann. Fast ist es, als hätte sich die Prinzessin gegen uns abgeschirmt, obwohl sie nicht über die dafür erforderliche Gabe verfügt. Ich stehe vor einem Rätsel.« Sie reckte sich, als verwerfe sie einen nutzlosen Gedanken. »Aber es gibt noch mehr zu berichten.«
Binabik trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Bevor Geloë fortfahren konnte, berührte er ihren Arm. »Vergebt mir, aber ich sollte mich um Simon kümmern und dafür sorgen, dass die Unerfreulichkeit der Traumstraße von ihm weicht und er sich ausruhen kann.«
Geloë lächelte beinahe. »Wir beide können uns später unterhalten.«
»Geht, Binabik«, forderte Josua ihn auf. »Ich besuche ihn nachher auch. Er ist ein tapferer Junge, wenn auch vielleicht ein wenig übereifrig.«
Der Troll verneigte sich tief und trottete zum Zelteingang hinaus.
»Ich wünschte, meine weiteren Nachrichten wären gut, Prinz Josua«, begann Geloë wieder. »Aber die Vögel haben mir Besorgniserregendes zugetragen. Von Westen nähert sich uns eine große Schar Bewaffneter.«
»Was?« Josua fuhr erschrocken hoch. Neben ihm bedeckte Vara schützend den Bauch mit den Händen. »Ich verstehe Euch nicht. Wer hat Euch diese Botschaft gesandt?«
Die Zauberfrau schüttelte den Kopf. »Ich spreche nicht von Brieftauben, die kleine Pergamentstreifen befördern. Ich meine die wilden Vögel. Ich kann mit ihnen sprechen … in gewisser Weise. Genug, um zu verstehen, worauf es ankommt. Vom Hochhorst her marschiert ein kleines Heer auf uns zu. Sie sind durch die Städte des Hasutals geritten und folgen jetzt dem Südrand des großen Waldes ins Grasland hinein.«
Deornoth starrte sie an. Als er Worte fand, klang seine Stimme sogar für ihn selbst schwach und zänkisch. »Ihr redet mit Vögeln?«
Geloë warf ihm einen scharfen Blick zu. »Das hat Euch vielleicht schon das Leben gerettet. Was glaubt Ihr, wie ich Euch an den Ufern des Stefflod finden konnte, als Ihr im Dunkeln mit Hotvigs Männern kämpfen wolltet? Und wie hätte ich Euch damals, ganz zu Anfang, in der ungeheuren Tiefe des Aldheorte aufspüren sollen?«
Josua hatte Vara die Hand auf die Schulter gelegt, als wollte er sie beruhigen, obwohl sie einen durchaus gelassenen Eindruck machte. Als er sprach, klang seine Stimme ungewöhnlich hart. »Warum habt Ihr uns das nicht früher gesagt, Geloë? Und was hättet Ihr uns sonst noch wissen lassen können?«
Die Waldfrau schien eine scharfe Antwort zu unterdrücken.
»Ich habe Euch alles mitgeteilt, was wichtig war. In diesem Winter, der das ganze Jahr dauert, hat es betrüblich wenig gegeben, das ich Euch hätte erzählen
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