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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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angetan hat.«
    Sie schob Marthe gebratenes Fleisch und Wein zu, doch die ließ die Köstlichkeiten unberührt. Sie würde jetzt keinen Bissen hinunterbekommen.
    Ein grausiges Bild stand vor ihren Augen, das sie einfach nicht vertreiben konnte: zwei gepfählte Leichen auf dem Richtplatz, die diesmal die Gesichter von Christian und Hedwig trugen. Sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen, so sehr schüttelte sie das Entsetzen.
    Gero und Lukas traten ein und starrten auf die schluchzende Marthe. Lukas unterdrückte nur mit Mühe den Wunsch, sie an sich zu ziehen und zu trösten.
    »Du bist also die berühmte weise Frau, die Raimunds Bein und Leben gerettet hat«, versuchte Gero die Situation aufzulockern.»Ich hatte mir dich ganz anders vorgestellt, älter und nicht so hübsch. Und vor allem nicht so aufgelöst …«
    Elisabeth fiel ihm ins Wort. »Gero, dafür ist jetzt keine Zeit! Habt ihr etwas erfahren können?«
    In diesem Moment kam Raimund zurück und sagte: »Es steht schlecht.«
    Er berichtete, was er erfahren hatte, dann ritt er mit Marthe ins untere Viertel, wie Christian es wollte. Hedwig würde vorerst sowieso keine Verwendung mehr für sie haben.
    »Er sagte, von hier aus wüsstest du allein weiter.«
    Marthe nickte, glitt vom Pferd und bedankte sich. Doch Angst und Sorge schnürten ihr das Herz ab.
    »Werdet Ihr ihn retten können, Herr?«, fragte sie.
    »Sorge dich nicht«, versuchte Raimund sie und sich selbst zu beruhigen. »Christian ist nicht das erste Mal in Schwierigkeiten, und er ist bisher immer wieder rausgekommen. Wir lassen ihn nicht im Stich.«
    Bangen Herzens sah Marthe Raimund nach, bis der im Gewimmel der Gassen verschwunden war. Dann ging sie zu Josefas Haus.
    Die Alte schien wenig überrascht, als sie eintrat. Aufmerksam musterte sie Marthes Gesicht und sagte dann nur: »Ich sehe, jetzt bist du bereit.«
     
    Der Morgen graute schon, als Markgraf Otto endlich zu Hedwig zurückkehrte. Ohne Anstalten zu machen, sie aus ihrer demütigenden Lage zu befreien, blieb er zwei Schritte vor ihr stehen und verschränkte die Arme. »Nun, was hast du mir zu sagen?«
    Bleich vor Müdigkeit und Wut straffte sich Hedwig in der unbequemen Haltung, in der sie die Nacht hatte verbringen müssen. »Otto von Wettin! Was fällt dir ein, mir das hier anzutun undmich dermaßen zu beschuldigen! Noch nie hat mich jemand so beleidigt. Dabei weiß ich nicht einmal, was du mir überhaupt vorwirfst.«
    »So«, höhnte Otto. »Du bist also ein treues, ergebenes Eheweib? Und was für heimliche Treffen hast du mit Christian?« Hedwig schnappte nach Luft. »Dieser Vorwurf ist so absurd, dass du selbst erkennen solltest, dass hier jemand Ränke schmiedet. Du hattest nie Grund und Anlass, an mir zu zweifeln. Und auch nicht an Christian. Er ist einer deiner treuesten Gefolgsleute. Er hat mir das Leben gerettet – und heute auch deinem Sohn!«
    In Ottos Gesicht waren für einen Moment Zweifel und Überraschung zu sehen. Doch dann hielt er ihr mit neu aufflammender Wut ein Pergament vors Gesicht. »Erst flüsterst du mit ihm in meiner Halle und machst ihm schöne Augen vor der gesamten Dienerschaft. Und dann das hier – wie willst du das erklären?«
    Hedwig warf nur einen kurzen Blick auf das Schreiben.
    »Ich werde nicht antworten, bevor du mich aus dieser unwürdigen Lage befreit hast.«
    Otto überlegte und band sie schließlich los.
    Hedwig unterdrückte mühsam den Wunsch, mit den Fingernägeln auf ihn loszugehen.
    »Hältst du mich wirklich für so dumm, dass ich mir einen Liebhaber nehme und auch noch eine schriftliche Verabredung als Beweis hinterlasse? Ich weiß nicht einmal, ob Christian lesen kann. Kaum einer deiner Ritter kann es. Und was er mir vor aller Augen zugeflüstert hat, war eine vertrauliche, aber außerordentlich viel versprechende Neuigkeit, mit der wir
dich
erfreuen wollten.«
    Otto wedelte mit dem Pergament. »Es wurde unter Christians Sachen gefunden.«
    »Jeder könnte es dorthin gelegt haben. Christian hat genug Feinde hier – und ich auch. Nur konnte ich mich bis heute Nacht darauf verlassen, dass mein Gemahl mich vor ihnen beschützt statt auf sie zu hören und mich ihnen zum Fraß vorzuwerfen.«
    Sie atmete tief durch, um ruhiger zu werden. »Dass du solchen Anschuldigungen Glauben schenkst, kränkt mich zutiefst. Wenn dir niemand von den Schriftkundigen hier einfällt, der mir und Christian übel will, dann lass dir von dem Zusammenstoß erzählen, der sich heute zwischen ihm und

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