Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Gedankenversunkenheit aufgeschreckt wurde.
»Ich bin überrascht, Euch wach zu finden.« Die Lampe in Josuas Hand tauchte sein schmales Gesicht in gelbes Licht. »Binabik sagte mir, er habe Euch schlafend zurückgelassen.«
»Ich bin eben erst aufgewacht, Hoheit.« Simon wollte aufstehen, verhedderte sich in der Zeltklappe. Beinahe wäre er hingefallen.
»Ihr solltet Euch lieber hinlegen. Der Troll sagte, Ihr hättet Euch in großen Schwierigkeiten befunden. Ich verstehe nicht viel von dem, was Ihr vier getan habt, aber genug, um zu wissen, dass Ihr ins Bett gehört.«
»Es geht mir gut.« Wenn der Prinz ihn für kränklich hielt, würde er ihn nirgendwohin schicken und Simon hatte keine Lust, von künftigen Unternehmungen ausgeschlossen zu werden. »Wirklich. Es war nur eine Art Alptraum. Ich fühle mich wohl.«
»Hm.« Josua betrachtete ihn zweifelnd. »Wenn Ihr meint. Nun, dann kommt mit – begleitet mich ein Stück. Vielleicht könnt Ihr danach umso besser schlafen.«
»Begleiten?« Simon verfluchte sich innerlich. Gerade jetzt, wo er brennend gern allein sein wollte, hatte ihm sein törichter Stolz wieder einmal eine Falle gestellt. Immerhin, es bot sich die Möglichkeit, mit Josua zu reden.
»Ja, nur ein kleiner Gang über den Gipfel. Holt Euch aber etwas zum Anziehen. Binabik würde mir nie verzeihen, wenn Ihr Euch in meiner Gesellschaft einen Schnupfen holtet.«
Simon kroch zurück ins Zelt und fand seinen Mantel. Eine Zeitlang gingen sie schweigend nebeneinanderher. In den Trümmern des Sesuad’ra spiegelte sich unheimlich das Licht von Josuas Lampe.
»Ich würde Euch gern helfen, Prinz Josua«, begann Simon endlich. »Ich möchte das Schwert Eures Vaters zurückholen.«
Josua antwortete nicht. »Wenn Ihr Binabik mit mir gehen lasst, wird niemand uns bemerken. Wir sind zu unbedeutend, um die Aufmerksamkeit des Königs auf uns zu lenken. Wir haben Euch Dorn gebracht, wir können Euch auch Hellnagel bringen.«
»Es kommt ein Heer«, sagte der Prinz. »Anscheinend hat meinBruder erfahren, dass wir entkommen sind, und will die Sache nun zu Ende bringen.«
Als Josua berichtete, was er von Geloë erfahren hatte, merkte Simon, wie ein überraschendes Gefühl von Befriedigung in ihm aufstieg. Also konnte er doch noch etwas tun! Gleich darauf dachte er an die Frauen, Kinder und alten Leute, die in Neu-Gadrinsett eine neue Heimat gefunden hatten, und schämte sich über seine Freude. »Was können wir tun?«, fragte er.
»Wir warten.« Vor der dunklen Masse des Hauses der Wasser blieb Josua stehen. In der verfallenen Steinrinne zu ihren Füßen plätscherte ein schwarzes Bächlein. »Es steht uns kein anderer Weg mehr offen. Wir warten und treffen unsere Vorbereitungen. Wenn Guthwulf, oder wer sonst diese Truppen anführt – es könnte sogar mein Bruder selbst sein –, hierherkommt, werden wir kämpfen und unsere neue Heimat verteidigen. Verlieren wir … nun, dann ist alles aus.« Der Gipfelwind hob ihre Mäntel und zupfte an ihrer Kleidung. »Sollte Gott uns einen Sieg schenken, werden wir versuchen, einen Vorstoß zu unternehmen und das Beste daraus zu machen.«
Der Prinz ließ sich auf einem eingestürzten Mauerstück nieder und winkte Simon, sich zu ihm zu setzen. Er stellte die Lampe hin. Riesengroß fielen ihre Schatten auf das Haus der Wasser. »Wir müssen unser Leben jetzt von Tag zu Tag leben und dürfen nicht zu weit vorausplanen, sonst verlieren wir auch das wenige, das wir noch besitzen.«
Simon starrte in die tanzende Flamme. »Und was ist mit dem Sturmkönig?«
Josua schlug den Mantel enger um sich. »Ich weiß nicht – aber wir müssen uns an die Dinge halten, die wir verstehen.« Er wies mit der Hand auf die schlummernde Zeltstadt. »Es sind Unschuldige zu schützen. Ihr seid jetzt ein Ritter, Simon. Das ist Eure Aufgabe. Ihr habt es geschworen.«
»Ich weiß, Prinz Josua.«
Der Ältere schwieg eine Weile. »Außerdem muss ich jetzt an mein eigenes Kind denken«, sagte er dann. Sein grimmiges Lächeln war eine winzige Bewegung im Glühen der Lampe. »Hoffentlich wird es ein Mädchen.«
»Warum?«
»Früher, als junger Mann, wünschte ich mir als erstes Kind immer einen Sohn.« Josua hob das Gesicht zu den Sternen. »Ich träumte von einem Sohn, der das Lernen und die Gerechtigkeit lieben und keinen meiner Fehler haben würde.« Er schüttelte den Kopf. »Aber jetzt hoffe ich, dass unser Kind ein Mädchen ist. Denn wenn wir verlören und er überlebte, würde man meinen Sohn
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